Getöse vernommen, welches die dem Erdinnern entsteigenden
Dämpfe x) in dem flüssigen Schlamme verursachen. Endlich
sind wir in ihrer unmittelbaren Nähe, wo sie ihr wundersames
Spiel treiben. Wir gewahrten, von zahlreichen
kleinern umgeben, sieben grosse Löcher im Boden, jedes
-mit einem Durchmesser an der Oberfläche von ungefähr
15 Fuss, wie ungeheuere Kessel gestaltet, oben mit einem
niedrigen, nach aussen abschüssigen Wulst umgeben; die
Wände derselben sind fester Thon, der Kessel ist mit einem
widrigen, graublauen bis blauschwarzen flüssigen Schlamme
bis 10 Fuss unter die Oberfläche angefüllt. Durch diese
Schlammassen entweicht der Dampf mit unbeschreiblicher
Gewalt, die Flüssigkeit brodelt in dem Kessel wie im heftigsten
Sieden begriffen; an den Seitenwänden des Kessels sind
es meist kleine Blasen, welche zu 1 Fuss Höhe anschwellen
und dann im Zerplatzen den Schlamm nach allen Richtungen
hinspritzen, in der Mitte aber wird die ganze Schlammflüssigkeit
durch den Dampf, welcher sich einen Ausweg
sucht, oft bis zu 15 Fuss Höhe gehoben und wie ein Springbrunnen
steigt unter donnerartigem Getöse ein ganze Garbe
davon in die Luft, um in langen Strahlen und faustdicken
Tropfen wieder in das Becken zurückzufallen und wie in
der heftigsten Brandung, starke Wellen schlagend, an den
Wänden des Kessels emporzugischen. Nach jeder solchen
Schlammexplosion, welche in Zeiträumen von'3—4 Secunden
einander folgen, während an den Rändern des Kessels
die ganze Masse in fortwährendem Brodeln begriffen ist,
wird eine grosse Menge Dampf ausgehaucht; die einzelnen
Eruptionen haben nicht gleiche Stärke, bald bleiben sie
x) Das Gas, welches mit den Wasserdämpfen ausgehaucht wird,
hat nach Bunsen folgende Zusammensetzung: Kohlensäure 50,00,
Wasserstoff 25,14, Schwefelwasserstoff 24,12, Stickstoff 0,72 (Poggen-
dorffs «Annalen», LXXXHI, 248).
niedriger, bald brechen sie mit# verdoppelter Wuth und
lauterm Gebrüll wieder hervor. Sich ganz dem Rande zu
nähern, ist ziemlich gefährlich; in der Nähe der grossen
Löcher befinden sich, nur von einer dünnen Rinde über-
krustet, andere Vertiefungen, sodass, wenn man einen plötzlichen
Sprung macht, um nicht von den kochenden Schlammstrahlen
verbrüht zu werden, man Gefahr läuft, in glühend
heisse Schichten von halbflüssigem Thon und Schwefel zu
versinken.
Vergebliches Bemühen würde es sein, den Eindruck
dieses feierlich ergreifenden Schauspiels schildern zu wollen.
Die ganze Erscheinung ist so merkwürdig, so grossartig und
eigentümlich, dass wir eine Zeit lang stumm dastanden vor
diesem kolossalen Naturspiel, das Tag und Nacht ununterbrochen
fortdauert, in einer der einsamsten Gegenden Islands,
am Rande unendlicher Lavafelder und einer undurchforsch-
ten wilden Wüstenei, selten von]einem Menschen angestaunt.
Wir priesen uns glücklich, einen Anblick zu geniessen, der
so wenigen gegönnt und eines nie erlöschenden Andenkens
werth ist.
Sartorius von Waltershausen hat den Charakter dieser
Schlammkessel treffend damit bezeichnet, dass, falls die
Hexen in «Macbeth» für ihre infernalen Beschäftigungen
noch nicht den rechten Platz gefunden hätten, der böse
Feind ihnen wahrhaftig keinen bessern Rath geben könnte,
als in den Nämur von ReykjahliÖ ihre Werkstatt aufzuschlagen.
In ändern vulkanischen Regionen, wo Makkaluben oder
Salsen erscheinen, hat sich der Schlamm um die Ausbruchsöffnung
zu einem kegelförmigen Hügel aufgehäuft,
aus dessen trichterartigem Krater der Schlamm hervorquillt
oder auch zu einer Höhe von einigen Fuss aufwärts geschleudert
wird. Bei anhaltendem Regenwetter weicht der
Thonhügel auf und verwandelt sich in einen Pfuhl von 1 O - r Island.