nicht eingehen; er lag noch immer zusammengekriimmt auf
dem Boden und hielt sich mit beiden Händen den Kopf
fest. Als wir uns aber in das Mittel legten und ihm mit
grösser Festigkeit und ziemlich energischen Worten und
Geberden die Nothwendigkeit fortzureiten bedeuteten, und
er erfuhr, dass wir ihn allenfalls auf sein Pferd setzen und
gestützt auf zwei von uns weitertransportiren oder von den
Zeltstangen eine Tragbahre für ihn verfertigen würden, kam
er allmählich zu der Einsicht, dass für ihn und uns keine
andere Rettung bestehe, als sich wieder an die Spitze unserer
Karavane zu setzen, und merkwürdigerweise verschwand
der Anfall fast ebenso rasch, wie er gekommen war, die
Folge wahrscheinlich von der nächtlichen Uebermüdung und
einer durch die Einsamkeit und die Schrecken der Wüste
erhitzten Phantasie. Er raffte sich auf, bestieg sein Pferd
und war nach wenigen Stunden wieder frisch und wohl-
gemuth.
Um 1 y2 Uhr erreichten wir nach einem anhaltenden Ritte
den halbmondförmigen Fjoröüngsaldavatn, einen durch Regen-
und Schneewasser genährten See, welchen der Führer als diu
Hälfte unserer heutigen Tagereise bezeichnete. Je höher
wir, stets dem Laufe des Skjälfandafljot folgend, anstiegen,
desto empfindlicher wurde die Kälte; in der Nähe dieses Sees
hielten wir ein einfaches kurzes Mittagsmahl ; von den kahlen
Bergen auf der östlichen Seite desselben wehte ein eisiger
Wind, wirbelnde Sandwolken trieben dahin und still auf
dem Boden kauernd schauderten wir vor Frost. Es war
ein herzzerreissender Anblick, die armen Pferde in der Mitte
eines sehr anstrengenden Tagewerks dastehen zu sehen, ohne
ein Maulvoll Gras zu haben; so sehr waren uns die Pferde,
unsere treuen Begleiter, an das Herz gewachsen, dass wir
gern unsere knappe Mahlzeit mit ihnen getheilt hätten. Die
Oede zu beschreiben, welche über diese schaurige Wildniss
gelagert ist, den unwirthlichsten Landstrich, welchen wir
in Island durchzogen, ist kaum möglich. An dem See erwarteten
wir Schwäne, Enten oder gar wilde Gänse anzutreffen
, aber auch nicht das geringste Leben regte sich.
Der Sprengisandur ist, wie die Araber von ihrer Wüste
sagen, ein Land, welches nur die Echo bevölkern, und wo
kein Wesen anzutreffen ist als Er, Allah.
Die Packpferde liefen, von Hunger gequält, so rasch sie
konnten; nachmittags kamen wir in der Entfernung an
mehreren kleinen Seen vorüber, zwischen denen ein gänzlich
durchweichter Boden den Ritt sehr erschwerte. Immer
näher rückten wir auf die beiden Ungeheuern Jökullmassen
und die Stelle zu, wo der Arnarfellsjökull und der Tüngnafells-
jökull, ein nordwestlicher Abhang des Yatnajökull, so nahe
zusammenstossen, dass nur ein hochgelegenes, fast horizontales
Plateau sich zwischen ihnen befindet, auf dessen einer
Seite die Tjórsá, auf dessen anderer östlicher Seite das
Skjälfandafljot entspringt. Auf der Hochfläche liegen die
Quellen beider Flüsse, durch‘keine eigentliche Wasserscheide
voneinander getrennt, nahe beieinander. Dieses Hochplateau
im Innern von Island zeigt die Unrichtigkeit der Vorstellung
früherer Reisenden von einer durch zwei Höhenzüge
einge'schlossenen muldenförmigen Niederung, welche die ganze
Insel von Südwesten nach Nordosten durchziehen und deren
Ausgang im Süden die Ebene zwischen dem Uingvallavatn
und dem Eyjafjallajökull, im Norden die Umgegend des
Mückensees sein soll. Dieser Anschauung zufolge zeigen
viele Karten von Island fälschlich ein das Land in nordöstlicher
Richtung quer durchkreuzendes Längenthal von
stets derselben Breite.
Nach 8 Uhr kamen wir in dem Quellengebiet der Pjórsá
an einen, Tómasarhagi genannten Platz, wo Jón Gras zu
finden hoffte, welches sich aber wahrscheinlich infolge der
zu Anfang des Sommers herrschenden Trockenheit nicht
entwickelt hatte, sodass wir nur eine spärliche Moosvegeta