auf einmal in einer schön gewölbten Grotte, deren Wände
einen magischen, fast blendenden Glanz ausübten. Es
schien als ob die tausendfach glitzernden Seiten und die
Decke dieser Grotte mit Diamanten und flimmernden Kry-
stallen besetzt wären, und unwillkürlich wähnten wir uns
in einen jener so verführerisch geschilderten unterirdischen
Säle aus «Tausendundeine Nacht» versetzt. Der erste Eindruck
war in der That feenhaft schön.
Ueberraschend einfach jedoch ist die Ursache. Eiszapfen
sind es, welche, das Licht, das wir hielten, reflectirend, einen
so wunderbaren Eindruck machten. Auch die glänzende Ta-
chylytglasur der Wände und eine die Lava überziehende
durchsichtige Eiskruste erhöhten noch den Effect des Ganzen.
Die herabhängenden Eiszapfen waren von der verschiedensten
Länge: oft verschwindend klein, oft 1— 2 Fuss lang,
während sich vom Boden kleine Eispyramiden, Eiskegel und
Eisobelisken erhoben, oft 3 — 4 Fuss hoch. Es sah sich
niedlich an, wie die Stalagmiten mit den Stalaktiten sich
zu berühren strebten. Das Eis an den Seitenwänden dieser
Zaubergrotte hatte gleichfalls die schönsten, regelmässigsten
Gestalten angenommen, deren bizarres Ansehen eine angenehme
Abwechselung bildet in der sonst so gleichförmigen
Surthöhle.
Nur ungern verHessen wir diesen wundersamen Ort
und drangen nun weiter vor, in der Hoffnung, die von
Henderson im Jahre 1815 auf einen kleinen Steinhaufen
niedergelegten Geldstücke zu finden. Nach einer kurzen
Strecke durch etwas sumpfigen, allmählich sich abdachenden
Boden sahen wir allerdings die Steinpyramide
vor uns, aber von Münzen oder gar Siegeln war auch nicht
die geringste Spur zu entdecken. Nach weitern 150 Schritten
wird der Weg uns durch wild durcheinander aufge-
thürmte Lavablöcke versperrt, während das Dach hier so
niedrig ist, dass man nicht aufrecht stehen kann. Wir befanden
uns am äussersten Ende des Surtshellir, Zwar behaupten
einige, sie erstrecke sich noch weiter unter der
Lava hin, aber wodurch diese Meinung motivirt werde, ist
uns unbekannt.
Den Rückweg zu der ersten Oeffnung legten wir in weit
kürzerer Zeit zurück, als wir zur Hinreise gebraucht hatten,
denn die überall in der Höhle herrschende eisige Kälte
und quälender Hunger beschleunigten unsere Schritte. Im
ganzen waren wir sechs Stunden unter der Erde gewesen.
Der Temperaturwechsel, als wir wieder von der Sonne durchstrählte
und durchwärmte Luft einathmeten, war sehr fühlbar.
Wenn man im Sommer aus einem Keller in ein Gewächshaus
geht, so kann der Unterschied nicht grösser sein.
Jedenfalls schien es uns so, die wir so lange Zeit in der
Kälte zugebracht hatten. Um so auffallender war uns die
scheinbare Wärme der Luft, als das Thermometer in der
Sonne nur etwa 21° C. zeigte und wir uns rings von Riesengletschern
umgeben sahen. Vor uns erhob sich der auf ungeheuer
breiter Basis ruhende imposante Eyriksjökull mit
dem sonderbar hervorragenden Felsen Eyriksgnypa, nach
drei Himmelsgegenden von Lava umgeben. Weiter in der
Ferne der Längjökull, einer der grössten Schneeberge Islands,
mit seinen vielen in unbekannte Wildniss sich verHe-
renden Gletscherfeldern, und im Süden der Geitlandsjökull;
alle schneeig, eisig, kalt. Es war ein eigentümliches Naturgemälde,
alles still wie der Tod, alles leblos. Wir am Eingänge
zur Unterwelt, mitten in der schrecklich zerstörenden
Lava. Auf dem Heimritt durch diese öde Gegend, als wir
über die Surthöhle uns unterhielten,, drängte sich uns die
sehr natürliche Frage auf, wie sie entstanden sei.
Folgende Ansicht scheint uns die annehmbarste. Nachdem
ein gewaltiger Lavastrom, vom Balljökull kommend
und um die Eyriksgnypa fliessend in das ganze zwischen
dem Strütur, Geitlandsjökull und Eyriksjökull liegende