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 und  einen  zweiten  hohen  steinigen  Berg  zu  kreuzen,  
 der  dieses  von  der  Laxa  trennt.  Der  ganze  Weg  von  
 Aküreyri  ist  einer  der  ermüdendsten,  die  wir  bisjetzt  zu-  
 rücjjgelegt  haben.  Steile  und  hoch  sich  erhebende  Bergketten, 
   alle  mit parallelem Verlauf,  sind zu übersteigen  und  
 in  den  Thälern  fiiessen  tiefe  und  reissende  Ströme,  welche  
 der  Reisende  nicht  zu durchwaten vermag.  Dazu kam noch,  
 dass  plötzlich  im  Südosten  von  den Bergen  her ein dunkelschwarzer  
 Regenschauer  aufzog,  welcher  die  ganze  Hälfte  
 des Horizonts  in  tiefe Finsterniss  einhüllte;  doch  der  heftig  
 stürmende Wind beschützte uns,  und  ohne  uns  ernstlich  zu  
 durchnässen,  wurde  er  rasch  über  unsern  Häuptern  weg  
 nach  Nordosten  dem  Meere  zugetrieben. 
 Von  Vögeln  schossen  wir  am  häufigsten  die  Harlekinente  
 (Anas Mstrionica),  den Brachvogel  (Numenius phaeo-  
 pus) und den Goldregenpfeifer (Charadrius pluvialis), welche  
 beiden letztem auch hier wie im Westlande sehr gemein  sind. 
 Am Abend  langten  wir  in  fverä  im Laxärdalur  an.  An  
 den  Besitzer  des  Gehöfts,  den  Vorsteher  des  Hreppur,  Jön  
 Joakimsson,  waren  wir  von  Reykjavik  aus  empfohlen. 
 Schon  von  fern  hatten  wir  auf  einem  kleinen  vor  dem  
 Gehöft  gelegenen  Teiche  einige  seltene  Entenarten  wahrgenommen, 
   und  die Begierde,  ihrer habhaft zu werden,  war  
 bei  einem  Theile  unserer  Gesellschaft  so  stark,  dass  die  
 Schützen  sogleich  auf  das  vielversprechende  Gewässer  zueilten  
 und  die  Jagd  begannen;  unterdessen  waren  die  ändern  
 mit den Führern vorausgeritten und traten in die Wohnung  
 ein.  Der  Besitzer,  welcher  schon  im Bett  lag,  erhob  
 sich  sogleich,  und  nachdem  er  den  Brief  gelesen,  bot  er  
 uns  mit  grösser  Freundlichkeit  seine  eigene  Stube  und  die  
 Kirche  als  Schlafstätte  für  die  Nacht  an.  Während  er auf  
 den  Hof hinaustrat,  um  beim  Abpacken  der  Pferde  behülf-  
 lieh  zu  sein,  erkrachten  in  der  Richtung  vom  Teiche  her 
 ein  paar  Schüsse ;  da  erhielt  plötzlich  das  Gesicht  des  
 Mannes  einen ungemein grimmigen Ausdruck und zum höchsten  
 Zorn  gereizt,  schrie  er  vor  Wuth zitternd  aus  Leibeskräften, 
   der  Jagd Einhalt  zu  thun,  wobei  sich  eine  Flut  
 von  isländischen Schimpfwörtern  ergoss;  da  die Entfernung  
 ziemlich  beträchtlich  war,  so  merkten  die  beiden  eifrigen  
 Schützen  nichts  von  seiner  Entrüstung;  als  nun  weitere  
 Schüsse  knallten,  erreichte seine Gereiztheit den Höhepunkt  
 und  Gott  weiss.,  was  sich ereignet hätte,  wenn  nicht  glücklicherweise  
 die  Jäger  von  selbst  kehrt  gemacht  und  den  
 Weg  nach  dem  Hause  angetreten  hätten.  Als  sie  näher  
 kamen  und  es  sich  zeigte,  dass  nur  wenige  alte Vögel zum  
 Opfer  gefallen  waren,  besänftigte  sich  seine  Wuth,  und  er  
 setzte  uns  auseinander,  dass  er  die Vögel  hege,  deren Eier  
 sammele  und  verzehre.  Sein  Grimm  verrauchte  ebenso  
 rasch  als  er  entstanden  war,  und  nach  einigen Entschuldigungen  
 wegen  unserer  Unkenntniss,  die  wir  auf  gut  Isländisch  
 vorbrachten,  fand  eine  grosse  Versöhnungsscene  statt  
 und  der  zornige  Mann  wurde  sogar  sehr  freundlich. 
 Wir  schliefen  in  der  Kirche.  Ueber  dem  Altar  befand  
 sich ein uraltes Bild,  das Abendmahl  darstellend;  die Köpfe  
 waren  sehr  roh  gezeichnet  und  sahen  wie  Caricaturen  aus,  
 die  Haltung  der  Figuren  war  lächerlich  steif und  eckig. 
 Am  folgenden  Morgen  entschloss  sich  unser  Wirth,  die  
 Liebenswürdigkeit  seihst,  uns  noch  ein  Stück  Wegs  das  
 Geleit  zu  geben  und  setzte  uns  zum  Abschied  von  i*verä  
 noch  einen  alten  Portwein  vor.  Als  wir  fortritten  und  an  
 seinem Teich,  den er  Pverärtjörn  nannte,  vorbeikamen,  erlaubte  
 er  uns  gutmüthig  lächelnd  sogar,  eine  Ente  zu  
 schiessen.  Angenehm berührte uns der Anblick eines kleinen  
 Kartoffelfeldes,  auf welchem wir einen Pflug gewahrten,  den  
 einzigen,  den  wir  in  Island  fanden.  Bald  darauf  zeigte  er  
 uns.  die  Eurt  durch  die  Laxa,  den  breitesten  hluss,  den  
 wir  bisjetzt  durchritten,  der  aber  ziemlich seicht und wenig