
Von den für das Capland durch ihren Artenreichthum charakteristischen Cur-
cul i onen-Formen sind unter den 32 neuen Arten des Sansibar-Gebietes Hippor-
rhims und Byrsops überhaupt nicht, Brachycerus und Episus nur je durch eine einzelne
Art vertreten. Der Gruppe der Brachyderiden gesellt sich eine durch die
Klauenbildung ausgezeichnete neue Gattung Synaptoplus, der bereits aus Mosambik
vorliegenden Gattung Mitophorus, Gerst. zwei neue Arten hinzu. Besonders reich
an eigenthttmlichen Formen tritt die Gruppe der Otiorrhynchiden auf, welche ausser
Pyctoderes Und Embrithes, Schönh. durch vier neue Gattungen: Diatmetus, Chau-
noderus und Peribrotus (mit je einer), Systates (mit 6 Arten) repräsentirt wird; letztere
scheint, da sie auch in Mosambik und Port Natal Arten aufzuweisen hat, über
Ostafrika weiter verbreitet zu sein. Sonst gab zur Errichtung einer neuen Gattung
nur noch eine zwar unscheinbare, aber mehrfacher Eigenthümlichkeiten nicht entbehrende
Zygopiden-Form, zwischen denen der alten und neuen Welt gewisser-
massen die Mitte haltend, Anlass. Unter den übrigen Sansibar eigenthümlichen
Arten verdient in geographischer Beziehung besonders ein Phaenomerus als zweiter
Repräsentant dieser bis jetzt nur Ostindischen Gattung hervorgehoben zu werden,
während sie sonst theils allgemein verbreiteten, theils Afrikanischen Gattungen, wie
Blosyrus (1 A.), Siderodactylus (1 A.), Gleonus (1 A.), Lixus (3 A.), Alcides (1 A.),
Sphadasmus (1 A.), Baridius (2 A.) und Cossonus (1 A.) angehören. — Bei zwei
vereinzelten, den Bo s t r i c h id e n und An th r ib id e n zufallenden neuen Arten tritt
wieder die Verwandtschaft der Sansibar-Fauna mit der Madagassischen zu Tage,
indem der Diamerus pulverulentus, Gers t . auf Madagascar seinen nächsten Verwandten
aufzuweisen hat, der Phloeobius pustulosus, Gers t. dort sogar gleichfalls
einheimisch ist.
Die Familie der L o n g i c o r n i e n ist in der Sammlung zu spärlich vertreten,
um zur Charakteristik der Sansibar-Fauna irgend wie wesentlich beizutragen. Unter
den 12 neuen Arten fällt die grössere Hälfte solchen Gattungen zu, welche
theils, wie Macrotoma (1 A.), Bhopalizus (1 A.), Crossotus (1 A.) und Niphona (1 A.)
eine weitere, theils, wie Compsomera (1 A.), Frea (1 A.) und Hippopsicon (2 A.)
eine beschränktere Verbreitung in Afrika haben. Bei einigen (Praonetha scripta und
Tetraglenes phantoma, Gerst. ) tritt eine Verwandtschaft mit Ostindischen, bei einer
anderen (Frea marmorata, Gerst. ) wieder mit einer Madagassischen Art hervor.
Am bemerkenswerthesten sind eine eigenthümliche neue Apomeeyniden-Gattung
Phoryctus und eine zweite Art der ausgezeichneten, bereits aus dem Damara-Lande
bekannten Gattung Cantharoctenus, We s t w.
Unter den Ch ry some l in e n übertrifft die Zahl der neuen Arten (40) diejenige
der bereits bekannten um 21.2; von denselben gehören 3 den Crioceriden,
4 den Clythriden, 3 den Cryptocephaliden, 10 den Eumolpiden, 1 den Chrysomelen,
17 den Gallerucarien, 2 den Hisparien an. Nur’ zwei dieser Arten, vorläufig bei
Xenarthra, Ba ly und Oedimychis, La t r. untergebracht, zeigen Eigenthümlichkeiten,
welche später die Aufstellung besonderer Gattungen rechtfertigen möchten;
alle übrigen fügen sich bereits bekannten und in Afrika meist artenreichen Gattungen
ohne Zwang ein.
Von E r o t y l i d e n liegt nur eine vereinzelte Episcapha-Art (Gruppe der Engi-
den) vor, welche auffallender Weise einer Javanischen Art sehr viel näher steht
als irgend einer Afrikanischen. — Unter den zur Hälfte (14 A.) neuen Cocci-
n e l l in e n zeigen, abgesehen von der bereits erwähnten Epilachna tetracycla, Gerst.,
eine Cheiltmenes und Brumus-Avt deutliche verwandtschaftliche Beziehungen zu
Ostindischen Formen, eine zu einer besonderen Gattung Microrhymbus abgesonderte
dritte noch nähere zu einer Madagassischen Art (Cocc. mesomela, Klug).
