Gegenstand frommer Pilgerschaft bilden. W ir beschäftigen uns an dieser Stelle nur mit der A ufzählung
der dabei stattfmdenden Ceremonien und behalten uns v o r , später die landschaftliche
Lage und die in Betracht kommenden Baulichkeiten einer Besprechung zu unterziehen.
Die heilige Jungfrau von S n Salvador wird seit dem Mittelalter von den Mallorquinern
besonders verehrt. Die Zahl der jährlichen Pilger beträgt mehr als 5000. Die Wallfahrer erhalten
in der dortigen Hospedería Nachtquartier und Verpflegung unentgeltlich, es besteht jedoch die Sitte,
dass die Gläubigen in die am Fusse der Statue der heiligen Jungfrau aufgestellte Büchse ein Almosen
werfen. Noch v iel berühmter als Sn Salvador ist der Wallfahrtsort von Nuestra Señora de Lluch.
O bw o h l man wegen seiner Lage im Gebirge eine grosse Strecke zu Fuss zurücklegen muss, so
w ird er doch von einer Menge Wallfahrer besucht. La Mare de Deu de Lluch ist bereits seit 1240
der Gegenstand frommer Verehrung. Gegenwärtig schätzt man die Zahl der jährlich zum Sanctuarium
aus der ganzen
Insel zusammenströmenden
Wallfahrer auf
ca. 5000. Der Anblick
der durch die Einsamkeit
pilgernden Familien
hat in der That etwas
tief Ergreifendes und
Rührendes. In der
Kirche von Lluch wird
von allen Kirchenfesten
Mariä Geburt (8. Sept.)
am glänzendsten gefeiert;
Processionen, Volksb elustigungen,
Wettrennen
etc. wechseln mit
einander ab. Aus Anlass
dieses Festes findet ein
grösser Menschenandrang
statt, und alle
Wallfahrer werden
ohne Entgelt beherbergt
und auch beköstigt.
Meist nimmt man als
frommes Andenken an
diese Pilgerfahrt Bilder
Frauen aus Campos mit grossem Filzsombrero. ¿ er heiligen Jungfrau
und die sogenannten
Midas mit; darunter versteht man geweihte Bänder von der Länge der Statue der heiligen Jungfrau;
der Preis, den man dafür bezahlt, w ird als Almosen betrachtet. Die Wallfahrer nehmen
gewöhnlich mehrere mit, um damit ihre Bekannten zu beschenken; die jungen Männer überreichen
sie ihren Geliebten.
Ein dritter- Wallfahrtsort ist der Santuario del Puig de Pollenza, der nicht mehr in dem
Ansehen steht w ie früher; er wird jährlich nur von ungefähr 1000 Pilgernden besucht, wobei die-
jenigen nicht mitgezählt sind, die nur zu den Festlichkeiten kommen. Man feiert im Santuario del
Puig de Pollenza zw ei Feste. Zu dem ersten, das an die Mysterien der Verkündigung Mariä erinnert,
versammelt sich die Gemeinde am Abend auf dem Puig, um die Predigt anzuhören und ihre V e r ehrung
der Jungfrau darzubringen. Das zweite Fest findet am dritten Ostertag statt. Schon einige
Tage vorher werden die Vorbereitungen getroffen, da man am Festtage allen Leuten, die auf den
Puig hinaufkommen und deren Zahl nicht weniger als 3000 beträgt, Essen zu spenden hat. Am
Vorabend des Festes, lässt man zw e i Stiere mit Hunden kämpfen, und nach dem Kampfe schlachtet
man die Stiere, sowie eine grosse Anzahl Lämmer, Hammel und Schafe, etwa 30 Stück, und 7 - 8 F erkel
(Porcellas). Am Morgen des Festtages zieht der Clerus der Pfarrei von Pollenza processionsmäfsig
auf den Puig um den Gottesdienst dort abzuhalten. Die Mitglieder des Ayuntamiento, welche mit
der Leitung des Festes be- •'
auftragt sind, holen die
ersten Mädchen des Ortes,
die zum Tanze eingeladen
wurden, zusammen und
ziehen dann mit ihnen unter
Vortritt von 16 Dudelsackpfeifern
gespeist, zu diesem Zwecke D
sind im grossen Refectorium Valldemosa mit Manta EsP ^ -
zwei Tafeln aufgestellt die man immer von Neuem deckt, sobald abgespeist ist. Die Armen werden
zuletzt vom 1 fairer und dem Alcalde persönlich bedient und erhalten ebenfalls reichliches Essen. Schon
H H e n f beginnt der Tanz, der bis Sonnenuntergang währt; seine Eigentümlichkeiten
werden w ir spater beschreiben. Die Kosten werden durch freiwillige Gaben gedeckt, fn der Dam-
™0I.unf H B H H dle Te iln ehm e r heim im Gespräch über das erlebte Fest. — Bei Pollenza liegt
noch der Wanfahrtsort El Calvari, mit einem kleinen Kirchlein, welches namentlich in der Fastenzeit
fleissig von den Bewohnern der Umgegend besucht wird. Ein bei den Bewohnern Alcudia’s
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gleichfalls den Puig
hinauf, gefolgt von einer
unabsehbaren Menge.
Oben erhält Jedermann ein
Frühstück im Refectorium,
das aus Gebackenem oder
ChocolademitBisquitjenach
dem Belieben eines jeden
Gastes besteht. Um halb
zehn Uhr w ird das Hochamt
gesungen und von
einem tüchtigen Redner
eine Predigt gehalten. Darnach
folgt die Anbetung der
Jungfrau, zuerst seitens des
Ayuntamiento und nachher
von mehreren jungen
Männern, den sogenannten
Aplegadós, welche die an
diesem Tage zu verzehrenden
Thiere Zusammenhalten
und tödten. Diese jungen
Männer sind nach der alten
mallorquinischen W eise gekleidet,
sie tragen Hemdärmel,
Weste, breite, kurze
Hosen, als Schuhe dieVarcas
und endlich als Abzeichen
ihres Amtes einen Hanfstrick
kreuzweise über der Brust.
Nach dem Hochamte wird