wenig dar, was die Aufmerksamkeit des Reisenden einiger-
massen zu fesseln vermöchte.
Jeder, der nach Island kommt, wird sicherlich finden,
dass er sich von demjenigen Vulkan, welcher mit dem Aetna
und Vesuv ihm in der Schule als der vorzüglichste feuerspeiende
Berg Europas genannt wurde, eine ganz falsche
Vorstellung gemacht hat. Nur die für Island vergleichungsweise
grosse Häufigkeit der Eruptionen (25 in 857 Jahren)
ist es, was der Hekla einen Rang unter den europäischen
Vulkanen verliehen hat, denn an Stärke derselben übertreffen
sie viele Berge in Island, denen sie auch an Gipfelhöhe
bei weitem nachsteht. Was endlich die äussere Erscheinung
anbetrifft, so lässt die plump gestaltete Bergmasse
kaum einen Vergleich zu mit dem nahegelegenen malerischen
Prihyrningur, dem stolzen Tindfjallajökull und
dem majestätischen Eyjafjallajökull, dessen Schneehaupt
während unserer gestrigen Tagereise den Hintergrund der
Landschaft bildete.
Trotzdem hätten wir gern die Hekla erklettert, sowohl
um die Gestalt der einzelnen Krater als auch die schnee-
sclimelzende Fumarolenthätigkeit in ihrer Nähe in Augenschein
zu nehmen, aber die Kürze der Zeit, die uns noch
zu Gebote stand, bewog uns zu dem Entschluss, unsern
ursprünglichen Plan einer Heklabesteigung aufzugeben, und
die Tage, welche uns noch vergönnt waren, den Geysir zu
widmen.
Von Skriöufell, wo wir wegen der Müdigkeit der Pferde
etwas länger verweilen mussten, gedachten wir im Laufe
des Nachmittags und Abends über Storinupur nach Hruni
zu gelangen. Am Morgen trat unser Wirth, Jön Sigurös-
son, in unser kleines Schlafgemach und theilte uns mit,
dass in Storinupur ein bösartiger Typhus wüthe und kein
Mensch sich in die Nähe dieses Ortes wage, worauf Jön
Yngjaldsson sich erbot, uns auf einem nähern Bergpfade an
Störimipur (grosse Bergkuppe) in der Entfernung vorbei nach
Steinsholt (Steinhügel), der Hälfte unsers Wegs, zu führen.
Um 12 Uhr ritten wir von Skriöufell ab über die grünen
Wiesen, welche den Bauerhof umgeben. Auf steilen und
glatt abschüssigen Felsenpfaden, hart an dem Ufer der raschströmenden
Ujörsä entlang und durch wilde zerrissene Tuffgebirge
gelangten wir in kurzer Zeit nach Steinsholt. Hiei
in dem schönen Hof gute, einem wohlhabenden Bauer gehörig,
verliess uns der wackere Jön Yngjaldsson, der uns
von Ishöll, jenseit des Sprengisandur durch die grosse Wüste
geleitet; seine Aufgabe war glücklich gelöst und wir hatten
alle Ursache, mit dem braven Manne zufrieden zu sein; seit
jenem leidigen Anfall hinter Kiöagil war er stets munter
und wohlgemuth geblieben, und wir haben, neben ihm herreitend,
durch manche Wörter und Redensarten unsere Kennt-
niss der erstaunlich reichen und wohlklingenden Sprache Islands
vermehrt. Der ungeheuere Formenfeichthum ist es
vornehmlich, welcher die Erlernung des Isländischen dem
Fremden so ungemein erschwert, sodass einer der ersten
Sprachkenner Europas es mit dem Sanskrit in dieser Hinsicht
auf eine Linie stellt.
Wir bezahlten Jön mit 28 dänischen (ungefähr 20 deutschen)
Thalern, im Grunde genommen eine unbedeutende
Summe, wenn man bedenkt, dass es nun noch sechs Tage
dauert, ehe er seinen kleinen Heimatsort Myri wiedersieht;
und welch ein trauriger Weg durch die unwirkliche Wüste,
in grösster Einsamkeit', nur von seinen zwei Pferden begleitet,
die öde gefahrvolle Wildniss zu durchziehen! Er schüttelte
uns treuherzig die Hand, nahm von Ölafur und Arni
auf echt isländische Weise Abschied und sprengte' fort;
möge er glücklich die lange Reise überstanden und den
Tag der Heimkehr im fernen Myri geschaut haben.
Die Gegend, welche wir jetzt zu durchreiten begannen,
wird auf verhältnissmässig sehr beschränktem Raum in fast