dass er-frei blieb von der Übeln Angewohnheit, ein Verdienst,
welches jedoch vollständig aufgehoben wird durch
übermässiges Schnupfen, ja Tabackkauen.
Ein zweistündiger Ritt brachte uns an den Fluss Brüarä
(Brückenfluss), dessen brausendes Geräusch wir schon von
weitem wahrgenommen hatten; es ist dies einer der wenigen
Ströme Islands, über welche eine Brücke führt. Diese Brücke
reicht aber keineswegs über die ganze Breite des Flusses,
sondern nur über einen in der Mitte des Bettes befindlichen
Abgrund. Etwas aufwärts von der Stelle, wo man über die
Brüara setzt, beginnt nämlich mitten in dem Bette derselben
eine klaffende Spalte, welche stromabwärts sich auf-
thut; diese Kluft hat an der Stelle, wo die Brücke über
sie geschlagen ist, eine Breite von 12 Fuss. Oberhalb derselben
bildet der Strom einen schäumenden Wasserfall und
seine Wellen ergiessen sich dann wildtosend in den Riss im
Flussbett. Die Brücke, einfach aus Holz gezimmert, schwankte
hin und her, und die Pferde bedurften eines bedeutenden
Antreibens, um sie über den Abgrund zu bringen, zwischen
dessen Wänden das Wasser mit Gewalt einherbrauste.
In Miödalur, das ungefähr halbwegs zwischen den Geysir
und b’ingvellir liegt, steht eine stattliche und geräumige hölzerne
Kirche. Nach und nach kamen wir, dem Laugardalur
folgend, an das Laugarvatn. Einem hellen Spiegel gleich lag
die grosse Wasserfläche vor uns; rund um den See stieg
an verschiedenen Orten der Dampf der heissen Quellen auf,
der sich in die Lüfte verlor, ein seltenes, reizendes Schauspiel.
Kochend heisse Springbrunnen entwickeln sich auch
* an manchen Stellen der Seefläche. Kleine Teiche dicht am
Ufer des Sees sind in fortwährender siedender Bewegung,
einem steten Aufwallen und Brodeln begriffen. Bei ändern
Quellen springt das Wasser in ungleichen Zwischenräumen,
die Strahlen erheben sich aber nie zu ansehnlicher Höhe,
^ die höchsten erreichen kaum 3—4 Fuss; der Ausbruch ging
stets mit ungestümer Heftigkeit vor sich und eine beträchtliche
Menge Dampfes wirbelte empor. Die Temperatur des
Wassers beträgt 98—100° C. Der Rand der Quellen ist
mit überaus feinen und zarten Inkrustirungen umsäumt.
Die Aussicht um das Laugarvatn erregte unsere Bewunderung;
der klare See mit den wirbelnden Dampfmassen,
die ausgedehnte Ebene, von breiten und schönen Flüssen
durchschlängelt, die dreigipfelige Hekla und der ferne
Eyjafjallajökull gaben ein recht malerisches Landschaftsbild,
d. h. in isländischem Sinne, zwar ohne Baum und Strauch,
dabei aber trotz der Dämmerung durch merkwürdige Klarheit
und Durchsichtigkeit der Atmosphäre ausgezeichnet,
welche alle Farbentöne von dem mittäglichen Tiefblau bis
zum abendlichen Safrangelb durchlief. Südlich von dem
Laugarvatn liegt ein anderer grösserer See, das Apavatn,
der wie jener mit der Bruara in Verbindung steht.
In geringer Entfernung von dem Apasee ist die ehemalige
Hauptstadt von Island, Skalholt, gelegen, die Wiege
isländischer Gelehrsamkeit und Dichtkunst, der ältberühmte
Bischofssitz, jetzt ein Häuflein ärmlicher Hütten nebst einer
verfallenen Kirche, kaum ein Schatten der prächtigen Hauptkathedrale
Altislands.
Hinter dem Pachthofe Laugarvellir zog am Saume des
Horizonts von Osten her eine grauschwarze Wolke auf und
die Dunkelheit lagerte sich regenverkündend über die ganze
Gegend. Das isländische Klima ist durch diese merkwürdige
und plötzliche Veränderung in der Witterung bei allen
Reisenden berüchtigt.
Zuerst fiel nur ein feiner Dunststaub, welcher sich aber
bald in einen anhaltenden, starken Regen verwandelte, den
ein stürmischer Wind uns gerade in das Gesicht trieb,
dazu führte der Weg durch eine überaus öde Gegend. Mit
dem Regen senkte sich dichter Nebel hernieder; die kolossalen
Gestalten der schwarzen verbrannten Berge, zwischen