tünga aas zu erreichen, wiewohl die Reise etwas anstrengend
ist. Da aber der directe Weg dorthin nicht gangbar
war, so mussten zwei volle Tagereisen darauf verwendet werden.
Die erste führte uns*, nachdem wir den Fluss Nor§linga-
fljöt gekreuzt, in westlicher Richtung am Nordrande eines
augenscheinlich sehr alten Lavafeldes hin; zu unserer Rechten
war ein mit Birken sparsam bekleideter Bergabhang,
die Hvitärsiöa, auf dem hier und da ein einsames Gehöft
uns daran erinnerte, dass es in diesem ärmlichen Lande
noch Menschen gibt. Oft kann man nur mit Mühe selbst
in geringer Entfernung die mit Rasen bedeckten elenden
Bauerhütten (hot) unterscheiden. Wo nur in Island Gras
wächst, da sind auch Menschen, die kümmerlich ihr Lehen
fristen. Erst im Norden sieht man, mit wie wenigen Bedürfnissen
der Mensch zu leben vermag. Weil ihm der
Luxus, weil ihm das durch die Civilisation raffinirte Vergnügen
ganz unbekannt sind, so entbehrt er sie auch
nicht, und mit mehr Recht, als es anfangs scheint, sagt
jeder Isländer: «Mein Land ist das beste unter der Sonne!»
Jeder lebt glücklich und still für sich hin, «nicht beneidet,
nicht beneidend», stolz auf seine Heimat und seine
Geschichte.! j"
Man kann sich nicht genug wundern über die Vaterlandsliebe,
die den Bewohnern dieser von der Natur fast in
jeder Hinsicht stiefmütterlich behandelten Insel eingepflanzt
ist. Ihr.Nationalstolz und ihre Bildung sind es vornehmlich,
welche sie aus der grossen Masse der Polarvölker herausheben
und fast in die gleiche Reihe mit den civilisirten
Nationen Europas setzen. Man thut den Isländern grosses Unrecht,
wenn man sie mit den Eskimos, Samojeden, Tungusen
und Lappländern in eine Kategorie stellt. Sie gehören gar
nicht einmal zu der hyperboräischen Menschenrasse, der diese
Völker zugezählt werden müssen, sondern sie sind, wie bereits
früher bemerkt wurde, skandinavischer Abkunft, ein