anderem Dünger vermischt. Von vegetabilischen Düngerarten kennt man die Seetange und die For-
migués. In Menge sieht man die Bauern mit ihren Karren nach dem Strande fahren, um die von
der bewegten See ausgeworfenen Seetange abzuholen. Dieselben haben die Eigenschaft, die zu
festen Gründe lockerer zu machen (aflojar), in Folge ihres Gehaltes an muriatischer Säure. Um
die Formigués zu bereiten, macht man kleine Haufen von Reisig auf den Feldern, die mit Erde überdeckt
und angezündet werden. Die Asche wird dann auf dem Boden verstreut und liefert ein
gutes Düngmittel.
Zum Schlüsse sei noch bemerkt, dass, da auf Mallorca fast ausschliesslich mallorquinische
Pflüge verwendet werden, die Beackerung eine nur oberflächliche ist, wodurch der Boden leicht
austrocknet und der tiefere, nahrungsreichere Grund für die Halmfrüchte ganz ohne Vortheil bleibt.
Wenn w ir nun der Bewässerung unser Augenmerk zuwenden, so müssen w ir uns vor
Allem vergegenwärtigen, dass, w ie w ir bereits bei Besprechung der hydrographischen Verhältnisse
bemerkten, Mallorca an Quellwassern ziemlich arm ist und diese selbst in dem daran reicheren
gebirgigen Theil doch nirgends eine grosse Bedeutung erlangen. A ls die ansehnlichsten bringen
wir in Erinnerung die Font de Ia V ila und den Baster bei Palma, de Coua negra bei Sta Maria, de
s ’ Olla und de sa Cudia dés _Comte (Alquería del Gonde) in Soller, de sas Artigues in Alaró,
d’ Aumellutx beim Gorch Blau in der Umgebung von Lluch, von Ternellas in Pollenza und von
Cañamel in Artá und jene, welche Llummayor und Felanitx mit dem erforderlichen Wasser-
vorrath speisen.
Es ist selbstverständlich, dass in den Besitzungen, w o eine etwas reichere Quelle vorhanden
ist, man sich derselben zur Bewässerung der Grundstücke bedient. Bei sehr mächtigen Quellen
ist gewöhnlich das Recht der Ausnützung unter mehrere Besitzer vertheilt. Dies ist z. B. mit der
Font de Vila in Palma der Fall, welche sowohl die Stadt mit Wasser versieht, als auch unter eine
grössere Anzahl von Besitzern zur Bewässerung und als Treibkraft für Wassermühlen vertheilt
ist. Eine Gesellschaft, welche Sindicat de l’Horta heisst, hat die Aufgabe, zur Vermeidung von
Streitigkeiten die gerechte und geordnete Vertheilung vorzunehmen. W as die Benutzung zu der
Bewässerung anlangt, so lassen die Besitzer, welche auf ihrem Grund eine Quelle haben, an der
geeignetsten Stelle einen Estanque, mallorquinisch Safareix, bauen. Und zwar sind diese, je kleiner
die Quelle, um so grösser,, nach dem alten Spruch: „Fuente pequeña estanque grande.“ Diese Bassins
sind viereckig, bisweilen aber auch oval oder rund. Sie werden aus Steinquadern (Sillares) erbaut
und mit einer Cementschicht überzogen. Der Ablauf wird bei manchen durch eine kleine eiserne
Schleuse, bei ändern mittelst eines messingenen Hahnes regulirt. Man baut auch gemauerte, offene
Kanäle (Siquias), welche von der Quelle das Wasser zum Safareix führen. Von da leitet man es
auf die Felder durch Gräben, die man mit der Arada siquiera zieht. Für die Getreidekultur theilt
man den Boden mit der Arada siquiera durch breitere Gräben als die Ackerfurchen in viereckige
Beete (Taulars) und die durch den Pflug gehobene Erde bildet ringsum einen Damm. Man öffnet
zur beliebigen Zeit dem Wasser einen W e g und das ganze Viereck w ird submergirt.
In vielen Gegenden der Insel, namentlich in der Ebene, fehlen jedoch fliessende Gewässer,
und man ist genöthigt, sich mit der Anlage von Brunnen zu behelfen. Einige derselben haben eine
grosse Tiefe: 30 oder 40 m, andere dagegen nur 3— 4, die Mehrzahl aber 8 oder 12 bis 16 m.
Einige sind an Wasser sehr, andere nur w enig ergiebig, namentlich im Sommer. Einige enthalten
vorzügliches Wasser, andere sind etwas brackig; alle liefern jedoch trinkbares Wasser. Ausser
den Brunnen, welche man hie und da im Lande, häufig in der Nähe der Strassen, findet, giebt es
deren in manchen Ortschaften auch in den einzelnen Grundstücken. A lle diese Brunnen (deren
vielleicht nicht viel unter 4000 auf der Insel sein dürften), geben Wasser zum Trinken und zum
Waschen, dazu kommt aber noch eine grosse Zahl, welche speciell der Bewässerung gewidmet
sind, nämlich die Noria-Brunnen.
Die Norias, welche die Mallorquiner Sini, noch vom arabischen Bir el sini (Gartenbrunnen),
nennen, sind auf der Insel sehr zahlreich, man schätzt sie auf 3500—4000; doch werden täglich
noch neue gebaut. Die Einrichtung ist dieselbe, w ie die auf Ibiza gebräuchliche; sie werden von
Maulthieren, seltener Eseln mit verbundenen Augen betrieben und sind meistens auf einem erhöhten
Punkte errichtet, damit das auszuschöpfende Wasser ein grösseres Gefäll erhält. Die Tiefe dieser
Brunnen schwankt zwischen 3—25 m.
Ist der Brunnen wenig tief, so sind die Schöpfkrüge aus Thon, die auf einem Rad befestigt
sind, sehr aneinander gerückt, in anderm Falle sind die Zwischenräume grösser. Das von den
Schöpfkrügen ausgeschüttete Wasser wird mittelst eines unterirdischen Kanals nach dem nahen
Wasserbassin geschafft; in manchen Orten lässt man das Wasser direkt in die Bewässerungskanäle
fliessen. Die Bewässerung erfolgt neuerdings auch durch Windhebemaschinen, deren Zahl von Jahr zu
Jahr zunimmt; sie sind ähnlich denen, die sich jetzt im südlichen Frankreich so sehr v erallgemeinert
haben.
M l
Eine Noria bei Palma.
Trotz dieser verschiedenen Einrichtungen ist die Bewässerung auf Maliorca durchaus nicht
genügend. Die Quellen, deren Reichhaltigkeit zum Theil durch die Menge des Regens bedingt
wird, versiegen zumeist in der heissen Jahreszeit, während welcher er nur selten fällt, gänzlich,
oder sie sinken doch auf einen äusserst geringen Wasserstand herab. Auch in den Brunnen und
Norias geht oft das Wasser gänzlich aus und man ist in vielen Ortschaften und auf dem Lande
in der grössten Verlegenheit, da man nicht weiss, auf welche W e ise man den nothwendigsten
Bedarf für Menschen und Vieh beschaffen soll. Bisweilen steigt der Wassermangel bis auf den
Punkt, dass einzelne Thiere vor Durst sterben.
Am häufigsten sind die C i s te rn e n noch, w ie begreiflich, in der Ebene, Ion Felanitx und
Llummayor, ausgenommen w o die Ortschaften mit Quellwasser gespeist werden. W iew oh l man
dort Brunnen hat, lassen sich doch viele, wenigstens die wohlhabenderen Personen, zum Haus