auf ihre Jagd verwenden zu können, gehört zu den unterhaltendsten
und interessantesten Episoden einer isländischen
Reise.
Nachdem abends zuvor Petur Jonsson, durch englisches
Gold bewogen, uns gestattet hatte, in seinem grossen
Nachen nach Belieben einen vollen Tag auf dem See kreuzen
zu dürfen, machten wir uns heute in aller Frühe auf, un-
sern langgehegten Plan ins Werk zu setzen.
Ölafur ruderte uns zunächst von Reykjahliö an die gegenüberliegende
Westküste. Man kann sich kaum einen Begriff
machen von dem regen Vogelleben, welches auf dem
Wasser herrschte, und zwar schien es fast, wie wenn eine
jede Vogelart ihr eigenes Revier, ihren besondern Kleinstaat
habe. In der ersten halben Stunde waren es hauptsächlich
rothäugige Steissfüsse (Podiceps ardicus), die in
grösser Anzahl erlegt wurden. Diese niedlichen Vögel,
welche ihres Pelzwerks wegen geschätzt sind, bauen ihr
kunstvolles, auf dem Wasser schwimmendes Nest aus Binsen,
Halmen, Schlamm u. dgl. nahe am Ufer und befestigen
es an das daselbst wachsende Schilf- oder Binsendickicht,
sodass es mit dem Wasser steigt und fällt. Das
Flechtwerk ist so dicht, dass die Eier vom Wasser nicht
berührt werden können. In einigen Nestern fanden wir vier
Eier, in vielen drei, in wenigen zwei, in den meisten ein Ei.
Wenn das brütende Weibchen sein Nest verlässt, so. deckt
es die Eier mit Halmen, Binsen u. dgl. sorgfältig zu, sowohl
um sie warm zu halten, als auch um sie den Blicken
der gefrässigen Raubmöve (Lestris spp.) zu entziehen, der
erbittertsten Feindin des Steissfusses. Wir sahen wie eine
solche Raubmöve vor den Augen des Weibchens dieser Art
sich ein Ei aus deren Neste holte und einige Schritte davon
im Grase ruhig zu verzehren begann, während die Inhaberin
desselben kläglich schreiend den dreisten Räuber umflatterte,
ohne ihm etwas anhaben zu können. Ein tödlicher
Schuss jedoch traf den gierigen Schmarotzer, noch ehe er
das Ei ganz verzehrt hatte.
Der florgoÖi, wie die Umwohner des Mückensees diesen
Steissfuss nennen, ist im übrigen Island selten; wir schossen
ihn nur einmal im Südlande (am Leiruvogsvatn). Seine
grünlichweissen Eier sind sehr schmackhaft und werden
wie die der meisten hier brütenden Entenarten eifrig gesammelt
und zu Hunderten in grossen Tonnen und Kisten
fest in einen grauen vulkanischen Sand gepackt, um für
den Winter aufbewahrt zu werden, eine ebenso nahrhafte
wie wohlschmeckende Kost.
Doch rudern wir weiter, so sehen wir wenig mehr von
den Steissfüssen, und langschwänzige Eisenten (Harelda
hiemalis) sowie Moorenten (Fuligula marila) nehmen jetzt
unsere Aufmerksamkeit in Anspruch. Erstere sind unzweifelhaft
die häufigsten Enten Islands und fast auf jedem
Binnensee, in jedem Fjorde anzutreffen. Ihre Nester
bestehen aus einer einfachen Vertiefung in der Erde oder
im Gestrüpp; wir fanden bis 18 Eier darin, die vielleicht
von zwei oder drei Enten in ein und dasselbe Nest gelegt
und abwechselnd bebrütet werden. Nicht so häufig, aber
keineswegs selten ist die zweitgenannte Art, die duggönd
(eigentlich Tauchente), welche weniger scheu ist als die
meisten ändern Enten auf dem See.
Bevor wir nun, den Kahn verlassend, ans Land stiegen, um
in den Buchten und Nebenseen des Myvatn uns nach neuem
Wilde umzusehen, besuchten wir einige der kleinen Inseln,
welche vornehmlich den Seeschwalben (Sterna arctica) zu
Brüteplätzen dienen. Wenn man sich dem Neste eines dieser
zierlichen Thierchen nähert, so versammelt sich gleich ein
halbes Dutzend und greift den Eindringling laut schreiend
an, stösst auf ihn und sucht durch todverachtende Zudringlichkeit
ihn abzuwehren. Hier sind es wiederum
die schmarotzenden Raubmöven, welche der jungen Brut