sei hier ausdrücklich bemerkt, dass viele Geologen die
Flammen, welche zuweilen bei vulkanischen Eruptionen
beobachtet wurden, durch brennendes Wasserstoffgas, oder
noch besser Schwefelwasserstoffgas erklärt haben, während
andere das Vorkommen von wirklichen Feuerflammen bezweifeln
und die Erscheinung, welche man ’dafür) ausgegeben
hat, für den blossen Widerschein der feurig leuchtenden,
den Kraterschlund erfüllenden Lava in der darüber-
sclrwebenden Rauchsäule halten.
Die Rauchsäule besteht der Hauptsache nach aus Wasserdampf,
untermischt mit feinem staubartigen Aschentheilchen;
sie erscheint nachts als rothe Feuersäule, was aber in der
Regel nicht von brennbaren Gasen herrührt, da diese nur
schwache Flammen bilden würden; jene nächtliche Erscheinung
wird ohne Zweifel nur durch den Widerschein
der im Krater wallenden glühenden Lava oder durch zahllose
glühende Schlackenpartikelchen herbeigeführt,-welche
in der Rauchsäule hin- und herfliegen.
Bei vielen der isländischen Vulkane (unter anderm Köt-
lugjä, Orsefajökull) haben sich während ihres Ausbruchs
die ungeheuersten Wasserergüsse ereignet. Den Berichten
der Augenzeugen zufolge stammen diese Wasserströme gerade
v»e Lava und Aschen aus dem Kraterschlunde her.
Doch schon von verschiedenen Seiten wurde es für undenkbar
erklärt, dass Wasser entweder zugleich oder abwechselnd
mit geschmolzener Lava und glühenden Aschen aus
ein und demselben Krater ausgeworfen werden könne.
Vielmehr sind diese Wasserfluten nur accessorische und
secundäre Erscheinungen bei den Eruptionen: die bedeutenden
Schnee- und Eismassen, welche den Berg bekleiden,
*) Vgl. Naumann’s «Geognosie», I, 114, 121.
gelangen durch die beginnende Aufregung des Vulkans zum
Schmelzen Q; einestheils die sich steigernde Erhitzung des
Bodens, anderntheils die allerorts hervorbrechenden Gas-
exhalationen und Solfataren, sowie die Lavaergüsse,, die
glühenden Aschen und vulkanischen Gewitter sind es, welche
den Eismantel des Jökulls schmelzen; in den meisten Fällen
wird die Unterfiäche zuerst angegriffen; die sich bildende
Schicht von heissem Wasser durchbricht die gelockerte Decke
von Eis und Schnee, und Fluten stürzen hernieder, welche
grosse Felsmassen und Eisblöcke mit furchtbarer Gewalt
in die tiefern Gegenden wälzen und alles mit sich fort-
reissen.
Daneben kann auch das die Eruptionen meistentheils begleitende
Erdbeben das Hervorbrechen von Wasserströmen,
wenigstens in kleinerm Massstabe, veranlassen; durch die
Zuckungen der Erdoberfläche erleiden unterirdische wasserführende
Schichten eine starke Compression und das Wasser
wird mit Heftigkeit aus der Erde herausgedrängt. 2) Auch
die Quellen der Jökullflüsse brechen, wenn die Erdbebenwelle
die Richtung und Mächtigkeit der Wasserläufte verändert,
oft mit ungewöhnlicher Heftigkeit und Fülle hervor.
Ferner liefert die Vulkangeschichte anderer Länder
Beispiele genug, dass sich sowol im Innern der gfössern
Vulkane geräumige Höhlen befinden , welche während der
Zeit der Ruhe sich mit Wasser füllen, und bei der Eruption
oder den fast nie fehlenden Erdbeben ihren Inhalt
entleeren (Vulkan bei Lucanas in Peru 1746; Imbäburu
auf dem Hochlande von Quito 1691), als auch in den ft
’) Sö schmolz die Schneedecke des 'Cotopaxi in Südamerika in
der Zeit von wenigen Stunden; Aehnliches tritt oft hei den Vulkanen
Kamtschatkas ein. '
2) Bei dem Erdbeben von Caracas 1812, von Catania 1818, von
Guadeloupe 1843 rissen zahlreiche Spalten in die Erde, aus denen
Wasser herausfloss oder emporsprang.