sich das Vergnügen nicht versagt, aber diese gehört dann
zn den Emancipirten. Sonst verbietet die Sitte den Weihern
das Schnupfen; ja, ein Mädchen, das sich sollte
dazu verleiten lassen, läuft Gefahr deshalb unverheirathet
zu bleiben. Die eigentümlich geformten Schnupftabacks-
dosen findet man oft mit Silber oder Gold verziert. Sie
sind den Isländern charakteristisch und finden sieh in keinem
Lande in der Art wie hier. Meist aus Holz, oft aber auch
aus Kuhhörnern, Walrosszähnen oder Porzellan verfertigt,
haben sie entweder eine birnförmige oder Pfeifenkopfgestalt
und sind an ihrem spitzen Ende mit einem Pfropfen versehen,
welcher häufig mit einem goldenen oder silbernen
Kettchen befestigt ist. Wenn sie nun schnupfen, so werfen
sie den Kopf in den Nacken und schütten eine ansehnliche
Ladung des überaus starken Tabacks in die Nase.
Nachdem wir bei dem gastfreundlichen Kaufmanne durch
ein reichliches und wohlzubereitetes Frühstück uns gestärkt
hatten, brachen wir um halb 2 Uhr auf. Der Student
BranÖur Tomasson begleitete uns auf einem feurigen
Pferdchen bis nach MelstaÖir, das wir zum Ziel
unserer Tagereise uns vorsetzten. Der Weg dorthin, welcher
über Staöarbakki führt, ist sehr schlecht, fast so
schlecht, wie der vom Holtavöröuvatn nach Melar. Ein morastiger
Pfad, in welchen unsere armen Pferde oft knietief
einsanken, zieht sich, durch spitzige Steine und Pfützen oft
fast ungangbar gemacht, über einen hohen Bergrücken, den
Hrütafjaröarhals, welcher mit Basaltblöcken wie besäet ist.
Die Luft war kalt. Das Thermometer zeigte um 9 Uhr morgens
+ 10° C., um 6 Uhr abends + 9Ö C. In der Ferne
sahen wir viele eisbedeckte Berggipfel und schwere Regenwolken
zogen sich unheildrohend im Süden am Horizonte
zusammen: alles sagte uns nur zu deutlich, dass wir in Island
seien und ohne Unannehmlichkeiten und Strapazen
aller Art nicht unser Endziel, den Mückensee, erreichen
würden. Wir beeilen uns jedoch hinzuzufügen, dass die
letzten drei Tagereisen, ungefähr die lästigsten von allen,
trotzdem nicht im Stande waren, unsere gute Laune zu verscheuchen.
Mit einem Witz, mit einem heitern Liede setzt
man sich über ein nasses Nachtlager, über einen schlechten
Weg und andere dergleichen Uebelstände leicht hinweg.