
sischer ausgenommen — als nicht besonders charakteristisch erweisen. Unter
diesen Umständen ist es kaum thunlich, von einem Senegambischen, Guineen-
sisehen, Abyssinischen u. s. w. Faunengebiete zu reden, ja nicht einmal ein Ost-
und Westafrikanisches zu unterscheiden, oder man müsste denn eben den Charakter
eines solchen in die weniger hervorstechenden Gattungen und in die auf das
betreffende Gebiet beschränkten Arten hineinverlegen. Selbst das durch seine üppige
Niederungs-Vegetation und durch die an dieselbe gebundene Fülle von Insektenformen
besonders begünstigte Guinea hat im Verlauf der Zeit manche seiner hervorstechendsten
und früher als ihm eigenthümlich geltenden Gattungen mit anderen
Gebieten theilen müssen, vor Allem die riesige Melitophilen-Gattung Goliathus, deren
nachträglich aufgefundene vierte Art: Göl. Fornasini, B e r toi. aus dem Inneren von
Mosambik, in diagonaler Richtung möglichst weit von den übrigen einheimisch ist.
Nur die durch den Hauptlauf des Gariep abgegrenzte Südspitze Afrika’s (Cap-Co- -
lonie, Caffraria, Natal und Orange-Republik) ergiebt sieh durch eine grössere Summe
ihr eigenthümlicher oder wenigstens in besonderer Artenfülle auftretender Gattungen
als ein von dem übrigen Continente faunistisch abgesondertes Gebiet, welches in
vieler Beziehung selbst von der unmittelbar nach Nordosten sich anschliessenden
Transvaal-Republik (südlich und westlich vom Limpopo begrenzt) recht wesentlich
abweicht. Unter den Orthopteren sind es vor Allem die Pneumora- und Batracho-
tetrix-Axb&o, unter den Coleopteren die Gattungen Trichostefha, Elaphmis, Scaptobius,
Genuchus, Macrophylla, Leontochaeta, die sämmtliehen sehr zahlreichen Pachycnemi-
den, sowie die überwiegende Mehrzahl der Hopliden (Dichelus, Monochelus, Gtymno-
loma, Goniaspidius, Dicranocnemus, Scdophysa, Lepisia u. s. w.), ferner Hipporhinus,
Byrsops und die Masse der Brachycerus, endlich Moluris, Psammodes, Trachynotus,
Trigonopus u. A., welche eine etwas umfangreichere, im Caplande veranstaltete
Insektensammlung sofort und in auffallendster Weise kenntlich machen. Dieser
sich bereits vor vier Decennien in den Sammlungen und Artenverzeichnissen geltend
machende Unterschied zwischen der Fauna des Caplandes und derjenigen des
übrigen Afrika’s ist durch die seitdem gewonnenen Erfahrungen, welche vorzugsweise
gerade die sich auf beiden Seiten nach Norden anschliessenden Küstenstriche
betreffen, kaum abgeschwächt, geschweige denn vermittelt worden, so dass noch
heut zu Tage das Capland unter allen Faunengebieten südwärts vom Atlas und
von Nubien, selbst Guinea nicht ausgenommen, als das bei weitem abgeschlossenste
und am meisten charakteristische zu gelten hat. Gleich den Faunen Angola’s und
Abyssinien’s hat sich von jenen neuerdings zur Kenntniss gekommenen auch diejenige
von Mosambik keineswegs als eine specifische, sondern vorwiegend als eine
den allgemein Afrikanischen Charakter zur Schau tragende herausgestellt, welche,
ohne mannigfache Beziehungen zu der Capensischen und Caffrarischen verkennen zu
lassen, dennoch deren Eigenthümlichkeiten entbehrt und sich gleich der Senegambischen
und Abyssinischen als vorwiegend indifferent erweist.
Dass ein Gleiches sich für die Fauna des Sansibar-Gebietes heraussteilen würde,
war bei der weiteren Entfernung vom Caplande einer-, der viel geringeren von
Abyssinien andererseits leicht vorauszusetzen. In einzelnen der ihm eigenthüm-
lichen Gattungen und Arten sich augenscheinlich zunächst an Abyssinien, Mosambik,
das Limpopo-Gebiet und Port Natal anschliessend, ergiebt es sich im Allgemeinen
als eines specifisehen Faunen-Charakters in gleichem Maasse entbehrend
wie die genannten Länder, den beiden letzten vielleicht sogar noch als hintenanstehend.
