Miklibser; sie wurden abgepackt und schwammen über den
Fluss, welcher hier ungefähr eine Breite hat wie der Main
bei Frankfurt.
Die Fnjöskä mündet bei dem Orte Laufäs,, ungefähr in
der Mitte des Eyjafjöröur in diesen ein; das rechte Thalgehänge
dieses Flusses ist stellenweise mit Wald (sMgar)
bewachsen, und wir hatten das interessante und seltene Vergnügen,
% Stunde lang durch einen isländischen Wald zu
reiten. Es waren Birkenbäume (Betula alba), darunter
einzelne ansehnliche Stämme, welche 15— 20 Fuss Höhe
und an dem Boden eine Dicke von % Fuss erreichten. Gedanken
an die ferne Heimat wurden wach, als wir unter
dem grünen, ziemlich dichten Blätterdache auf dem grasigen
Wege einherritten, zumal da Vogelgezwitscher von
der Wiesenlerche (Anthus pratensis), der üothdrossel
( Turdus iliacus) und dem Zaunschlüpfer ( Trogloäytes
borealis) ertönte. In dieser Gegend des Nordlandes finden
sich noch einige andere Gehölze; so an den Ufern
des Skjälfandafljöt und ein ziemlich ausgedehntes in der
Gegend von SkinnastaSir an den Ufern der Jökulsä,
welche in den Axarfjöröur fliesst. Es ist keinem Zweifel
unterworfen, dass in frühem Zeiten die Waldungen in Island
häufiger und ausgedehnter, sowie die Bäume von
grösserer Höhe und Stärke gewesen sind. In den uralten
Sagen wird derselben oftmals gedacht und täglich gräbt man
in Gegenden, wo jetzt kein Holzwuchs mehr angetroffen
wird, aus Morästen und Sümpfen mächtige Stämme aus.
An verschiedenen Gehöften im Innern versicherte man uns,
dass die dicken Pfosten, welche das Dach tragen, in alten
Tagen an Ort und Stelle gewachsen seien. Seit einigen
Jahrhunderten aber, in denen die Insel so schwer von den
grönländischen Treibeismassen heimgesucht wurde, hat sie,
wie alle ihre Hülfsquellen allmählich zu versiegen scheinen,
auch nach und nach ihren Baumwuchs verloren; allein nicht
nur der Härte des Klimas und den ewigen Stürmen sind die
Waldungen zum Opfer gefallen, sondern hauptsächlich trägt
die schlechte und unkluge Wirthschaft der Isländer, welche
keine Gehölze zu schonen verstehen, die Schuld an deren
Untergange. So fanden wir auch hier am Saume des Waldes,
welcher vor hundert Jahren einer der stattlichsten Islands
war, zahlreiche Stümpfe gefällter Bäume von 1% Fuss
Durchmesser.
Spät am Abend langten wir in dem Priesterhofe Hals
(Bergnacken) an, wo sich eine Hauptkirche befindet. Wir
waren an den Pastor Sera Uorsteinm Pälsson von Dr. Hjal-
talin empfohlen; bei ihm wohnt ein Student Gunnar Gun-
narsson, an den wir ebenfalls einen Brief von Oddur Gis-
lason hatten.
Hals ist eine der besten Pfarren auf der ganzen Insel;
zu der Kirche gehört ein ausgedehnter Strich des üppigsten
Weidelandes und die Abgaben, welche die begüterten Bauern
des Kirchspiels entrichten, sind für isländische Begriffe ansehnlich.
Sehr verschieden davon ist die Stellung vieler
anderer Pfarrer in weniger fruchtbaren Gegenden; ihr Einkommen
ist so unbedeutend, dass sie genöthigt sind, mit
ihren eigenen Händen die Weide zu bestellen und sich durch
Fischfang oder Viehzucht zu ernähren. Der grosse Umfang
der Kirchspiele und die oft beträchtliche Anzahl der entfernt
liegenden Nebenkirchen, in welchen abwechselnd Gottesdienst
gehalten werden muss, machen das Amt eines
isländischen Pfarrers zu einem sehr beschwerlichen. Und
unter solcher Armuth und einem Leben voll so vieler Entbehrungen
sind häufig tiefe Gelehrsamkeit, dichterisches und
wissenschaftliches Talent vergraben.
Da der Pfarrer etwas harthörig war, so kam eine eigentliche
Unterhaltung nicht zu Stande; er zeigte sich uns aber
sehr freundlich und führte uns in sein Zimmer, welches er
uns für die Nacht einräumte; seine Tochter,, die ¡einige
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