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 Bücher  zugeschickt.  Eins  der  schönsten  und bedeutendsten  
 Werke,  die  von  der isländischen Gesellschaft  herausgegeben  
 wurden,  ist  die  bereits  obengenannte  grosse  Karte  von  Island  
 in  vier  Blättern,  im  Jahre  1844  erschienen. 
 Ein  fernerer  Beweis  für  das  rege  geistige Lehen  der Isländer  
 sind die drei Zeitungen,  von denen  zwei in Reykjavik  
 und  eine  in  Akureyri  erscheinen.  Auf letztere,  «Nor òri»,  
 kommen  wir  geeigneten  Orts  zurück.  Die  beiden  erstem  
 heissen  « Pjoöolfr »  und  « Islendingur »  (Isländer). 
 Der « Pjódolfr » ist die ältere Zeitung.  Sie wurde im Jahre  
 1848  gegründet  und  enthält  ausser  politischen  Nachrichten  
 —  die  hier  natürlich  sehr  verspätet  eintreffen —  und  verschiedenen  
 Lokalnachrichten  auch  mancherlei  Anzeigen  
 (auglysingarj  und  Bekanntmachungen.  Sie füllt acht kleine  
 Spalten  in  vier  Seiten  aus.  Die  zweite Zeitung ,  « Islendingur  
 »  betitelt,  ist  grösser  in  ihrem  Format  und  neuern  Ursprungs, 
   indem die erste Nummer  am  1. Mai  1860  erschien.  
 Sie  bringt  längere Artikel — besonders  von  dem  geist- und  
 talentvollen  Obermedicinalbeamten  in  Island,  Dr.  Jón Hjal-  
 talin — über  verschiedene  Themata,  ein  Feuilleton  mit  guten  
 Uebersetzungen aus  dem Deutschen (z. B. Schiller’s  « Eine  
 grossmüthige  Handlung  aus  der  neuesten  Geschichte»),  
 Englischen (Charles Dickens), Dänischen, Norwegischen und  
 ändern  Sprachen.  Auch  an  politischen,  allgemein  nützlichen, 
   wissenschaftlichen,  ökonomischen Mittheilungen,  sowie  
 Anzeigen  u.  dgl.  fehlt  es  nicht;  nur  erscheint  dieses  
 Blatt  sehr  unregelmässig.  Mitunter  vergehen  drei  Wochen,  
 bis  eine  Nummer  gedruckt  wird,  während  bisweilen  innerhalb  
 acht Tagen  ihrer zwei erscheinen,  was freilich  hei  dem  
 grossen  Umfange  der  Zeitung —  16  breite Spalten —  wohl  
 zu  entschuldigen  ist.  Der  « Islendingur »  wird  von  sieben  
 Herren  redigirt,  unter  denen  der  Oberarzt  Dr.  Jón  Hjal-  
 talin,  der  Druckereibesitzer  Einar  PorÖarson  und  Professor 
 Dr.  Pjetur  Pjetursson.  Den  «Pjoöolfr»  gibt  der  Rechtsanwalt  
 Jön GuÖmundsson  heraus.  Letztere Zeitung,  als die  
 ältere,  ist  weit  mehr  auf  der  Insel  verbreitet  als  der  aIslendingur  
 », welcher hauptsächlich in Reykjavik gelesen wird. 
 Die  Ausführlichkeit,  mit  der  wir  diese  in  ändern  Ländern  
 alltäglichen Dinge behandeln, ist insofern nicht tadelnswert!^ 
   als  sie  zur Widerlegung  der,  wie  es  scheint,  noch  
 immer  ziemlich  verbreiteten  Ansicht  beiträgt,  als  seien  die  
 Isländer  ein  rohes  ungebildetes  Yolk,  wie  die  meisten  ändern  
 Polarvölker. 
 Wenden  wir  uns  nach  diesen  Excursen  wieder  der  
 Charakterzeichnung  der  Bewohner  jener  Eisinsel  zu.  Im  
 allgemeinen  ist der Isländer  grundehrlich,  treu,  zuverlässig,  
 ungemein  gutmüthig,  unglaublich  genügsam,  selten  heiter,  
 aber nicht  ohne Witz.  Was von den Bewohnern Unalaschkas  
 erzählt  wird,  gilt  auch  für  Island,  dass  man nämlich  nicht  
 oft  die  Kinder  heiter  spielen,  lärmen,  schreien  oder  sich  
 zanken  sieht;  sie ergötzen  sich in ruhigerer Weise,  und fast  
 scheint  es,  als  ob  sie  lieber  mit  Pferden  und  Hunden  als  
 mit  ihresgleichen  spielen.  Manches  Kind  lernt  eher  reiten  
 als . ordentlich  gehen.  Der  an Melancholie  streifende  Emst  
 der  Bevölkerung  spricht  sich  am entschiedensten darin  aus,  
 dass  die  Isländer,  soweit  uns  bekannt,  das  einzige  Yolk  
 der  Erde  sind,  welches  keinen Nationaltanz  hat;  aber auch  
 in den Yolksliedern,  deren oft nur aus wenigen Noten zusammengesetzte  
 Melodien  uns  durch  ihren  monotonen  Singsang  
 unwillkürlich  ernst,  ja  traurig stimmen,  erkennt man  deutlich  
 den  Einfluss  des  nordischen  Klimas  auf  das.  Gemüth. 
 Nicht  so  ist  es  in  Bezug  auf  die  übrigen  Geistespro-  
 ducte,  denn  die  Literatur  Islands  liefert  einen  glänzenden  
 Beweis,  wie  die  zarte  Blume Poesie  selbst  die Eisdecke  des  
 Nordens durchbricht, knospt, aufblüht und herrliche Früchte  
 trägt.  Eins  der auffallendsten Phänomene,  welches  die  Geschichte  
 der  Literatur  uns  darbietet,  ist  der  erfolgreiche 
 Island.  ,  4