Alle übrigen, den Gattungen Thea (1 A.), Alesia (2 A.), Exochomus (2 A.) und Epilachna
(5 A.) angehörend, schliessen sich bereits bekannten Afrikanischen Arten an.
In der Ordnung der Hyme n o p t e r e n haben sich von 63 überhaupt gesammelten
Arten nur 27 als neu und, nach Abzug von drei auch anderweitig vorkommenden,
24 als auf das Sansibar-Gebiet beschränkt herausgestellt. Keine einzige
dieser neuen Arten weicht von den bereits bekannten Gattungstypen so erheblich
ab, um sie generisch zu trennen; die grosse Mehrzahl derselben gehört vielmehr
solchen Gruppen an, welche duj-ch zahlreiche, nur wenige solchen, welche durch
vereinzelte Arten repräsentirt sind. Steht dieser Mangel an eigenthümlichen, für
das betreffende Faunen-Gebiet charakteristischen Formen in einem auffallenden
Gegensatz zu den vorangehenden Orthopteren und Coleopteren, und mag er zum
Theil immerhin auf Rechnung des Umstandes, das^ dem Einsammeln der Hymenopteren
eine verhältnissmässig geringere Aufmerksamkeit zugewendet worden ist,
zu setzen sein, so entspricht er doch im Allgemeinen auf das Vollkommenste den
über die Vertheilung der Hymenopteren gewonnenen Erfahrungen. Wiewohl den
Coleopteren an Artenzahl gewiss nicht nachstehend, sie möglicher Weise hierin
noch übertreffend, unterscheiden sich die Hymenopteren von denselben einerseits
sehr auffallend durch die sehr viel geringere Anzahl von Gattungstypen oder, was
dasselbe sagen will, durch die verhältnissmässig sehr grosse, einer und derselben
Gattung angehörende Zahl von Arten, andererseits durch die ungemein weite und
gleichmässige Verbreitung, welche diesen meist scharf charakterisirten und einer
weiteren Zerlegung nicht besonders günstigen Gattungen zukommt. Eine sehr ansehnliche
Reihe solcher artenreicher Gattungen, wie Xylocopa, MegiUa, Megachile,
Prosopis, Nomia, Ewmenes, Bhynchium, Odynerus, Polistes, Sphex, Ammophüa, Pelo-
poeus, Gerceris, Tachytes, Scölia, MutiUa, Chrysis, Ponera, Formica, Foenus, Evania,
Aulacus, Bracon, Leucopsis, Chcdcis u. s. w. ist. allen Erdtheilen gemeinsam und
würde es der Mehrzahl nach selbst dann sein, wenn man sie nach sekundären,
aber kaum stichhaltigen Merkmalen in Untergattungen auflösen wollte. Andere, wie
Bombus, Eucera, Ceratina, Epeolm, Anthidium, Coelioxys, Vespa, Ampulex und die
Doryliden fehlen nur in Australien, die Thynniden nur in Afrika, Trigona und Odon-
tomachus nur in Europa, Grocisä nur in Amerika, Polyrhachis nur in Europa und
Amerika. Im Gegensatz dazu ist die Zahl der lokalisirten Gattungen verhältnissmässig
gering, am ansehnlichsten nach in Amerika, wo Melipona, Cwtris, Ilemisia,
Tetrapedia, Oxaea, Psaenythia, Acanthopus, Mesocheira, Mesoplia, Melissoda, Thcdes-
tria, Ghrysantheda, Aglae, Rhathymm, Zethm, Pepsis, Stiäia, Labidus, Eciton u. s. w.
ausschliesslich vertreten sind. Als vorwiegend oder ausschliesslich Europäische
sind z. B. Systropha, Panurgus, Andrem, Dasypoda und Nomada, als Australische
Exonema, Paragia, Exeirus und Myrmecia, als Afrikanische Synagris, Belonogaster,
Apterogyna, Bhogmus und Anomma zu nennen. Diesen Verhältnissen entsprechend
gehören nun auch die 27 in Sansibar aufgefundenen neuen Arten dem grösseren
Theile nach weiter und selbst allgemein verbreiteten, zu relativ wenigen
dagegen mehr lokalen Gattungen an. Auf die einzelnen Familien vertheilen sie
sich in d e r Alt, dass 5 den Apiarien, 5 den Vesparien, 2 den Pompiliden, 2 den
Sphecoden, 7 den Heterogynen, 5 den Formicarien und 1 den Braconiden zufallen.
Aus der Ordnung der L e p i d o p t e r e n liegt leider nur die geringfügige Zahl
von 40 Arten vor, welche einen Einblick in die Eigenthümlichkeiten der Falterv.
fl, Decken' , Reisen III. 2. 29