Wie es durch zahlreiche, ihm mit anderen Theilen Afrika’s gemeinsame
Arten der weiten Verbreitung der Insekten innerhalb dieses Continents von Neuem
das Wort redet, so bestätigt und erweitert es durch die ihm eigenthümlichen abermals
die bereits vorliegende Erfahrung von der grossen Gleichförmigkeit in der
Vertheilung der Gattungen und Gruppen nach der geographischen Breite und Länge.
Hat dies seine volle Gültigkeit für den Küstenstrich sowohl wie für das sich demselben
nach innen anschliessende Terrassen-Land, so erhält andererseits die Fauna
des Sansibar-Gebietes eine fremdartige Beimischung durch den eigenthümlichen und
für das tropische Afrika doppelt auffallenden Umstand, dass sich aus seinem Plateau
ein wenngleich isolirter, in seinem Umfang aber dennoch mächtiger und hoch bis in die
Schneeregion aufsteigender Gebirgsstock erhebt, auf welchem der Faunen-Charak-
ter der Tropen mit dem des Hochgebirges gewissermassen in einen Kampf gera-
then oder mit demselben einen Ausgleich zu Wege bringen musste. In welchem
Umfange und bis zu welchem Grade dies auf dem Ki l imands cha ro zum Austrag
gebracht ist, welches die allmähligen Abstufungen zwischen der Fauna der Schneeregion
bis zur Tropennatur herab sind, lässt sich leider aus der bis jetzt vorliegenden
geringfügigen Ausbeute, welche in einer Erhebung von 8000' gemacht
worden ist, nicht genügend beurtheilen. Immerhin ist diese kleine Sammlung aber
dadurch von besonderem Interesse, dass sie zeigt, wie sich auch unter dem Aequator
bei einem vertikalen Abstand von 5000' (gegen das umgebende Plateau) der fau-
nistische Charakter wesentlich modificirt — und sie verdient daher, als gleichsam
einer isolirten Insel inmitten des Tropengebietes angehörend, den übrigen das Sansibar
Gebiet charakterisirenden Insektenformen gegenüber einer besonderen und
zusammenfassenden Betrachtung unterzogen zu werden.
Von den neun auf dem Ki limandscharo gesammelten Arten gehören zwei den
Orthopteren, fünf den Coleopteren und je eine den Hymenopteren und Hemipteren
an. Mit Ausnahme dieser letzten (Lygaeus famelicus, Fab. ), welche zugleich am
Cap einheimisch ist und auch dem Sansibarischen Tafellande nicht fehlt, haben
sich sämmtliche Arten nicht nur als neu, sondern auch von denen des umgebenden
Plateau’s als specifisch verschieden erwiesen. Darin beruht jedoch der einzige
ihnen gemeinsame Charakter: denn in Bezug auf ihre faunistische Verwandtschaft
weichen sie nach den verschiedensten Richtungen hin auseinander. Während nämlich
das einzige der Familie der Ameisen angehörende Hymenopteron: Campono-
tus Kersteni, G e r st., sowie von den Coleopteren der Paederus tumidicöüis, G e r st.
und Lixus baculus, Ger st. sich anderen tropisch-afrikanischen Arten ganz eng an-
schliessen, ist bei zwei anderen: Heterodita corpulenta, G er st. und Epilachna te-
tracyda, Gers t. schon eine sehr viel weitere Kluft bemerkbar. Erstere gehört
zwar noch einer specifisch Südafrikanischen Gattung an, weicht aber von den wenigen
bereits bekannten Arten, über deren Vorkommen nähere Angaben nicht vorliegen,
sowohl habituell als durch plastische Eigenthümlichkeiten ab; letztere entfernt
sich dagegen von sämmtliehen, bekanntlich sehr zahlreichen Afrikanischen
Arten der cosmopolitischen Gattung Epilachna ebenso^ auffallend, wie sie sich in
Umriss und Colorit einzelnen Süd-Amerikanischen annähert. Von Brachyldbis laeta,
Ger s t . ist ihr Auftreten in bedeutender vertikaler Erhebung und im Binnenlande
insofern bemerkenswerth, als die ihr sehr nahe verwandte, über mehrere Erdtheile
verbreitete Brachyl. maritima, Bon. nur in der Nähe der Meeresküste Vorkommen
soll. Bei weitem das grösste Interesse beanspruchen jedoch offenbar das Sphena-
rium pulchripes, Gers t. und der Carabus Deeheni, Gers t . Erstere hat ihre nächsten
Verwandten nach den bisherigen Erfahrungen ausschliesslich in Mexico aufzuwei