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 Gesteinsmasse  übergeht. 
 Von  animalischem  und  vegetabilischem Leben ist in dem  
 Surtshellir  kaum  eine  Spur  zu  entdecken.  Einige  Schnee-  
 huhnexcremente  auf dem Schnee  in  den verschiedenen Oeff-  
 nungen  sind  das  Einzige,  was  auf Thiere  deutet,  und  einsame  
 rothe  Büschelchen  von  dem  stiellosen Leimkraut  (Si-  
 lene  acaulis),  Moos  und  Flechten  sind  die  einzigen  Pflanzen, 
   die  man  auf  der  nackten  Lava  findet. 
 Nach  diesen allgemeinen Bemerkungen  schreiten  wir zur  
 speciellen  Beschreibung  unserer  «Tour»  durch  die  Höhle. 
 Gleich  rechts  am Eingänge  entdeckten  wir etwa 10 Fuss  
 über  uns  eine  kleine  Nebenhöhle,  die  von  keinem  der  frühem  
 Besucher  des  Surtshellir  erwähnt  wird,  wiewohl  sie  
 unmöglich  erst  später  geöffnet  sein  kann.  Sie  endigt  
 blind  und  bietet  nichts  besonders  Interessantes  dar.  Nach  
 Ueberbleibseln  des Alterthums  suchten  wir  darin  vergebens  
 und  kehrten  in  die  Haupthöhle  zurück.  Bald  kamen  wir  
 an  einen  Teich. 
 Es  sei  hier  vorgreifend  bemerkt,  dass  von  den vier Teichen, 
   die  wir  in  der  Surthöhle  fanden,  keiner  weder  Zu-  
 *  flüss noch Abfluss hatte.  Sie entstehen durch  das Schmelzen  
 des  Schnees,  welcher  von  der First  herabtröpfelnd,  sich  in  
 den tiefern Stellen des Bodens ansammelt und so diese Teiche  
 bildet,  die  in  der Regel 2—15 Zoll unter der Oberfläche des  
 Wassers zugefroren sind,  daher wir sie Eisteiche nennen.  Es  
 ist schwierig,  wenn man nicht durch das kalte Wasser waten  
 will,  auf die andere Seite dieser Teiche zu  gelangen,  welche  
 fast  die  ganze Breite  der Höhle  einnehmen;  es  glückte  uns  
 jedoch,  an  der Seitenwand  uns  festhaltend  und so zollweise  
 vorwärtsschreitend, am Rande vorbeizugehen, eine Operation,  
 die  deshalb  nicht  ganz  leicht  war,  weil  eine  Hand  immer  
 das  Licht  halten  musste.  An  dem gegenüberliegenden Ufer  
 des  ersten  Eisteiches  angelangt,  erblickten  wir  nach  wenigen  
 weitern Schritten Licht vor uns, welches durch die zweite  
 Dachöffnung drang.  Darunter war der Boden mit Schnee bedeckt, 
  der,  die Sonnenstrahlen reflectirend,  unsere nunmehr  
 an das Dunkle gewöhnten Augen  sehr unangenehm blendete.  
 Zur  Linken  und  Rechten  thaten  sich  bald  darauf  zwei  
 riesenhafte  Oeffnungen  in  den  Seiten  der  Höhle  auf;  es  
 waren  die  Eingänge  zu  den  beiden  grössten  Nebenhöhlen  
 des  Surtshellir,  zu  der  sogenannten  Bucht  (vik)  links  und  
 zu der Knochenhöhle  (beinahelUr)  rechts.  Letztere  besuchten  
 wir  zuerst.  Der  Zugang  war  ziemlich  hoch  über  dem  
 Boden,  aber  die  gestreifte  Lava  bildete  eine  natürliche  
 Treppe  hinauf,  die  wir  ohne  viel  Mühe  erkletterten. 
 Die Knochenhöhle  war ebenso  wie  die gegenüberliegende  
 Nebenhöhle  in frühem Zeiten für allerlei schlechtes Gesindel  
 eine  sichere  Zufluchtstätte.  Es  hausten  darin  vor  einigen  
 Jahrhunderten  24  Räuber,  die  noch  immer  im  Munde  des  
 Volks  leben.  Das  Einzige  in  der  Höhle  selbst,  was  auf  
 frühere  Bewohner  deutet,  ist  eine  Unzahl  von  Thierknochen; 
   Rindvieh-  und  Schafknochen  liegen  da  in  sehr  
 grösser  Menge  über  den  ganzen  Boden  zerstreut;  wir  sammelten  
 einige.  Das  Alter  derselben  aber  lässt  sich  nicht  
 wohl  bestimmen,  denn vor jeglicher Verwitterung  geschützt,  
 sind  sie  meistentheils  sehr  wohl  erhalten.  Der  Boden  in  
 dieser Höhle ist am Anfang sanft ansteigend glatt und an einigen  
 Stellen  ganz  trocken,  an ändern fast sumpfig.  Von  den  
 von  Ölafsson  erwähnten  «viereckigen Feldsteinen,  von  einer  
 ändern  Art  als  diejenigen,  woraus  der Surtshellirfelsen  bestand  
 »,  konnten  wir  nichts  entdecken,  wandten  uns  daher  
 wieder  der Haupthöhle  zu.  Der Rückweg  aber  war  ein anderer. 
   Nachdem  wir  uns durch  eine  am Boden  befindliche,  
 etwa  lVa Fuss  hohe  und  ebenso  breite Oeffnung  in der Seitenwand  
 auf  dem  Bauche  liegend  durchgezwängt  hatten,  
 befanden wir uns in einer dritten Nebenhöhle,  die  nur durch  
 eine  fussdicke  Wand  von  der  Knochenhöhle  getrennt  war. 
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