die grösste Bestürzung unter der kleinen Gesellschaft; einer
ruderte nach dem Lande zu, einer nach ViÖey zurück.
Vergebens verstopften wir das Loch, nachdem es endlich
gefunden war, mit Taschentüchern, es drang immer mehr
Wasser hinein, denn die Oeffnung war zu gross. Von sechs
%Personen, die im Nachen waren, konnten nur drei schwimmen,
und die Entfernung bis zur nächsten Küste betrug
über eine halbe Stunde, überdies war das Wasser eiskalt.
In dieser höchst unangenehmen Lage, wo in der That sechs
Menschenleben auf dem Spiele standen, rettete uns ein eigen-
thümlicher Zufall. Alle isländischen Nachen haben, um
das Regenwasser ablaufen zu lassen, im Boden ein Loch,
welches mit einem meistens nicht wohlschliessenden Stopfen
zugemacht wird. Dieser Stopfen whr durch den Druck von
unten emporgeflogen und das Wasser drang daher mit beängstigender
Schnelligkeit in das Boot ein.. Nun hatte der
junge Isländer, welcher uns begleitete, zufällig an dem Tage
einen neuen Stopfen für seinen eigenen Nachen gekauft,
welchen er noch in der Tasche fand. Dieser wurde bald
der Oeffnung angepasst und das Wasser herausgeschöpft:
wir waren aus der drohenden Gefahr befreit und kamen
mit nassen Füssen und dem Schrecken davon.
Der dritte Ausflug war mehr ein Spaziergang, um einige
heisse Quellen zu besuchen, welche eine starke halbe Stunde
ostwärts von Reykjavik liegen. Sie bieten wenig Interessantes
dar, nur ist bemerkenswerth, dass ein kleiner Bach
hindurchfliesst, ohne sein eiskaltes Wasser mit dem der
Quelle zu vermengen, sodass eine hineingetauchte Hand auf
der einen Seite fröstelnde Kälte empfindet, während sie auf
der ändern einer Hitze von 86° C. ausgesetzt ist. Ferner
bildet die üppig grüne Vegetation in der Nähe der Quelle
einen angenehmen Gegensatz gegen die Oede der umgebenden
Landschaft, eine Erscheinung, welche man aber bei
den meisten isländischen Quellen in viel auffallendem Masse
beobachten kann, als gerade hier. Die Einwohnerinnen
Reykjaviks benutzen das heisse Wasser zum Waschen, lind »
man erzählte uns, dass man auch häufig hier im Sommer
badeZ.um Ziel eines vierten Ausflugs wählten wir die anderthalb
Stunden entfernte Lachself (Lachsfluss). x) Wir mie-
theten zu diesem Zwecke Pferde, denn zu Fuss die Tour
zu machen, wäre sehr anstrengend gewesen. Graf Fritz
Trampe, ein Sohn des Stiftsamtmanns, begleitete uns auf
einem ausgezeichnet trabenden unermüdlichen Schimmel.
Der Weg von Reykjavik nach der Lachself führt bergauf
bergab durch Torfsteehereien, Wiesen und steinige Thäler.
Es ist- derselbe, der n a c h den Geysir und nach Krisuvik
führt. Die Lachself, ein kleiner Fluss, ist durch ihre ungemein
ergiebige Lachsfischerei bekannt. Sie soll für 100
Pf. St. jährlich an einen Engländer verpachtet sein. Der
Fang wurde indess in dieser Jahreszeit nicht allzu eifrig
betrieben. Die eigentliche Fangzeit tritt erst später (im
Juli) ein.
Nach Faber 2) gibt es sechs verschiedene Lachs- und Forellenarten
in Island, nämlich:
1) Der gemeine Lachs ( Sdlmo salar, lax);
2) der Forellenlachs oder die Lachsforelle ( S. trutta, aur-
riÖi oder laxbröbir);
3) die Teichforelle (S. fario, lalja-süungur);
4) der Zwerglachs (S. rivalis, brandlob);
5) der Schneelachs (S. alpinus, raubbirtingur, vatnasiHn-
gur [im Süsswasser], bleijcja [im Meere]);
6) der Stint (Osmerus villosus, cf lodna, $ vorsild).
i) Die Lachself (Laxa) wird auch Elliöarä oder Hellirä (von
Jiellir, Höhle) genannt, wegen der vielen Löcher und Vertiefungen
in ihrem Bett (Höhlenfluss).
‘0 «Die Naturgeschichte der Fische Islands» (Frankfurt a. M.
1829), S. 155—178.' "