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 und  zur  Linken  erhoben  sich  hohe  zerrissene  Berge  
 mit  horizontaler Ablagerung  des Basalts,  welcher  in  Reihen  
 senkrechter  Säulen zerklüftet war;  rechts stand majestätisch  
 die wunderschöne Baulapyramide,  und  der  von  den  Felsenwänden  
 eingeschlossene  Thalgrund  war  mit  dem  üppigsten  
 bachdurchrieselten Grün  bedeckt.  Eine  kleine Meierei liegt  
 am  Nordende  des  Thals,  daher  sie  auch  Dalsmynni  (Thalmündung) 
   genannt  wird. 
 Der Felsenweg, das abschüssige,  mit grossen beweglichen  
 Steinblöcken  bedeckte Thalgehänge  hinab  war  nicht gefahrlos. 
   Nachdem  wir  endlich  im Bjarnadalur  angelangt  waren,  
 stand  nur  noch  ein  Hinderniss  uns  entgegen:  die  reissende  
 NorÖrä,  der  bedeutendste Nebenfluss'der Hvita.  Doch auch  
 sie  war  bald  durchritten  und  nach  einem  kurzen  Galop  
 über  das  ebene Wiesenland  sahen  wir uns  in Dalsmynni am  
 südlichen  Fusse  des  Bäulabergs. 
 «Hier  ist  es  schön,  hier  lasst  uns  Hütten  bauen!»  ertönte  
 es  da  einstimmig.  Unser Zelt wurde  eilig aufgeschlagen  
 ,  rasch  etwas Kaffee  zu  sich  genommen und  gleich  darauf, 
   um  2  Uhr,  die  schwierige  Arbeit  unternommen,  die  
 Baula  zu  besteigen. 
 Das  Wetter  war  ausnehmend  schön.  Kein  Wölkchen  
 am  Himmel  und  die  Sonnenwärme  nicht  drückend.  Zuerst  
 ging  es  eine  terrassenförmig  ansteigende  Anhöhe  hinauf,  
 welche  uns  auf  eine  mit  Wacholdersträuchen  (Juniperus  
 communis)  reichlich  bewachsene  Ebene  brachte.  Hier  war  
 es  des  Triebsandes  wegen  nicht nur  unangenehm,  sondern  
 auch  gefährlich  weiter  vorzudringen.  Es  glückte  uns  jedoch, 
   eine  Stelle  zu  finden v von  wo wir ungefährdet  bis an  
 den  Fuss  des  eigentlichen  Kegels  gelangen  konnten.  Es  
 dauerte  volle  zwei  Stunden,  ehe  wir diesen erreichten.  Die  
 Wanderung  bis  dahin  war  höchst  einförmig  und  ermüdend.  
 Von  Pflanzen  und  Insekten  oder  gar  Vögeln  fanden  wir 
 ausser einigen Carabiden durchaus nichts Erwähnenswerthes.  
 Das  Einzige,  was  einige  Abwechselung  darbietet,  ist  ein  
 12  Fuss  hoher  Wasserfall,  welcher  von  einer  Terrasse  zu  
 einer  tiefern  stürzt ;  der  ihn  bildende  Bach  diente  uns  als  
 Wegweiser  zu  dem  eigentlichen  Kegel.  Dieser  erhebt  sich  
 mit  einem  Böschungswinkel  von  38  Grad -und  besteht  aus  
 Trachyt,  welcher  stellenweise  in mächtige Säulen  zerklüftet 
 ist,  die  in  wildester Unordnung übereinander gethürmt sind. 
 Es  scheint,  als  ob  ein' gewaltiger Riese  sich  damit  beschäftigt  
 habe,  einen  Stein  auf  den  ändern  zu  werfen,  bis  der 
 hohe  Berg  daraus  wurde. 
 Wer  wie  so  mancher  Tourist  die  Besteigung  des  höchsten  
 Aschenkegels  des  Vesuv  «unsäglich  anstrengend  und  
 ermüdend»  nennt,  für  den  ist  die  Besteigung  des  Baulakegels  
 eine  Aufgabe,  die  an  das Unmögliche streift.  Daher  
 sagt  auch  ein  älterer  Reisender  im Jahre 1809:  es  sei noch  
 niemals  irgendjemand  gelungen,  die  höchste  Spitze  zu  erreichen  
 (Hooker,  a. a. O.).  Sartorius  von Waltershausen1)  
 schreibt | 
 «Von  besonderm  Interesse  für  die  Geologie  Islands  ist  
 der  Trachyt  vom  Baula.  Obgleich  wir  diesen Berg,  der  zu  
 den  merkwürdigsten  Islands  gehört,  einer  ausführlichem  
 Untersuchung  zu  unterwerfen  gedachten  und  hauptsächlich  
 in  dieser  Absicht  von  Reykjavik  aufgebrochen  waren,  so  
 wurde  doch  die  Ausführung  unsers Plans  infolge  des  überaus 
 ungünstigen  Wetters  zu  einer  reinen  Unmöglichkeit.  
 Wir  gelangten  zwar  bis  zum  Fusse  des Baula,  dessen  hohe  
 Pyramide  zuweilen  um  Mitternacht  wie  ein  Gespenst  im  
 Nebel  erschien,  aber  bald  wieder  verschwand,  je  nachdem  
 der Wind  die  grauen  Gewölke  an  ihr  vorübertrieb.» 
 Die Trachytsäulen daselbst  sind drei-  bis  neunseitig  und  
 von  der  schönsten,  regelmässigsten  Form.  Die Bruchstücke 
 J) •«Physisch-geographische  Skizze  von  Island»,  S.  97.