rothen, glasbedeckten Schrein, angethan mit dem königlichen Mantel aus falschem Hermelinpelz,
mit rothem, goldverbrämtem Kleide und herabhängender Mütze.
Vom Presbyterium führt ein messingenes Doppelgeländer zu dem nach spanischer Sitte in
der Mitte der Kirche befindlichen Chor. Er reicht vom ersten Pfeiler nach dem Portale bis nahe
zu dem letzten und ist mit den prachtvollsten Sculpturen versehen. Ein von vier Säulen getragenes
Dockengeländer sperrt den gegen den Hochaltar offenen Chor ab und schliesst sich der sehr reichen
Renaissancekanzel, die an der rechten Ecke desselben steht, an. Nach vorn zu dient eine herrliche
Renaissancethür als Eingang. Das Innere des Chors ist prächtig, reich verbrämt und mit einer
doppelten Reihe von Sitzen versehen, deren altes, schwärzliches Holz im Zwielichte der Kirche
hell erglänzt. Der vordere Theil der Stühle trägt allerhand Figurén, phantastische Thiere etc.
Nach aussen zeigt der
sonst schlichte, aus Quadern
gebaute Chor eine
gothische Verbrämung.
Der Chor in der Mitte
trägt- nicht wenig zur
Pracht und zum Glanze
der Celebrationen bei,
während welcher häufig
der Clerus in grossem
Pomp vom Presbyterium
zum Chor, oder umgekehrt
einherschreitet.
W ir w o llen jetzt die
Sala Capitular betrachten,
zu der uns eine kleine
Thür unterhalb die
O rg e l Zutritt gewährt.
Es ist ein ziemlich kleiner
Raum mit schöner go-
thischer Wölbung. Die
kleinen Tragsteine,
welche die Rippenbündel
unterstützen, sind hübsch
gearbeitet und stellen
Engel, die heilige Jungfrau,
sowie den Löwen
Querdurchschnitt der Domkirche. und den Ochsen der
Evangelisten dar. In der
Mitte des Saales, unterhalb des Hutes, der von der Wölbung als Zeichen der Sala Capitular herabhängt,
ist das Grabmal des Gegenpapstes G il Muñoz. Während des grossen occidentalischen Schismas
hatte der Gegenpapst D“ Pedro de Luna, der in Avignon (1395) Benedict XIII. hiess, den besagten
Muñoz, der Domherr in Barcelona war, zum Cardinal ernannt. Pedro de Luna, in Peniscola auf
dem spanischen Festlande installirt und im Schisma beharrend, starb, ohne auf den päpstlichen
Stuhl verzichtet zu haben. Seine Cardinäle ernannten hierauf, um ihm nachzufolgen, denselben
G il Muñoz zum Papst, der mit Unterstützung des Königs D“ Alonso de Aragon den Namen von
Clemens VIII. annahm. Kurz darauf versammelten - sich aber in Tortosa die Bischöfe der
Provinz von Tarragona, von D» Pedro, Cardinal de Fox, Legaten des Papstes Martin V ., zu
einem Concil berufen, in welchem G il Muñoz auf die Insignien und den Namen eines Papstes
verzichtete. Um dem Ahgesetzten eine Art Entschädigung dafür zu geben, wurde er zum
Bischof von Mallorca ernannt, womit das Schisma ein Ende nahm. Das Grabmal bildet eine
grosse Platte aus röthlichem Marmor mit in Basrelief dargestellter Figur des Bischofs in liegender
Stellung.D
iese Platte ruht auf vier roh gemeisselten Löwen, w elch e alle wiederum auf einem
Postament stehen. An der rechten Wand des Saales ist eine darauf Bezug habende Marmorinschrift
angebracht. Ein grosses zopfiges Portal führt in die zweite Sala Capitular. Der Saal
selbst ist ein zopfiger, reich verzierter, elliptischer Raum. An die Sala Capitular stösst eine Sacristei
mit gothischer Wölbung an.
Ein zopfiges Portal in der rechten Wand des ersten Saales, w o sich das Grabmal des
Gegenpapstes befindet, führt in einen
Hof, Patio de la Fuente genannt, von
Rundbogen gebildet, welche auf kurzen
Säulen mit pseudojonischen Knäufen
ruhen; er bildet ein längliches Viereck
mit einem Brunnen in der Mitte. Die
Wölbung der Säulenhalle ist von einer
Terrasse überragt, und nur nach einer
Seite hat der Hof nach oben eine Reihe
von allerdings unschönen Bogen mit
Dockengeländern. Sehr bemerkenswerth
sind zw ei kleine spätgothische Thüren,
welche in die Hofhalle seitwärts der
Kirche münden.
W ir w o llen nun zum Schlüsse dem
sehr bedeutenden, manches sehr Werthvolle
enthaltenden Schatz der Domkirche
unsere Aufmerksamkeit widmen. Im
zweiten kleinen Raum der Sacristei der
Hochaltarkapelle ist ein Renaissanceschrank
mit oberem, steinernem Relief,
Christus und einen Engelchor darstellend,
welcher die Reliquiensammlung enthält.
V or Allem müssen w ir Folgendes erwähnen:
einige Stücke des wahren
Kreuzes in einem reich mit Topasen,
Rubinen und vielen Perlen verzierten
goldenen Kreuz mit kleinen Figuren,
denen es als Stütze dient; einen Finger
des heil. Petrus auf der Brust einer kleinen
silbernen Statue, welche den Heiligen
darstellt; drei. Dornen der Christuskrone Portal bei der Sala Capitular.
in einem prachtvollen Reliquiar in gothischem
Styl, mit zierlichem Postament und ihn überragenden Fialen, die mittlere durch ein Schiffchen
mit dem Kreuze geschmückt; zwei schön gearbeitete gothische Reliquiare mit elegantem Postament, eins
mit zwei Heiligenfiguren an den Seiten, das andere mit gothischen Fialen und beide mit einem go-
thischen Baldachin, von einem Kreuze überragt, ein Stück des Kleides Christi und ein anderes der heiligen
Jungfrau enthaltend; ein schönes Kreuz von alter Form in byzantinischem S tyl mit mittlerer Theca und
einem Stück eines Pfeiles, das zum Märtyrerthum des heiligen Sebastian diente; eine schöne Pisside
in byzantinischem S ty l mit Gold und blauer Emailarbeit. Eine der merkwürdigsten Reliquien ist
ein Gefäss, welches Milch der heiligen Jungfrau enthält. Im letzten Raume sind mehrere kostbare
Kirchengeräthe, darunter eine Monstranz zum Aussetzen, ganz gothisch, auf gothischem Postament,
von welchem kleine gothische Strebepfeiler abgehen. A u f diesem erhebt sich ein zweites Postament,
Balearen I. 55