ALLGEMEINER THEIL.
Formentera liegt mit seiner nördlichsten Spitze, der Punta del Borronar, blos 2% Meilen vom
nächsten Punkt auf Ibiza, der Punta de las Portas, entfernt, hat 26 Meilen im Umfang, und sein
Flächeninhalt beträgt etwas über 9 e n g l i f e Meilen (9g; Q km ) ,. also kaum ein S e ch s te r von Ibiza,
Die Gestalt der Insel ist lang gedehnt;’ die grösste Länge beträgt etwa acht Meilen; ihre
Breite ist sehr verschieden; an manchen Punkten erreicht sie sechs, an anderen, namentlich in der
Mitte, kaum drei Meilen.
Während Ibiza ein fast ununterbrochenes Hügelland därstellt, ist Formentera eine flache
plateauartige Insel. Der kaum w e llig e Boden erhebt sich nur nach beiden Enden etwas mehr,
insbesondere im Westen, während er in der Mitte der Insel sich zu einer Ebene verflacht, die am
Meeresstrande in. zwei grosse Sandufer übergeht.
An fliessenden Gewässern gebricht es Formentera gänzlich, dagegen hat es an seinem nordwestlichen
Ende ausgedehnte Salzwassersümpfe, welche den im südlichen Theil von Ibiza vorhandenen
gerade gegenüber liegen.
Die Beschaffenheit des Bodens stimmt sehr mit der von Ibiza überein. Die Pflanzen sind
im Ganzen dieselben und ebenso die Fauna. Das Klima ist vielleicht im Sommer auf der glühenden
Ebene noch etwas heisser. Wechselfieber und die auf Ibiza herrschenden Krankheiten sind
auch auf Formentera heimisch.
Die Zahl der Einwohner beträgt 1634 und bleibt sich seit Jahren beinahe vollkommen gleich,
ip b i e Bewohner von Formentera gehören fast sämmtlich dem Bauernstände an. Sie sind
milderen Charakters als die Ibizaner; aber mit der Bildung steht es noch schlechter, da sich nur eine
sehr unvollkommene Privatschule für Mädchen vorfindet. Im Typus und in der Tracht gleichen sie
den Ibizanern. Die Frauen haben aber den alten riesigen Filz (Sombrero) beibehalten. Diese
Hüte sind ziemlich schwer, und die breite Krämpe wird durch mehrere Schnüre an dem Mittelstück
befestigt.
Eigentliche Ortschaften sind auf der Insel nicht vorhanden; es giebt nur drei einzeln stehende
festungsartige Pfarrkirchen mit anstossendem Pfarrhause, die Rectorias genannt werden und in
deren Nähe nur noch ein paar Bauernhäuser stehn. Man zählte 326 bewohnte Häuser, welche im
Bau denen der Ibizaner gleichen; sie sind jedoch hier noch niedriger und elender. Meistens
aben die Häuser ein kleines Vordach aus Strandkiefernzweigen und einen halbkugelförmigen vo rspringenden
Backofen und nebenan einen Brunnen.
Die Hauptkultur ist diejenige der Feigenbäume, deren man etwa 2000 auf der Insel zählt
Oelbäume kommen wenig vor, und noch spärlicher sind Mandelbäume. Die Rebe w ird nur hie
und da in kleinen Weinbergen kultivirt, der Boden wird meistens zum Getreidebau verwendet.
Die jährliche Ernte steigt noch immer auf ca. 4000 Cuarteras. Das Getreide w ird gänzlich auf der
Insel verbraucht, und an eine Ausfuhr kann nicht gedacht werden. Schliesslich müssen w ir noch
er puntien gedenken, w e lch e in üppigen Gruppen die Bauernhäuser umgeben und die beliebten