Im Allgemeinen nimmt man jedoch, da die einheimischen Marmorarten keine glänzende
Färbung haben, zu fremden Sorten seine Zuflucht, sobald es sich um werthvollere Monumente
handelt.
Als die wichtigeren aus mallorquinischen Marmorsorten angefertigten Gegenstände mögen
erwähnt werden die Altäre der Kirchen von Alarö und Binisalem, dann in Palma jene der Kirche
von Sn Antonio de Viana, die Altäre in der Kapelle von Sn Nicolas de Tolentino und in der
Kirche des Soccoro, das Grabmal des Don Juan Despuig aus der Familie des Conde de Montenegro
in der Kirche Sta Catarina de Sena und die Kapelle des Beato Alonso Rodriguez in der Kirche
Montesion, w o namentlich viel Alabaster von Mallorca, jedoch vielfach mit italienischem Marmor
vermischt, in Anwendung kommt. Was nun die zweite Sorte von Bausteinen und die v e r schiedenen
Kalkmergelarten betrifft, so ist die Ausbeutung derselben eine bedeutende. Die Quadersteine,
welche wegen ihrer Menge und Leichtigkeit der Bearbeitung ein vorzügliches Baumaterial
liefern, werden in den feinkörnigen compacteren (Pedra de Santagny) und in den grobkörnigen,
mehr oder minder weicheren, den man mit dem Namen Mares bezeichnet, unterschieden. Der
erstere wird in Cala Llonga im Distrikt von Felanitx gebrochen, ist von milchweisser Farbe und
dabei sehr homogen und feinkörnig. Die Leichtigkeit seiner Bearbeitung, verbunden mit Festigkeit,
machen diesen Stein zu einem vorzüglichen Material für die Ausarbeitung von Skulpturen und architektonischen
Details. Die Steinbrüche von Santagny liefern einen etwas geringer feinkörnigen Stein. Von
den schönsten aus diesem Steine gefertigten Bauten ist die Lonja zu erwähnen; auch in Barcelona
benutzt man ihn zum Bau von Gebäuden. Die Steinbrüche von Aguila im Distrikte Llummayor,
in Muro und Manacor liefern ähnliche Steine, die zu Bausteinen sich trefflich eignen.
Von den härteren Mares-Sorten bezieht man die besten aus den Brüchen der Fon Santa in
den Taulera, woher auch die Steine für die Vorderseite der Domkirche in Palma bezogen wurden.
Auch unterirdisch sind die Brüche so ausgebeutet worden, dass sie grosse Gänge bilden. Im Jahre
1870, zur Zeit des gelben Fiebers, konnte man dort auf Anordnung der Municipalität eine Menge
Leute, die ungesunde Wohnungen hatten, unterbringen.
Die anderen Mares-Arten haben verschiedenartige Härten, aber gewöhnlich weniger Gleich -
mäfsigkeit. Die Steine der Brüche von S’Arbosä, Inca und Campanet w erden für den Bahnbau hauptsächlich
verwendet. Unter die berühmten Maresbrüche gehören jene von Galdent im Distrikte Llummayor.
Der Stein ist hart, grobkörnig, aber gleichmäfsig und compact, von röthlicher Farbe und fähig, g e fasst
zu werden. In Palma verwendet man gewöhnlich zum Bauen den Mares des Coli d?en Ra-
basa, von schlechtem Aussehen und ungleicher Struktur, der jedoch sehr widerstandsfähig ist. Man
bedient sich zu gleichem Zwecke des Mares der Brüche, welche sich an der Küste zwischen Torrent
dels Jueus in der Bucht von Palma und den Salinen von Campos befinden.
Diese Quadern werden durch Llauts nach Palma gebracht und am Fusse der Muralla abgeladen,'
von w o sie nach den betreffenden Bauplätzen verfrachtet werden, und es ist erstaunlich,
mit welch fabelhafter Raschheit grosse und solide Häuser hergestellt werden. Durch ihre Grösse
w ird zugleich die Breite der Wand gebildet. Mards finden sich aber nicht blos an den vo rerwähnten
Stellen, sondern mehr oder minder an der ganzen Küste am Meeresufer, mit A u snahme
der Nordküste, w o er fast gänzlich fehlt.
Noch bleibt zu erwähnen der in der Bucht von Palma in Porto Pi gewonnene mergelige Kalkstein,
der für den Hafenbau in Palma benutzt wird, ferner ein Silexstein, den man am Puig de Randa
bricht, ein quarziger Stein in Valldemosa und ein harter, dauerhafter Schleifstein aus Puigpunent
von röthlicher Farbe. Man trifft in einigen Gegenden für die Glasbereitung verwendbaren quarzigen
Sand, den man Savell nennt. An vielen Stellen der Insel giebt es bedeutende Brüche von Gyps
(Guix), der auf Mallorca massenhaft zum Anwerfen der Häuser, sowie zum Verbinden der Mards-
Platten, bei Scheidewänden und zur Bereitung von Fussböden Anwendung findet. Von den wichtigsten
Brüchen müssen w ir vor allen jene von Bendinat erwähnen, welche den meisten Gyp s für
die Bauten der Stadt Palma liefern, dann jene von Sta Ponsa und Can Llanas, alle im Distrikte von
Calviä. Weiter zählt man zu den bedeutenderen die in der Gegend von Andraitx, Banalbufar,
Selva, Sn Quint und Genova im Distrikte Palma. Valldemosa und Soller haben noch ausgiebige
Brüche, und ich selbst besitze grosse Lager am Meeresufer unterhalb Miramar. Es giebt in vielen
Ortschaften der Insel Gypsbrennöfen und Blutmühlen (Molinos de Sangre) zum Zermahlen des
Gypses.
Kalk ist in Menge vorhanden, man brennt ihn auf dem Lande an den Stellen selbst, w o er
in grösserer Menge vorkommt und gleichzeitig Holz zum Brennen vorhanden ist. Es ist Sitte,
dass, wenn man einen Wald fällt oder lichtet, ein roh gemauerter Kalkofen von leicht konischer
Gestalt, mit Thüröffnung unten und oben und mit Erde zugedeckt, errichtet wird, um dieses Brennmaterial,
dessen Transport sich kaum verlohnt, gleich zu verwenden. Viele Waldungen haben Kalköfen, von
denen manche in vielen Jahren nur einmal, andere alljährlich benutzt werden. Es giebt bei Selva
auch Kalköfen, die fortwährend Kalk brennen, mithin als Kalkfabriken angesehen werden können.
Am Ende der Coua Negra.
In der Nähe von Bunola gräbt man hydraulischen Kalk, welcher einen guten Ersatz für
Portland-Cement bietet, wenn er auch nicht so vorzüglich w ie dieser ist.
Es giebt auf Mallorca an vielen Plätzen Mineralien, die man mit Vortheil ausbeuten könnte,
wenn sie in grossen Massen oder Gängen auftreten würden, aber bisher sind dieselben nur in
kleinen Lagern aufgefunden worden und von zu untergeordneter Sorte, um daraus Gewinn schlagen
zu können.
Allgemein vorkommende Mineralien sind die Braunkohle, das Blei und Bleisulfid, manchmal
etwas Silber enthaltend, das Carbonat oder O x yd von Kupfer und Pe roxyd von Eisen und
häufig Eisen- und Kupferpyrite.
W a s vor Allem die Braunkohle anbelangt, so w ird sie namentlich in der Gegend von Bini-
Balearen I. |||