
Fauna des Sansibar-Gebietes um so weniger gestattet, als nur zwölf derselben sieh
als bisher unbekannt ergeben haben. Da jedoch schon unter diesen wenigen neuen
Arten sich einige besonders ausgezeiehnete vorgefunden haben, so wird mit der
Voraussetzung kaum fehl gegriffen werden, dass bei einer eingehenderen lepido-
pterologischen Erforschung des Gebietes neben noch zahlreicheren, weit verbreiteten
Arten auch der eigenthiimlichen und bemerkenswerthen genug zur Kenntniss gelangen
werden. Gänzlich unberücksichtigt geblieben sind bisher, auch was die
bereits bekannten Arten betrifft, die Microlepidopteren; die 12 neuen beschränken
sich auf die Ehopalocera (5 A.), Sphingidae (1 Art, zugleich am Cap einheimisch),
Cheloniariae (2 A.), Bombyddae (2 A.), Noctuina ip d Uraniidae (je 1 A.). Während
7 dieser neuen Arten sich theils Ost-, theils Süd-Afrikanischen unmittelbar
ansehliessen, 4 andere in Betreff ihrer verwandtschaftlichen Beziehungen vorläufig
zweifelhaft bleiben müssen, hat die letzte (Thdliura Croesus, G e r st.) ihren einzigen
Verwandten wieder auf Ma^agascar aufzuweisen.
Als völlig uncharakteristisch für die Insektenfauna des Sansibar-Gebietes erweisen
sich die an Artenzahl noch viel geringfügigeren, bis jetzt vorliegenden
Dipte ren. Von den zur Hälfte (6) neuen Arten schliessen sich 1 Tabanide und
4 Asilinen Süd-Afrikanischen, 1 Syrphide einer Guineensischen zunächst an.
Die wieder etwas reichhaltiger in der Sammlung vertretenen Hemip te r en
sind der kleineren Hälfte nach, nämlich zu 35 von 74 Arten, neu. Die darunter
befindlichen 6 Scutati gehören mit Ausnahme einer neuen Sciocoriden-Gattung
Anarropa, welche übrigens auch ihrerseits keineswegs zu den auffallenden Formen
gehört, theils überhaupt (Pmtatoma, Aefhus), theils wenigstens in Afrika weiterverbreiteten
(Aeliomorpha) Formen an. Dasselbe ist mit dreien von 4 neuen Coreoden
der Fall, während die vierte ihren einzigen bis jetzt bekannten Gattungsverwandten
in Madagascar besitzt. Die 8 neuen Lygaeoden vertheilen sich auf
sieben, die 4 neuen Beduvinen auf ebenso viele, sämmtlich in Afrika weit und
zum Theil darüber hinaus verbreitete Gattungen, die 2 Nepiden und 4 Notone-
ctiden auf solche, welche der alten Welt überhaupt gemeinsam sind. Unter
den Homopteren erhält die ausschliesslich Afrikanische Fulgorinen-Gattung Pyrops,
Spin, und die gleichfalls Afrikanische Membraciden-Form Coloborrhis, Germ,
einen Zuwachs durch je 1, die weitverbreiteten Gattungen Centrotus durch 2, Cer-
copis und Selenocephalus durch je 1 neue Art.
Gebricht es nach vorstehender Uebersicht der Fauna des Sansibar-Gebietes
gleichwohl nicht an einer Anzahl eigenthümlicher Gattungen und an einer grösseren
Beihe charakteristischer und zum Theil ausgezeichneter Arten, so sind dieselben,
wenigstens nach dem bis jetzt vorliegenden Material zu urtheilen, keineswegs
weder numerisch so überwiegend, noch ihrer Erscheinung nach so hervorragend,
dass darin ein specifischer, von dem allgemein Afrikanischen irgend wie
auffallend verschiedener Gesammtcharakter zur Geltung käme. Wie von vorn herein
zu erwarten, macht sich in erster Beihe ein Anschluss der Gattungen und Arten
an diejenigen Ost-Afrika’s und zwar in etwas weiterem Umfange an diejenigen
der südlich (Mosambik und Caffernland), als der nördlich (Abyssinien) angrenzenden
Gebiete bemerkbar, ohne dass dabei eine nahe Beziehung zu West-Afrikanischen
Formen ganz fehlte; letztere sind aber kaum zahlreicher alss diejenigen zu
Madagassischen Gattungen und Arten, welche für das Sansibar-Gebiet um so mehr
constatirt zu werden verdienen, als sie bisher weder an der Mosambiker, noch
an der Caffrarischen Insektenfauna in irgendwie nennenswerther Weise hervorgetreten
sind.
