schlich Trauer uns, als wir uns von unsern alten und treuen
Reisegenossen trennen mussten. Mr. Hay vermochte es nicht,
sein ausgezeichnetes Reitpferd zurückzulassen und er nahm
es nebst einer trächtigen Stute mit nach seiner Heimat, wo
er durch Kreuzung mit den shetländischen Ponies jedenfalls
eine vortreffliche Mischlingsrasse erzielen wird.
Der «Arcturus» lag noch in Hafnarfjöröur vor Anker und
wurde stündlich erwartet; inzwischen waren auf der Rhede
von Reykjavik zwei andere grössere Schiffe angelangt, die
französische Kriegsbrigg «Agile» (von zehn Kanonen) und
die prachtvolle Schooneryacht des Marquess of Drogheda,
«Cecile». Gleich am ersten Tage nach unserer Rückkunft
erhielten wir einen Besuch von dem Besitzer der Yacht,
welcher Island zum Ziel eines Sommerausflugs gewählt hatte
und mit mehreren Damen eine Tour nach den Geysir veranstalten
wollte; da er von unsern Streifzügen im Innern und
unsern Sammlungen vieles vernommen hatte, was seine
Neugierde reizte, so kam er, um sich wegen seiner Vorbereitungen
zur Reise bei uns Raths zu erholen und unsere
Jagdbeute an erlegtem Wild, unsere Kasten voll Mineralien
und allerlei merkwürdige Gegenstände aus verschiedenen
Theilen des Landes in Augenschein nehmen. Beim Scheiden
lud er uns freundlich ein, ihm auf ‘seiner Yacht einen
Gegenbesuch abzustatten und deren innere Einrichtung uns
anzusehen.
Mit den Offizieren des französischen Fahrzeugs waren
wir ebenfalls bekannt geworden und so fuhren wir denn
eines Spätnachmittags mit dem Boote Olafur’s nach den beiden
Schiffen. Es schien fast, als ob die günstige Witterung
uns nicht verlassen wolle; unsere Reise war, einzelne Regengüsse
und Stürme abgerechnet, beinahe stets von heiterm
Wetter begleitet gewesen, während in Reykjavik fortwährend
Nässe geherrscht hatte, die gleich bei unserer Ankunft
durch warme und heitere Luft verdrängt ward. Die leichtgekräuselten
Wellen schimmerten in den Sonnenstrahlen,
die bläulichen Schluchten der Esja gaben in der reinen
klaren Atmosphäre einen reizenden Hintergrund. Die Kriegsbrigg
hatte eine Rundfahrt um die Küste der Insel beendigt
und bleibt einige Zeit im Hafen vor Anker, um die
französischen Fischerboote in den isländischen Gewässern zu
beaufsichtigen, welche diesen Sommer in ungeheuerer Menge
man sprach von 1200 kleinen Fahrzeugen sich eingestellt
haben.' Wie auf der englischen Flotte die meer-
gewohnten Shetländer und Orkneymänner als die besten Matrosen
gelten, so sind es in Frankreich vorwiegend die
küstenbewohnenden Normänner und Bretagner, welche am
besten den Seedienst verrichten. Auch einige sonnverbrannte
Söhne der Provence gewahrten wir unter der zahlreichen
Schiffsmannschaft, welche gerade zum Appell versammelt
war.
Von der schwerfälligen Brigg ruderten wir zu dem
schlankgebauten englischen Schiffe, welches wie eine flinke
Möve neben einer plumpen Ente auf dem Wasser schwamm.
Die blankgescheuerte Hängetreppe hinauf stiegen wir aui
das Verdeck des schmucken Fahrzeugs. Die grösste Ordnung
herrschte hier und wahrhaft verschwenderische Pracht
war auf die gewöhnlichsten Schiffsgeräthschaften verwandt.
Dort empfing uns der Kapitän und geleitete uns mit echt
britischer Seemannsartigkeit die Treppe hinab zu den Gemächern
des Eigenthümers, denn Kajüten kann man diese
Räume kaum nennen. Nur das Schaukeln des Bodens rief
uns ins Gedäehtniss, dass wir im Innern eines Schiffs seien,
denn man glaubt sich in der That in die mit unvergleichlicher
Bequemlichkeit in dem' feinsten Geschmack ausgestatteten
Zimmer eines englischen Landhauses versetzt. Die
Räume sind hoch und luftig, die Fenster weit, Teppiche,
Spiegel, Bücherschränke, Pianino, Marmorkamine zieren die
mit den kostbarsten Holzarten getäfelten Wände und den