
Wenn es durch diesen Befund unwiderleglich bewiesen ist, dass Dichthadia,
was überhaupt niemals zweifelhaft sein konnte, ein fortpflanzungsfähiges Weibchen,
und wenn es ferner nach den vorhergehenden Ausführungen gleichfalls als ausgemacht
gelten kann, dass diese Gattung nur als den Formicarien und in specie
den Doryliden angehörig zu betrachten ist, so bliebe neben der Erforschung ihrer
immer noch völlig dunklen Lebensweise zuvörderst die Frage zu erörtern, wie
weit ihre bis jetzt allein bekannten morphologischen Eigenthümlichkeiten geeignet
sind, einen einigermaassen sicheren Anhalt für die Beurtheilung ihrer verwandtschaftlichen
Beziehungen zu Dorylus und eventuell gleichzeitig zu TypMopone zu gewähren.
(Die Gattung Anomma lasse ich bei dieser Erörterung geflissentlich ausser Betracht,
weil sie sich den drei mit augenfälligen Uebereinstimmungen und Analogien
behafteten Formen: Dichthadia, Dorylus und TypMopone ziemlich fremd und
durch eine weitere Kluft getrennt gegenüberstellt.) Bei unbefangener Abwägung
aller diese drei Gattungen vereinigenden sowohl wie trennenden Charaktere hat
sich in mir immer mehr die* Ansicht befestigt, dass Dichthadia, wenn sie auch
vielleicht numerisch gleiche Uebereinstimmungen mit TypMopone erkennen lässt,
durch qualitativ überwiegende doch in ein näheres Verhältniss zu Dorylus tritt,
so dass man sich mit Hintenansetzung der Frage, ob es sich bei der in ihren
Einzelformen erst zu eonstruirenden Gattung zugleich um Arbeiterformen handelt,
zunächst jedenfalls der Annahme zuwenden müsste, in Dichthadia das Weibchen
von Dorylus zu erblicken. Neben der übereinstimmenden Bildung der Man-
dibeln und Beine fällt hierfür, Typhlopone gegenüber : 1) die quere Form und die
durch eine mittlere Längsfurehung bewirkte Zweitheiligkeit des Kopfes, 2) die ganz
übereinstimmende Bildung der kurzen, eingliedrigen Lippentaster und 3) die sich
bei beiden Gattungen entsprechende, aussergewöhnliche Längsentwickelung des
Hinterleibes besonders in das Gewicht. Nur wenn Dichthadia als das Weibehen
von Dorylus zu gelten hat, könnte auch an die Frage, ob Typhlopone beiden als
Arbeiterform angehöre, herangetreten werden; denn ein Weibchen ist ein für
Dorylus unbedingt nothwendiges Postulat, eine Arbeiterform erst in zweiter Reihe
erforderlich, in der That aber nicht ganz unwahrscheinlich. Existirt eine solche,
so würde Typhlopone dafür jedenfalls mit mehr Grund als irgend eine andere
geschlechtslose Ameisenform in Anspruch genommen werden können: da die Beine
sie mit beiden Geschlechtsformen, der Petiolus des Hinterleibs sie mit Dorylus,
die Fühler und der Mangel der Augen mit Dichthadia verbinden. Der hervorgehobene
Unterschied in der Bildung der Lippentaster möchte jenen Uebereinstimmungen
gegenüber wohl nicht allzu schwer ins Gewicht lallen, vielmehr
die vollkommenere Ausbildung derselben gerade den Arbeitern, welchen sämmtliche
Geschäfte in der Colonie und besonders die Auffütterung der Brut obliegen würde
einen unentbehrlichen Ersatz für den Mangel der Augen liefern.
Wie sich von selbst versteht, wird die Bestätigung aller dieser nur auf
induktivem Wege gewonnenen Resultate allein durch anhaltende und vielfach wiederholte
Beobachtung der Dorylus-Colomen an Ort und Stelle, durch sorgsame Untersuchung
ihrer Schlupfwinkel zu verschiedenen Jahres- und wo möglich auch Tageszeiten
gewonnen werden können. Jedenfalls bietet der an Dorylus-Arten besonders
reiche Afrikanische Continent für diese ebenso interessanten als, ‘wie-es nach den
bisherigen Versuchen scheinen möchte, schwierigen Ermittelungen den ergiebigsten
Boden dar. Das gegenwärtig bestätigte Vorkommen einer Dichthadia in Süd-Afrika
mag, wie es der Vermuthung, in dieser Form das bis dahin unbekannte Dorylus
Weibchen vor sich zu haben, eine neue Stütze verleiht, zugleich einen Impuls dazu
abgeben, dasselbe in den Dorylm-B&uten selbst nachzuweisen.
