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W a s die Kaninchen anbelangt, so werden sie namentlich mit den ibizaner Hunden (ab
Cans ivizenchs) gejagt. Die Jagd erfordert verschiedene Vorbereitungen: die Hunde werden
zusammengekoppelt, man setzt das Frettchen (Fura Furot), w elch e Thiere auf Mallorca selbst gezogen
oder aus Menorca importirt werden, bisweilen auch Wiesel (Mosteis) in einen geschlossenen
Korb und nimmt einen Stock mit langer Peitsche und eine Pfeife, um die Hunde zusammenzurufen.
So ausgerüstet geht der Jäger zum Walde oder niedrigem Gehölz und macht die Hündinnen los.
Kaum hat eine Hündin ein Kaninchen entdeckt, so fängt sie eigenthümlich zu bellen an (aglapeixar),
und alle übrigen schlagen nun dieselbe Richtung ein und verfolgen das Kaninchen, bis endlich eine
es mit den Zähnen erfasst. Häufig sucht das verfolgte Kaninchen in einem Loch (Cau) seine
Mallorquinischer Kaninchenjäger.
Rettung. In diesem Falle bewachen es die Hunde, bis der Jäger herankommt, er setzt an die
Mündung des Ldches eine Cendera und steckt das Frettchen mit einer Schelle um den Hals in den
Cau, w ob e i das angegriffene Kaninchen die Flucht ergreift und von den Hunden gefangen wird.
Auch mit der Flinte jagt man die Kaninchen. •
Ausser diesen zw ei schmackhaften Vierfüsslern werden noch andere Säugethiere verfolgt.
Die Igel werden von den mallorquinischen Bauern gern gegessen. Man jagt dieselben bei der
Nacht mit Hunden (dazu abgerichtete schwarze Bastard-Spitze); sobald sie sich von denselben überrascht
sehen, winden sie sich kugelförmig, und der herbeieilende Jäger kann sie ergreifen und in
einen Sack stecken, den er zu diesem Behufe trägt. Diese Jagd ist ergiebig, es werden oft fünf
Igel von demselben Jäger in einer Nacht erbeutet. A u f solche Weise jagt man auch die Land-
Schildkröten im Walde. W a s die Marts, die Genetas und Gats sauvatges, die Wildkatzen, anbelangt,
welche in den Hühnerhöfen vielen Schaden anrichten, so fängt man diese mit Llosas und Fallen.
Mäuse und Ratten werden ebenfalls in verschieden gebauten Fallen gefangen.
Am Ende sei noch der Robbenjagd gedacht, welche an einzelnen Stellen der Küste und
namentlich in den gegen das Meer zu sich öffnenden Höhlen, auf dessen Felsenboden die Robben
schlafen gehen, betrieben wird. Der Jäger nähert sich geräuschlos der Höhle, eine Doppelflinte,
die mit Bleikugeln oder Eisenstücken geladen ist, mit sich führend. Findet er eine schlafende Robbe,
so entladet er einen Schuss in ihren Kopf. Trifft er nicht, so muss er sich an einem geeigneten
Ort der Höhle verstecken und ab warten, bis die Robben zum Vorschein kommen. Bisweilen sieht
man mehrere dieser Thiere mit Schwimmen und Spielen beschäftigt, bis endlich eines aus dem
Wasser kriecht, worauf der Jäger auf dasselbe schiesst. Manchmal bleibt die Robbe auf der Stelle
todt, wenn nicht, so sucht sie sich durch Tauchen zu retten, indessen haben die Jäger schon v o r her
den unterseeischen Eingang der Höhle mit starken Netzen gesperrt. Sobald die Robbe dieses
unvorhergesehene Hindetniss trifft, erhebt sie sich wieder auf die Oberfläche, und diesen Moment
muss der Jäger zum Abfeuern seines anderen Schusses benutzen. Bisweilen, aber sehr selten, fängt
man sie mit der Angel, indem man an einer dicken Drahtschnur einen Kalmar befestigt, und g ew öh n lich
verschluckt die Robbe die Beute mit der Angel. Es ist indessen schwierig, sie an’s Land zu
ziehen, ohne dass das Drahtseil reisst.
