70) Sterna arctica Temm., die arktische SeescEwalbe.
Die arktische Seeschwalbe ist wohl von alleü isländischen
Vogelspecies die individuenreichste. Sie ist fast überall in
Island gemein. Fast alle Küsten, Seen, Flüsse, Fjorde, Inseln
Islands werden von diesem niedlichen Vogel belebt,
welcher ungemein elegant und geschickt zu fliegen versteht.
(Siehe S. 204 der Reisebeschreibung.) Die Eier
(jedes Weibchen legt nur eins bei jeder Brütung) sind
die wohlschmeckendsten aller isländischen Vogeleier und
werden eifrig gesammelt. Sie haben eine Länge von
36mm, eine Breite von 27mm upd sind olivengrün gefärbt
mit vielen hell- und dunkelgrauen Flecken, Punkten und
Strichen. Die Isländer nennen die Sterna arctica T. nach
ihrem Geschrei: kria oder auch fierna (englisch tern).
Mohr, Brünnich und Faber (in seinem «Prodromus») iden-
tificiren fälschlich die isländische Seeschwalbe (Sterna arctica
Temm.) mit Sterna hirundo L., welche durchaus nicht in
Island vorkommt,
e. Colymbidse.
71) Colymbus immer Brünn., der grosse nordische (Eis-)
Taucher.
Nirgends besonders häufig, aber wie es scheint gleich-
mässig über Island verbreitet; am Mückensee, im Westlande,
im Nordlande sieht man ihn im Sommer auf grössern Landseen;
aber auch auf dem Meere, am Hrutafjöröur und
Eyjafjöröur, traf ich ihn Anfang Juli an. Er hält sich
gern auf grössern Wasserflächen fern vom Ufer auf, so-
dass der Jäger oft stundenlang vergebens wartet, dass er
auf Schussweite nahe kommen möge. Ueber die sonderbare
Stimme dieses Vogels, die bald wie ein schallendes Hohngelächter,
bald wie ein jammerndes Geheul klingt, siehe
S. 121 der Reisebeschreibung.
Der grosse Eistaucher ist nach dem Schwane der grösste
und schwerste Vogel Islands.
Wenn Faber («Leben hochnordischer Vögel», S. 95)
zweifelt, ob das Genus Colymbus Wintertracht habe oder
nicht, so scheint mir dieser Zweifel ungegründet, denn
ich habe selbst mehrere ausgestopfte Colymbi in Wintertracht
gesehen. Dass das nur junge Vögel gewesen sein
sollen, ist unwahrscheinlich, zumal Faber selbst angibt,
in der Schweiz und in ändern Gegenden seien vereinzelte
Colymbi mit weisser Kehle und Gurgel geschossen worden.
Sollten das auch lauter junge Vögel sein? Temminck
leugnet die Sommer- und Wintertracht, gleichfalls Faber
in seinem «Prodromus». In Erwägung nun, dass Faber im
November, December, Januar Colymbi noch in voller Sommertracht
schoss, liegt die Vermuthung nahe, dass nur
einige Colymbi im Winter die Tracht wechseln, wenn man
nicht annehmen will, dass Faber auf lauter Ausnahmen
gestossen sei. Die Individuen, welche Faber im Ueber-
gangskleide antraf, sind ohne Zweifel nicht,' wie er annimmt,
im Uebergangskleide der jungen Vögel zu den alten
(aves accedentes l. c. S. 82), sondern in der Uebergangs-
tracht von der Sommertracht zur Wintertracht begriffen
gewesen, wofür schon die Zeit (September und October),
in der er sie aritraf, spricht. Siehe übrigens das Nähere
bei Faber a. a. 0. und vgl. daselbst S. 80.
Das Ei des Colymbus immer ist 87 — 89mm lang,
54 — 58mm breit und grünlichbraun gefärbt mit einigen
dunklern, fast schwarzen Flecken.
Syn.: Colymbus glacialis Faber, L., T.; colymbus tor-
quatus Brünn.; eudytes glacialis Illiger.
Brüsi, himbrumi der Isländer.
72) Colymbus lumme Brünn., der Lummentaucher.
-Häufiger als die vorige Art. Wie diese ebenso oft auf
dem Meere wie auf den Binnenseen und Flüssen anzutreffen.
Sonderbar ist die verschiedenartige Bildung des Schnabels