Auch in dem von v. d. De c k en bereisten Ländergebiet hätte sich bei dem
Vorkommen zweier Dorylus-Arten leicht eine Gelegenheit bieten können, nähere
Ermittelungen über die Lebensweise dieser allen Anstrengungen einen so hartnäckigen
Widerstand entgegensetzenden Gattung anzustellen, und es kann in der
That nicht genug bedauert werden, dass der um die Beschaffung der hier bearbeiteten
Insekten so verdiente Dr, K e r s t en, von dessen Eifer und Scharfsinn eine
Lösung der beregten Fragen mit gutem Grunde zu erwarten gewesen wäre, nicht,
bevor er das Land betrat, über den Sachverhalt genauer unterrichtet war.
54. Dorylus nigricans, I l l ig .
Dorylus nigricans, * I l l i g e r , Magaz. f. Insektenk.T. p. 188. No. 18. — F a b r i e i u s , Syst. Piezat.
p. 427. No. 2. — S h u c k a r d , Annals of nat. bist. V. p. 271. No. 1 .— Monogr. of the Dorylidae.
p. 28. No. l .H - We s two o d , Arcan. entom.I. p. 79. No. 1.
Von dieser in der Sierra Leona, in Accra und auf der Insel St. Thomas (Golf
von Guinea) einheimischen Art liegt ein der Flügel beraubtes Exemplar aus den
Bura-Bergen vor. Dasselbe weicht, bei sonstiger völliger Uebereinstimmung, von
den westafrikanischen Individuen durch licht pechbraune — anstatt schwärzliche
Körperfärbung ab. — ' Der Umstand, dass dieses Exemplar — was sonst bei den
männlichen Doryliden selten vorkommt — sich aller Flügel entledigt hatte oder
dieselben wenigstens nicht mehr besass und an derselben Lokalität mit zwei
Exemplaren der Anomma molesta, Ger st. (vgl. No. 52) gesammelt worden ist,
giebt unwillkürlich der Vermuthung Raum, dass zwischen beiden möglicher Weise
ein ähnliches Verhalten obgewaltet habe, wie es von S a v a g e (Proeeed. of the
acad. of nat. seienc. of Philadelphia. IV. p. 200) zwischen derselben Dorylus-Art
und der Anomma rubella beobachtet und mitgetheilt worden ist. Es liegt mir
indessen keine bestimmte Nachricht darüber vor, dass dieses Dorylus-Individuum
sieh in einem Zuge der Anomma molesta befunden habe.
55. Dorylus affinis, S h u ck .
Dorylus «jÿîms,. S h u c k a r d , Annals o f nat. h ist V. p. 316. No. 3. — Monogr. of the Dorylidae.
p, 30. No. 3. — We s twö o d , Arcan. {intoni. I. p. 79. No. 3o
In Mehrzahl von S a n s i b a r und Mombas vorliegend. Die Art ist auch in
Sënnaar, Ober-Aegypten und Senegambien einheimisch.
Pseudomyrma, G u é r.
Iconogr. du règne anim., Insect. p. 4.27.
Leptalea, Spi n. —*■ Tetraponera, Smi th.
56. Pseudomyrma Capensis, - S in it h.
Pseudomyrma Capensis, Smi th , Catal. of Hymenopt. in the coll. of the Brit. Mos., Forraic. p. 160.
No. 28 (Oper.).
Pseudomyrma Natalensis, Smi t h , ibidem, p. 160. No. 29. (Ç).
Zwei aus den Ugono-Bergen(EndeOctobers) und von Endara(Decemberl862)
stammende Arbeiter-Exemplare von 7—D fi mill, Länge lassen, wie es die Sm ith ’sche