Akureyri am Eismeer und Aiifentlialt daselM.
Akureyri (Eyjafjaröar Kaupstaöir, dänisch 0 fjords
Handelsted), die zweitgrösste Stadt in Island, liegt (unter
65° 40' 28" nördl. Br. und 30° 43' 19" westl. L. von Kopenhagen)
am Eyjafjöröur, etwas nördlich von der Stelle,
wo die EyjafjarÖarä in ihn einmündet, am Abhange eines
Hügels, dicht hinter welchem sich die den schmalen Fjord in
seiner ganzen Erstreckung einfassenden, ziemlich steil abfallenden
Berghäupter erheben, deren Zinnen selbst im Sommer
mit Schnee bedeckt sind. Etwas nordwestlich von der Stadt
liegt die fast 3000 Fuss hohe Spitze des Storihnükur (grosse
Bergspitze), südwestlich Hrafnagil (Rabenschlucht) gegenüber
die Bergkette Sülur; auf der entgegengesetzten Seite
des Fjords senkt sich der Gebirgszug Yaölaheiöi mit fast
senkrecht scheinendem Absturz in das Meer; hinter ihm
gewahrt man, zwar nicht von Akureyri aus, welches von
Bergen eingeschlossen zu tief liegt, aber von ändern Stellen
des Fjords aus bei hellem Wetter den 2482 Fuss hohen
Häfafell und den 2866 Fuss hohen Fornastaöafjall. Gegen
Norden in der Verlängerung des Fjords, 12 Meilen in das
Meer hinaus, liegt die kleine Insel Grimsey.*)
0 Die Insel, welche eine eigene Kirche (Miögaröcir) und einen
eigenen Priester besitzt, ist die kleinste unter den isländischen Pfarren.
Im Jahre 1815, als Henderson den Ort besuchte, bestand
er nur aus drei Kaufmannshäusern, mehreren Waa-
renlagern und 18—20 Fischerhütten. Seitdem hat Akureyri
bedeutend an Ausdehnung gewonnen, sodass es jetzt nach
Reykjavik die grösste Häusermenge besitzt und die Zahl
der Einwohner sich auf-800 beläuft; dennoch hat der Ort
noch bis zur Stunde keine Kirche und die Bewohner sind
genöthigt nach Hrafnagil oder Lögmannshliö zum Gottesdienst
zu reiten.
In Akureyri (Getreidehafen) herrscht ein ziemlich reger
Verkehr, es ist neben Húsavík der wichtigste Handelsplatz
fl,Tn Eismeer für die Ausfuhr isländischer Producte (rohe
und verarbeitete Wolle, bische, Fuchspelze, Eiderdunen,
Talg, Thran) und ein .bedeutender Marktort für importirte
Die Einwohner leben von Seevögeln, welche sie in Menge fangen.
Der Fylüngur oder der grosse Eissturmvogel hat so viel überflüssiges
Oel, dass er es von sich spritzt, wenn er böse ist oder sieh heftig
bewegt. Er wird eingesalzen und sein Fett im Winter anstatt Butter
zu den trockenen Fischen gegessen. Die Bauchfedern werden ihrer
Fettigkeit wegen gebraucht, um das Feuer auf dem Herde in Brand zu
setzen. Da man auf Grimsey nur wenige Kühe und Schafe hat, so
können die Einwohner nur eine geringe Menge Molken zum Wintergetränk
aufbewahren. Statt dessen sammeln sie das Löffelkraut von
den Strandklippen und mischen dessen Saft unter ihr Trinkwasser,
welches, einigen im Sandgrunde gegrabenen Brunnen entquellend,
meistens unrein und stinkend ist. Eben diesem oft ganz verdorbenen
Wasser schreibt man die daselbst herrschende Krankheit zu, die insbesondere
die Neuankommenden ergreift, eine Art Skorbut, wobei
auch der Leib aufschwillt und sich Beulen zeigen. Das einzige Gegenmittel
ist, wieder auf das feste Land zu ziehen, wo der Kranke
vielleicht genest; auf der Insel ereilt ihn sonst der Tod sehr
bald. Treibholz kommt in grossen Massen, auf dem langen Wege
durch den Ocean gebleicht und entrindet, an die Küsten dieses einsamen
Eilandes, und auf dem Lavaherde des arktischen Fischers
brennen die Mahagonistämme von Honduras, die Palmen Haitis und
die kostbaren Holzarten aus den tropischen Urwäldern um den Amazonenstrom
und den Orinoco.