Kommen für den faunistischen Charakter irgend eines zuvor unbekannten Gebietes
die ihm eigenthümlichen und unter diesen wieder die durch Grösse, Form,
Färbung u. s. w. ausgezeichneten Arten offenbar zunächst in Betracht, so würde
derselbe doch nur in ganz einseitiger Weise zur Auffassung gelangen, wollte man
dabei der ihm mit anderen Gebieten gemeinsamen Arten überhaupt nicht gedenken.
Jene sind positiv, diese negativ für dasselbe charakteristisch und daher offenbar in
gleichem Maasse beachtenswerth; gerade für Afrika fallen letztere um so mehr in
das Gewicht, als sie, wie gesagt, überall einen beträchtlichen Procentsatz der Arten
ausmachen. Unter den aus dem Sansibar-Gebiet bis jetzt bekannt gewordenen
bleiben diese weiter verbreiteten Arten nicht beträchtlich hinter der Hälfte der Ge-
sammtzahl zurück, indem sie sich auf 347 von 737 belaufen. Dieselben lassen sich
nach der Grösse des Areals, über welches sie sich erstrecken, folgendermassen
gruppiren:
1) Arten des Sansibar-Gebietes, welche cosmopolitisch verbreitet sind oder sich
wenigstens ausser in der alten Welt auch in Amerika vorfinden :i
Periplaneta Americana, Lin.,
— rhornbifolia, Sto 11,
Panchlora Surinamensis, Lin.,
Eutyrrhapha pacifica, C o q.
Cyclonotum abdominale, Fab.,
Ca/rpopTiilus hemipterus, Lin.,
Trogosita mauritanica, Lin.,
Dermestes vulpinus, Fab.,
— cadaverimi8, Fab.,.
Hybosorus Rligeri, Reiche,
Melanoxanthus mela/nocephalus, F a b.,
Necrobia rufipes, de Geer,
Alphitóbius ovatus, Hb St.,
— piceus, Oliv.,
Tribolium ferrugin&um, Fab.,
Calandra oryzae, Lin.,
— linea/ris, Hbst.
Apis mellifica, L in .
Argina cribraria, C le r c k .
Nezara viridula, Lin.,
Conorrhinus rubirofasciatus, d e Geer.
2) Arten des Sansibar-Gebietes, welche bei allgemeiner Verbreitung über Afrika
zugleich auf Europa und Asien übergehen:
Mantis religiosa, Lin.,
Tryxalis nasuta, Lin .,
Oedipoda longipes, C h a r p.,
Caloptenus plorans, C h a r p.
Cybister tripu/nctatus, Oliv.,
Rhipiphorus bipunctatus, Fab .,
— fiabellatus, F ab .,
Exochomus fia/oipes, T h u n b .
Pompilus Bretoni, Guér.,
Pelopoeus violaceus, F ab .
L/ycaena L/ysimon, Esp.
Aspongopus viduatus, F a b .,
Anisops productus, F i e b.
3) Arten des Sansibar-Gebietes, welche sich (meist über die Ost-Afrikanischen
Insel-Gruppen) bis nach Ostindien (und zum Theil darüber hinaus) erstrecken:
Nauphoeta cinerea, Oliv.,
Panesthia aethiops, S to 11.,
Xiphidium Iris, Serv.,
Oedipoda vulnerata, de H a a n .,
Acridium aeruginosum, Serv.,
Pyrgomorpha crenulata, F a b .
Chlaenms posticus, Fab.,
Carpophilus obsoletus, Er.,
Aphodius moestus, Fab.,
Onthophagus catta, Fab.,
Xystrocera globosa, Oliv.,
Diatomocephala simplex, Gyl-1.,
Coptops aedifica&or, Fab.,