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 Zweiter  Aufenthalt  in  Reykjavik. 
 Abreise.  Die  Färöer  zum  zweiten  mal.  Ankunft  in  Edinburgh. 
 Die  drei  Tage,  welche  wir  uns  in  Reykjavik  aufhielten, 
   bevor  der  «Arcturus»  uns  auf  immer  aus  Island  
 entführte,  brachten  noch  mancherlei  anziehende  Abwechselung. 
   In  der  ersten  Zeit  wurde  unsere  Thätigkeit  vielfach  
 durch  das  Ordnen  und  Einpacken  der  gesammelten  
 Naturalien  in  Anspruch  genommen;  die Abende  verstrichen  
 in  sehr  heiterer  Gesellschaft.  Herr  Dr.. Hjaltahn,  Rector  
 Johnsen  und  die  beiden  Herren Siemsen  vereinigten  in  den  
 Abendstunden  einen  ausgewählten  Kreis  von  Bekannten  in  
 ihren  gastlichen  Räumen  und  ihre ungezwungene  echt  nordische  
 Freundlichkeit,  sowie  ihre  Bereitwilligkeit,  unsere  
 unzähligen  Fragen  über  isländische  Verhältnisse  zu  beantworten, 
   waren  nur dazu angethan,  den  günstigen Eindruck,  
 den  wir  von Island  mitnahmen,  noch  zu  steigern.  Manche  
 interessante  und  schätzbare  Notizen  über  das  Volksleben,  
 die  Geschichte,  die  naturwissenschaftlichen  Eigentümlichkeiten  
 Islands  verdanken  wir diesen abendlichen Zusammenkünften  
 ,  welche  bis spät in den Morgen ausgedehnt  wurden.  
 Dort  fand  sich  gewöhnlich  eine recht bunt zusammengewürfelte  
 Tischgenossenschaft  ein:  Isländer,  Dänen,  Deutsche, 
 Engländer und Franzosen, und mit jedem  verkehrten unsere  
 liebenswürdigen  Wirthe in  seiner Muttersprache mit gleichet  
 staunenswerter  Zungengeläufigkeit,  wie  denn  überhaupt  
 die  Isländer,  ähnlich  den  Russen,  mit  grösser  Leichtigkeit  
 fremde Sprache  erlernen.  Auffallend  ist die Art  und Weise,  
 wie  man  in  Island  sich  zutrinkt.  Die  beiden  Trinkenden  
 blicken  zuerst  über  den  Rand  des  hohen,  mit  dem  schwersten  
 Bordeaux  oder  Sherry  gefüllten  Glases,  leeren  es  auf  
 einen  Zug  und  blinzeln  dann  durch  dasselbe  einander  an,  
 um  sich  zu  überzeugen,  dass  nichts  darin  geblieben  sei. 
 Wie  alle  Reisenden  in  Island,  so  beabsichtigten  auch  
 wir  unser  sämmtliches  nunmehr  unnötiges  Besitztum,  
 Pferde,  Sättel,  Geschirr,  Packkisten, Zügel, Decken  u. s.w.  
 in  einer  öffentlichen  Versteigerung  an  den  Meistbietenden  
 zu  verkaufen. 
 Der dazu angesetzte Tag erschien;  früh Morgens  zog  ein  
 mit  einer  gewaltigen  Trommel  versehener  Mann  durch  die  
 Strassen  und  lud  die  kauflustigen  Isländer  ein,  sich  zu  
 einer  bestimmten  Stunde  im  Hofe  des  Consuls  Siemsen  zu  
 versammeln.  Wie  ein  Lauffeuer  verbreitete  sich  die  Nachricht  
 in  Reykjavik  und  der  Umgegend,  und  eine  ziemlich  
 zahlreiche  Menge  hatte  sich  eingefunden.  Die  lange  und  
 beschwerliche  Reise,  welche unsere Pferde zurückgelegt hatten, 
   bürgte, wiewohl sie  etwas verwildert  und struppig  aussahen, 
  für ihre Güte; aber zugleich wussten die Isländer wohl,  
 dass  wir  genöthigt  waren,  sie  um jeden Preis  in Island  zu-  
 -rückzulassen,  und  sie  wollten  eine  so  günstige Gelegenheit,  
 brauchbare  Sachen  für  geringes  Geld  zu  erhandeln,  nicht  
 unbenutzt  vorübergehen  lassen.  Der  Ertrag  des  Verkaufs  
 blieb  daher  weit  hinter  unsern  Erwartungen  zurück  und  
 erreichte  nicht  einmal  die  Hälfte  der  Summe,  welche  wir  
 für unsere Anschaffungen ausgelegt hatten.  Als echte Pferdekenner  
 prüften sie sorgfältig Kreuz,  Muskeln und Füsse der  
 Thiere,  die  Stärke  der  Sättel  und  Zaumzeuge  und  fast  be