XVIII.
Zweiter Aufenthalt in Reykjavik.
Abreise. Die Färöer zum zweiten mal. Ankunft in Edinburgh.
Die drei Tage, welche wir uns in Reykjavik aufhielten,
bevor der «Arcturus» uns auf immer aus Island
entführte, brachten noch mancherlei anziehende Abwechselung.
In der ersten Zeit wurde unsere Thätigkeit vielfach
durch das Ordnen und Einpacken der gesammelten
Naturalien in Anspruch genommen; die Abende verstrichen
in sehr heiterer Gesellschaft. Herr Dr.. Hjaltahn, Rector
Johnsen und die beiden Herren Siemsen vereinigten in den
Abendstunden einen ausgewählten Kreis von Bekannten in
ihren gastlichen Räumen und ihre ungezwungene echt nordische
Freundlichkeit, sowie ihre Bereitwilligkeit, unsere
unzähligen Fragen über isländische Verhältnisse zu beantworten,
waren nur dazu angethan, den günstigen Eindruck,
den wir von Island mitnahmen, noch zu steigern. Manche
interessante und schätzbare Notizen über das Volksleben,
die Geschichte, die naturwissenschaftlichen Eigentümlichkeiten
Islands verdanken wir diesen abendlichen Zusammenkünften
, welche bis spät in den Morgen ausgedehnt wurden.
Dort fand sich gewöhnlich eine recht bunt zusammengewürfelte
Tischgenossenschaft ein: Isländer, Dänen, Deutsche,
Engländer und Franzosen, und mit jedem verkehrten unsere
liebenswürdigen Wirthe in seiner Muttersprache mit gleichet
staunenswerter Zungengeläufigkeit, wie denn überhaupt
die Isländer, ähnlich den Russen, mit grösser Leichtigkeit
fremde Sprache erlernen. Auffallend ist die Art und Weise,
wie man in Island sich zutrinkt. Die beiden Trinkenden
blicken zuerst über den Rand des hohen, mit dem schwersten
Bordeaux oder Sherry gefüllten Glases, leeren es auf
einen Zug und blinzeln dann durch dasselbe einander an,
um sich zu überzeugen, dass nichts darin geblieben sei.
Wie alle Reisenden in Island, so beabsichtigten auch
wir unser sämmtliches nunmehr unnötiges Besitztum,
Pferde, Sättel, Geschirr, Packkisten, Zügel, Decken u. s.w.
in einer öffentlichen Versteigerung an den Meistbietenden
zu verkaufen.
Der dazu angesetzte Tag erschien; früh Morgens zog ein
mit einer gewaltigen Trommel versehener Mann durch die
Strassen und lud die kauflustigen Isländer ein, sich zu
einer bestimmten Stunde im Hofe des Consuls Siemsen zu
versammeln. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht
in Reykjavik und der Umgegend, und eine ziemlich
zahlreiche Menge hatte sich eingefunden. Die lange und
beschwerliche Reise, welche unsere Pferde zurückgelegt hatten,
bürgte, wiewohl sie etwas verwildert und struppig aussahen,
für ihre Güte; aber zugleich wussten die Isländer wohl,
dass wir genöthigt waren, sie um jeden Preis in Island zu-
-rückzulassen, und sie wollten eine so günstige Gelegenheit,
brauchbare Sachen für geringes Geld zu erhandeln, nicht
unbenutzt vorübergehen lassen. Der Ertrag des Verkaufs
blieb daher weit hinter unsern Erwartungen zurück und
erreichte nicht einmal die Hälfte der Summe, welche wir
für unsere Anschaffungen ausgelegt hatten. Als echte Pferdekenner
prüften sie sorgfältig Kreuz, Muskeln und Füsse der
Thiere, die Stärke der Sättel und Zaumzeuge und fast be