halbkugelartig an und schien sich erheben zu wollen, aber
es platzten nur die Beulen und Blasen auf der Rundung.
Wir hatten mit athemloser Spannung und Bewunderung
dem merkwürdigen Schauspiele zugesehen, und immer, wenn
eine Wassermasse sich zu noch nicht erreichter Höhe erhob,
unwillkürlich in die Hände geklatscht und der höchst gelungenen
Vorstellung, gegen welche in der That jegliche
Wasserkunst der Menschen nur eine Miniaturcopie ist, ein
lebhaftes Bravo zugerufen; allein Ölafur schüttelte sein
Haupt und sprach mit bedeutsamem Lächeln sein stereotypes:
«EkJci godt/» aus; und er hatte ganz recht, der Anblick,
den wir heute genossen, war nichts im Vergleich mit
dem, der uns morgen zu Theil werden sollte.
Gegen 7 Uhr zogen wir uns in unser Zelt zurück. Obschon
eigentlich gar keine Aussicht da war, dass der Geysir
diese Nacht losbrechen werde, so wollten wir doch gewissenhaft
jede Veränderung, die mit ihm vorging, beobachten
und beschlossen daher, bis tief in die Nacht hinein gemeinschaftlich
zusammen aufzubleiben, dann sollte jeder
von uns eine Wache übernehmen.
Mit dem siedenden Geysirwasser kochten wir uns einen
starken Thee. Da die Tage sich schon so verkürzt hatten,
dass um 10 Uhr die Dämmerung einzubrechen begann,
waren wir genöthigt, zum ersten mal auf der ganzen Tour
das Innere unsers Zeltes durch ein Licht zu «erhellen. Die
Zeltthür ward zurückgeschlagen und so sassen wir da, voller
Erwartung der Dinge, die da kommen sollten.
Plötzlich vernahmen wir ein dumpfes donnerartiges Geräusch
wie eine entfernte Kanonade, welche unter unsem
Füssen abgefeuert zu werden schien, bald lebhafter wurde
und in mehrere rasch aufeinander folgende Schüsse überging;
eiligst stürzten wir aus dem Zelte und fühlten wie
die Umgebung des Geysirkegels in eine zitternde auf- und
abschwankende Bewegung versetzt wurde; zugleich sahen
wir, dass das Wasser im Becken anschwoll, seine Oberfläche
sich nach oben halbkugelförmig wölbte und grosse
Dampfmassen aus dem Röhrenschlunde emporstiegen, welche
das Wasser zu einer Höhe von 6 —10 Fuss emporschleuderten.
Nach kaum zwei Minuten trat vollständige Ruhe
ein; die den Kegel umlagernden Dampfmassen wurden durch
einen leichten Windstoss zertheilt, und als wir hinzueilten,
rieselte das Wasser von allen Seiten den Abhang hinunter,
im Bassin aber war der Spiegel wieder ganz glatt und
bewegungslos.
Durch solchen falschen Lärm wurden wir im Verlauf
der Nacht noch ein paar mal in unserer Ruhe gestört; jedesmal
eilten wir unwillkürlich Hals über Kopf in das
Freie, obschon wir nicht erwarten konnten, dass sich schon
eine Hauptexplosion ereignen würde, da zwischen diesen
immer ein längerer Zwischenraum liegt. Von der Regelmäs-
sigkeit, in welcher diese vorläufigen Ausbrüche einander
folgen, wird später die Rede sein.
Der folgende Tag war noch dem Aufenthalte an den
Geysir gewidmet. Im ganzen liegen um den Geysir und
Strokkur noch 40—50 verschiedene kleinere Quellen und
Sprudel; aus einer Vergleichung ihrer Lage zueinander
kommt man zu der Einsicht, dass die sie alle umschliessende
Linie eine sehr langgestreckte Ellipse ist, deren grösste Ausdehnung
von Nordnordost nach Südsüdwest ist; sie liegen wohl
auf zahlreichen, in dieser Richtung parallel nebeneinander
herlaufenden Spalten. Nordnordöstlich vom grossen Geysir
zeigen sich in ziemlicher Entfernung noch die Spuren von
zwei ändern Quellensystemen, deren Thätigkeit jetzt versiegt
ist; dieselben folgen also der nämlichen Richtung.
Neben dem grossen Geysir und dem Strokkur ist die
bedeutendste Quelle der kleine Geysir, der meistens alle
zwei Stunden sein Wasser 12—20 Fuss hoch spritzt. Zwischen
dem grossen Geysir und Strokkur, am Abhange eines