der westlichen Seite des Esja war die Sonne untergegangen,
an der östlichen ging sie nach einer kaum zweistündigen
taghellen Nacht wieder auf. Der immerhin etwas melancholische
Eindruck, den jeder schöne Sonnenuntergang mit
sich führt, ist vollständig verwischt durch Auroras jugendlich
heiteres Antlitz, das einen herrlichen Tag uns verheisst.
Dieses sonderbare Schauspiel, dass die Sonne an der
einen Seite eines einzeln stehenden Berges unter- und
sehr bald an der ändern wieder aufgeht, hatten wir später
noch einmal, bei Kalmanstünga (Abschnitt Y), zu beobachten
das Glück.
Yon der Südseite aus gesehen, nimmt sich Reykjavik
bedeutend vortheilhafter aus als von der Seeseite. Geht
man an das westliche Ufer des vorhin erwähnten Sees, so
erblickt man die ganze Häusermasse vor sich. Sie liegt
zwischen den beiden bereits erwähnten Hügeln, auf denen
man zwei Windmühlen sieht, die einzigen in ganz Island.
Das Meer ist nur in einem schmalen Streifen sichtbar, aus
dem im Sommer gewöhnlich einige Schiffsmasten hervorragen.
Im Hintergründe erheben sich der Esja und der
1160 Euss hohe Akrafell mit ihren Ausläufern. Von Gebäuden
fällt am meisten die ganz aus Stein gebaute Kirche
auf, mitten im Vordergründe, während sich rechts die
Schule erhebt, ein grösser hölzerner Bau mit einem schönen
Grasplatz davor. Zur Linken erblickt man nur kleine Hütten
und aus Erde und Lava aufgeführte dürftige Fischerwohnungen,
die den ganzen Hügelabhang bedecken.
In der Vogelperspective Reykjavik betrachtend, sieht man,
dass es quadratförmig angelegt ist. Die Westseite wird durch
die erste, die Nordseite durch die zweite Strasse gebildet.
Sonst hat Reykjavik keine Strassen. Im Süden und Osten
wird das Viereck durch zwei Wege vervollständigt, von denen
der eine an dem linken Ufer eines Bächleins hinläuft, welches
aus dem See in das Meer abfliesst. Der andere führt am