theils versichern, theils verneinen, im Stande ist, den
Strokkur durch Hineinwerfen von Steinen und Erde in dem
untern Theile seiner Trichterröhre zu verstopfen und zu
einer Eruption zunöthigen. Rasch waren wir alle sieben
damit beschäftigt, breite Platten und grössere Blöcke von
Kieseltuff herbeizuschleppen, Rasenschollen auszustechen,
Erde herbeizutragen und dann in den Strokkurschlund hinabzustürzen
5 allein nach halbstündiger Arbeit war noch keine
Veränderung in der Höhe und dem Gebaren der Wassersäule
eingetreten, wiewohl wir dem Ungeheuer eine beträchtliche
Ladung in den gähnenden Rachen geworfen. Wir
verzichteten nun darauf, jenes einigermassen komische
Schauspiel zu gemessen und zogen uns .nach dem etwa
vier Minuten entfernten Gehöft Laugar zurück, um uns
dort von der anstrengenden Arbeit zu erholen.
Der Bauer, dessen armselige Hütte Fremde aus allen
Welttheilen beherbergt hatte, besitzt ein ziemlich geschliffenes
Wesen und sehr anständige Manieren; er erzählte
uns, dass ein Engländer zwei Tage an den Geysir
zugebracht und dieselben am Mittag, gerade nach der letzten
Eruption des Geysir, verlassen habe; ferner dass der
Strokkur seit Anfang Juni gänzlich erloschen scheine und
dass wir wenig Hoffnung hätten, ihn, springen zu sehen.
Wir unterhielten uns noch einige Zeit mit ihm, aber lange
konnten wir es in der niedrigen, dumpfigen Stube nicht
aushalten und eilten wieder hinaus in das Freie.
Während wir den Geysir zuschlenderten, schlug plötzlich
ein dumpfer Laut an unser Ohr und siehe da, in der Gegend,
wo der Strokkur lag, stieg mit unbeschreiblicher Gewalt
eine mächtige Dampfsäule bis zu den Wolken empor; ihr
folgte, eingehüllt in dichte Massen von Dampf, eine kolossale
Wassersäule, welche unter furchtbar brüllendem Geräusch
aus dem Schlunde herausgeschleudert wurde und sich
in die Luft zu ausserordentlicher Höhe erhob. Kaum hatte
diese Wassermasse begonnen wieder zurückzusinken, als
neue mit verdoppelter Kraft-und noch betäubenderm Tosen
hervorbrechende Garben das Spiel weiter fortsetzten. Bisweilen
trat für einige Augenblicke eine Pause ein und dann
spritzten nach allen Richtungen mit zischendem Geräusch
kleinere Strahlen siedenden Wassers aus der Mündung hervor,
den Dampf durchbrechend, der diese einhüllte. Die
Höhe, bis zu welcher die Säulen emporstiegen, war unregelmässig,
bald grösser, bald kleiner, manche erreichten wenigstens
80—100 Fuss. Das Wasser war durch die zerkochten
Erdschollen und Rasenstücke chocoladenfarbig und
braungelb gefärbt. Steine, mit denen wir die Röhre verstopft
hatten, wurden zu Höhen emporgeschleudert, dass
sie fast unsern Augen entschwanden; manche davon stiegen
in so genau senkrechter Richtung auf, dass sie wieder in
die Röhre zurückfielen und als mächtige Bälle dem riesigen
Springbrunnen zum Spielzeug dienten; zuletzt nahm die
Höhe der Wasserergüsse immer mehr ab, unvermuthet schossen
wie Blitze noch einmal ein paar nacheinander hoch
hinauf in die Lüfte, aber dann war die ganze Erscheinung,
nach sechs Minuten, verschwunden. Als keine Gefahr mehr
bevorstand, unversehens verbrüht zu werden, näherten wir
uns dem Brunnenrohre, um dessen Mündung der Boden
noch ganz mit heissem, schmuzigem Wasser überschwemmt
war, und schauten neugierig in den Trichter hinab. Wer
an Schwindel leidet, darf dem Rande nicht zu nahe treten.
D§r Bauer in Laugar erzählte uns, dass mitunter Kühe,
Pferde und Schafe in die Tiefe hineinfallen und in einem
gänzlich zerkochten Zustande wieder ausgeworfen werden.
Im Nordlande hat der Öxahver daher seinen Namen erhalten.
Die Wassersäule im Innern hatte ein tieferes Niveau
, als vor der Eruption und wallte im heftigen
Kochen auf; bisweilen schwoll ihre Oberfläche noch einmal
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