pfeifer, der überaus häufig ist, und die noch viel zahlreichere
arktische Seeschwalbe, die mit ihrem blutrothen
Schnabel fortwährend einen kreischenden Ton ausstösst,
daher die Isländer diesen niedlichen Vogel Toria nennen.
Am linken Ufer stromaufwärts reitend, erblickten wir
nach einem kurzen Ritte eine schöne Cascade vor uns und
zu unserm höchsten Erstaunen am gegenüberliegenden Ufer
eine kleine Gesellschaft von isländischen und dänischen Damen
und Herren, die in unmittelbarster Nähe des Wasserfalls
auf einem von hohen Basaltfelsen geschützten Grasplatze
sich niedergelassen hatten und im Begriff standen,
das mitgebrachte Abendessen zu verzehren. Freundlich luden
sie uns ein daran theilzunehmßn. Es handelte sich nur
darum, über den reissenden Fluss zu gelangen. Wir ritten
noch eine lange Strecke aufwärts, ehe eine passende Ueber-
gangsstelle gefunden war. Das Flussbett ist so mit grossen
Steinen und Felsblöcken angefüllt, dass di*e Pferde nur sehr mühsam hindurchgehen können. Als aber endlich der Grasplatz
erreicht war, wurden wir durch Wein, Lachs, isländisches
Gebäck, vor allem durch die liebenswürdige Unterhaltung
unserer freigebigen Wirthe auf das angenehmste
für den langen Ritt entschädigt.
Die Umgebung war sehr romantisch. Wild durcheinander
geworfene Lavablöcke lagen ringsumher. Vergebens suchte
die allbelebende Natur eine grüne Grasdecke üher die nackten
Steine zu breiten, überall ragten sie hervor zwischen dem Grün.
Der stets brausende und donnernde Wasserfall, die pfeilschnell
fliessende Lachself und der weit vorspringende Fels,
unter dem wir ruhten, verliehen dem Orte noch einen be-
sondern Reiz, und wir fanden die Idee, eine Lustpartie in
eine unbewohnte isländische Wildniss zu machen, nicht mehr
so grotesk, wie sie uns zuerst vorkam.
Auf dem Heimwege hatten wir Gelegenheit die grosse
Sicherheit und Eleganz zu bewundern, welche die isländischen
Damen beim Reiten bekundeten. Jeder Isländer und
jede Isländerin .sind geborene Reiter und Rossbezwinger.
Wie die Araber können sie mit ihren Pferden machen, was
sie wollen.
Zu den Ausflügen, welche vor dem Antritt unserer Reise
in das Innere von Reykjavik aus gemacht wurden, gehört
auch ein zweitägiger nach den brennenden Bergen (Bren-
nisteinnämur, d. i. Schwefelgruben) bei Krisuvik im Gull-
bringusysla an der Südwestküste.
Da sich mehrere der mit dem «Arcturus» angekomme-
nen Reisenden uns anschlossen, so wurde die Gesellschaft
ziemlich zahlreich. Sie bestand mit Einschluss des wackern
Führers Zoega, der englisch spricht, aus 10 Personen mit
14 Pferden.
Bekanntlich kann man in Island nur zu Pferde reisen.
Das Land ist für Wagen oder Schlitten zu uneben und
Landstrassen gibt es nicht, also ist das Pferd das einzige
Transportmittel; es verdient daher zum wenigsten kurz gekennzeichnet
zu werden.
Selten unter 11 und über 13 Faust hoch, öfter rauh- als
glatthaarig, sind die isländischen Pferde zwar klein, aber
sehr stark, dauerhaft und sicher. Da sie keinen Stall kennen
und jahraus jahrein im Freien leben — im Winter den
Schnee wegscharrend, um spärliche Grashalme zu finden,
im Sommer oft bis zur Raserei von Mücken geplagt —, sind
sie gegen jegliche Witterung abgehärtet. Welcher Anstrengungen
sie fähig sind, welche Entbehrungen sie zu ertragen
vermögen, wie wenig sie bedürfen, das hatten wir im Verlauf
der Reise mehrmals zu erproben Gelegenheit und ihre
Treue, ihre Zuverlässigkeit und Klugheit kamen uns oft
sehr zu statten. Hatten wir z. B. beim Jagen die Führer
und Packpferde aus dem Gesicht verloren, ohne zu wissen
welche Richtung sie eingeschlagen hatten, so brachten uns