In Folge der grossen Entfernung der Ortschaften Mallorca’s vom Meere und der geringen
Bevölkerung am Ufer ist die Zahl der Bauern, die sich dem F is c h fa n g widmen, eine geringe. Die
Fischerei ist ■ für Jeden frei. Die Bewohner Palma’s fischen Morgens oder gegen Abend in der
Bucht mit der Angelruthe (Bolanti). Dies kommt auch in den grösseren, nicht w e it vom Meere
gelegenen Ortschaften vor. Manche halten hiefür sich ein kleines Boot und besitzen selbst ein
Häuschen am Strande, w o das Boot untergebracht werden kann. Die Zahl solcher Leute ist an
der wirthlicheren Südküste bedeutender als an der Nordseite der Insel. Auch die Bauern, namentlich
jene, die in ihren Besitzungen in der Nähe des Meeres hausen, befassen sich mit dem Fischfang
vom Strande aus mittelst Angelruthen an Sonn- und Feiertagen früh oder Samstags Abend,
wenn sie die Arbeit verlassen haben. Manche legen zu diesem Vergnügen weite W e g e zurück,
erklimmen hohe Berge, und man sieht sie bisweilen an Stellen, w o man gar nicht ahnen würde,
dass ein Mensch herabsteigen könnte.
Was die eigentlichen Fischer anbelangt, deren Mallorca eine grosse Zahl besitzt, so bilden
sie zwar keine abgeschlossene Kaste w ie auf Ibiza, w oh l aber einen Theil des Jahres ein für sich
abgesondert lebendes Völkchen. Eigenthümlicher Weise giebt es die meisten Fischer an der un-
wirthlichen Nordküste, w o sie mit Ausnahme des Hafens von Soller keinen Schutz haben und sich
mühsam zwischen Felsen am Strande einige Avaraderos errichten, w o sie mittelst Aparejos ihre
Boote hinaufziehen. Den eigentlichen Stamm der Fischer Mallorca’s bilden jene Valldemosa’s, die
muthigsten und unternehmendsten, die an der rauhen Küste geboren sind, w o sie, wenn plötzlich
vom Sturme überrascht, nicht mehr die heimathliche Klause erreichen können, sondern in Soller
und Andraitx einen Schutz suchen müssen. Sie haben fast den ganzen Fischfang der Insel in
Händen. W o h l lassen ihnen die des nahen Banalfufar nichts nach, von denen einige sogar jährlich
nach Frankreich und dem spanischen Festlande fischen gehen, sie halten sich aber doch zumeist bei
ihrer Ortschaft auf. In zweiter Reihe kommen jene aus Soller, die von D e y a bis zur Calobra zu
fischen pflegen, den guten Strand von Tuent ausnutzend. Drittens jene aus Capdepera, auch ein
tüchtiges Völkchen, hernach die von Andraitx und einige aus Santagny und Sta Catalina, die den
Fischfang von Cabrera und in der Bahia ausnützen.
Die Fischer Valldemosa’s sind an zwei Stellen der wilden Küste, im Port und in der Estaca,
schon von altersher etablirt, w o sie einige 30 Mann stark, fern von ihren Weibern, die sich in den
Ortschaften aufhalten, in kleinen ärmlichen Häuschen leben. Nur am Samstag Abend klimmen sie
den einsamen W e g hinauf, um bei ihren Familien den Sonntag zuzubringen. Nach dem Feste der
Trinidad, w o sie zur einsamen Kirche beten kommen, gehen sie für den Sommer hinaus. Es ist
wirklich rührend, diese guten Leute sich für die lange Abwesenheit vorbereiten und die jungen
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