Wassers im Geysirrohre. Durch eine Bildung von Dampfblasen
wird aber die Wärme gebunden, die Temperatur der
Wasserschichten, aus welchen die Dampf blase sich entwickelt,
wird so weit erniedrigt, dass eine Zeit vergeht, bevor eine
neue Blasenbildung erfolgen kann; deshalb folgt auf jede
Detonation und Anschwellung des Wassers im Becken eine
Zeit der Ruhe.
Nach und nach wächst aber an allen Stellen des
Geysirrohrs wieder die Temperatur des Wassers, die Dampfblasen
werden grösser und mächtiger, sodass sie theilweise
noch die Oberfläche des Wassers erreichen; endlich aber
erreichen die Dampfblasen solche Kraft, dass sie eine beträchtliche
Wassermasse aus der Röhre hinauszuschleudern
vermögen; das bildet dann den ersten Anstoss zu einer
grossen Eruption; denn dadurch, dass durch jene Dampfblasen
ein Theil der Wassersäule in die Höhe geschleudert
wird, erleidet der Druck, welcher auf den tiefer liegenden
Säulenschichten lastet, eine derartige Verminderung, dass
plötzlich eine mächtige Dampfentwickelung ^stattfindet und
noch grössere Wassermassen hinausgetrieben werden. Dies
Spiel des Wasserausschleuderns dauert so lange fort, bis
das ausgeworfene und stets zum Theil wieder in den Kessel
zurückfallende Wasser so weit abgekühlt ist, dass es die
fernere Dampfbildung verhindert. Hierauf tritt eine Periode
der Ruhe ein und erst nach vier bis fünf Stunden beginnen
jene Detonationen wieder.1)
]) Professor Müller in Freiburg im Breisgau hat einen Apparat con-
struirt, mit welchem man im Stande ist, die Erscheinungen der
Geysireruption nachzuahmen. Wenn man eine unten geschlossene,
oben zu einem flachen Becken von 2% Fuss Durchmesser sich ausbreitende,
5 Fuss lange, 5 Zoll breite Blechröhre mit Wasser füllt
und darauf sowohl das untere Ende als auch die Röhre in der Mitte
vermittelst eines Kohlenbeckens erhitzt, so wird die Wassermasse
zwischen beiden Kohlenbecken nach einiger Zeit bis zu der Siedetemperatur
erwärmt sein, welche dem auf ihr lastenden Druck ent-
Nach Bunsen ist die Vorstellung unterirdischer Höhlenräume,
in denen sich Dämpfe entwickelten, ganz unverträglich
mit der einfachen Beobachtung, dass die bei den
Eruptionen über den Rand des Bassins geschleuderten Wassermassen
vollkommen der Niveauerniedrigung des Wassers,
welche unmittelbar darauf eintritt, entspricht, und dass also
das Wasser nicht in die unterirdischen Höhlenräume zurücktritt,
wie es nothwendig geschehen müsste, wenn letztere
existirten und der eingeschlossene Dampf befreit sei.
Es ist sonderbar, dass bei den frühem isländischen
Schriftstellern über dieses merkwürdige Naturspiel das tiefste
Stillschweigen herrscht; der erste, der des Geysir Erwähnung
thut, ist Saxo Grammaticus im 12. Jahrhundert, der
in der Vorrede zu seiner « Geschichte von Dänemark» sagt:
«Ab huius (Norvegise) latere occidentali, insula, quae gla-
cialis dicitur, magno circumfusa reperitur oceano, obsoletse
admodum habitationis tellus, rerumque veri fidem exceden-
tium et insolitorum eventuum miraculis prsedicanda. Hic
fons est, qui fumigantis aquae vitio, nativam rei cuiuslibet
originem demolitur. Sane quicquid fumi huius exhalatione
respergitur in lapideae naturse duritiem transmutatur; quo
res mirabilior et periculosior existat in dubio positum
constat.» Der erste eingeborene Isländer, welcher die Geysir
beschreibt, ist Brynjulf Sveinnsson, Bischof von Skalholt,
um die Mitte des 17. Jahrhunderts, welcher in «Stephann
notce uberiores ■ ad Saxonem I sagt: «Saxoni attestor,
qui anno superiore tale naturae miraculum his oculis non
sine maxima admiratione conspexit in Haukadal, quod Skal-
holto duobus miliaribus cum .semisse distat, preedium cathespricbt;
wenn nun an der Stelle des obern Kohlenbeckens die Dampfbildung
erfolgt, so werden die ersten Dampfblasen nur ein Aufwallen
des Wassers' im Becken bewirken, bis endlich eine grössere
Eruption erfolgt, welche das siedende Wasser 2 — 3 Fuss über den
Rand des Beckens schleudert.