. j verschlossen werden und der Schlüssel im Schlosse stecken bleibt, während die Hausbewohner
stundenlang vom Hause entfernt sind. Auch der Umstand, dass Reisende bei Tag und bei Nacht
t a f ®mSa,me.n Pfadt? u“ dlln funkeln Walde völlig sorglos reisen können, ist ein vorzüglicher Beweis
die dortige Sicherheit. Die Zahl der Verbrecher auf den gesammten Balearen betrug im Jahre
Tn,ei m V 24’ wr 32 Wegen Schmuggel bestraft wurden. Von. obiger Summe kamen auf die
“ all0lca aIle“ ' 53. was seinen Grund dann hat, dass die grosse Stadt Palma verhältnismäfsig 11 Z i 5 1 S H Im Vergleicl1 zu der Verbrecherstatistik von ganz Spanien zeigt Mallorca
ein mehr als um die Hälfte günstigeres Verhältnis.
Allgemeine Bildung, Sprache und Literatur.
• f u m R m m S I Sprache ist die obligatorische bei allen Behörden, w ie in den Schulen, sie
ist allen gebildeten Personen geläufig. Dennoch ist von der Gesammtbevölkerung der Insel ungefähr
nur em Sechstel der castillanischen Sprache mächtig. Von diesen Personen bedient- sich im gewöhnlichen
Leben nur wiederum em äusserst geringer Bruchtheil derselben. Das .sind lediglich die nicht
Einheimischen, Beamte, Soldaten etc. Für die einheimische Bevölkerung ist das Castillanische eine
mehr oder weniger fremde Sprache, deren man sich im Familienkreise nie bedient, selbst nicht in
Palma, w o sie im V erh ä ltn is sehr Vielen bekannt ist. Hier wird das Castillanische im Allgemeinen
nur im Verkehr mit Forasteros, das heisst Spaniern des Festlandes, aus^Artigkeit gegen dieselben
gesprochen sobald diese sich entfernt haben, kehrt man sogleich zur heimischen Mundart zurück
Die Gewohnheit und die grössere Leichtigkeit, mit der sich die Mallorquiner in ihrer Muttersprache]
ausdrucken, sow ie auch ihre aufrichtige Liebe zu derselben, welche so gross ist w ie die zu ihrer
Heimath, sind w o h l die hauptsächlichsten Beweggründe dazu.
- Die Ausbreitung der castillanischen Sprache hat aber'seit dem Beginn unsers Jahrhunderts;
besonders in den letzten Jahrzehnten, bedeutende Fortschritte gemacht.
Früher erhielten bei dem gänzlichen Mangel an Elementarschulen die auf die Klosterbilduns
JÜngling? M ehef Unterricht in der lateinischen Sprache als in der castillanischen'
n Kindern wurde der-Katechismus und die Gebete in mallorquinischer Sprache gelehrt die
Geistlichen predigten m dieser Mundart, und selbst die Gerichte bedienten sich derselben. Das
Alles hat sich m Folge der neu errichteten Elementarschulen geändert, auch die Bauern setzen jetzt
einen besonderen Stolz darein, dass ihre Kinder:ein castillanisches Buch zu lesen und zu verstehen
lernen Die castillanische Sprache ist in den Schulen obligatorisch, man versäumt indessen nicht,
en Katechismus und die Gebete auch m mallorquinischer Mundart einzuüben. In den grösseren
Kirchen Palmas wird fast .immer castillanisch gepredigt, zuweilen geschieht dies auch in den
grosseren Ortschaften. Das Castillanische ist die Sprache der Behörden und Gerichte, selbst in
kleinen Ortschaften müssen die Protokolle (Procesos verbales) castillanisch abgefasst werden, das
Gleiche muss auch bei aUen Dokumenten, Urkunden etc., welche legalen Werth haben- sollen,
geschehen A lle eimgermafsen Gebildeten schreiben jetzt ihre Briefe in castillanischer Sprache zu
deren Verbreitung namentlich die in Palma zahlreich erscheinenden Zeitungen beigetragen haben
welche immer weitere Verbreitung finden. W ir wollen indessen die castillanische Sprache jetzt'
bei Seite lassen und uns eingehender mit dem Ursprünge und mit der allmählichen Entwickelung
der mallorquinischen beschäftigen. W ir werden vorzugsweise der Dichtung unsere Aufmerksamkeit
zuwenden; denn auf poetischem Gebiet haben sich die Mallorquiner besonders hervorgethan und
eine “ g l i c h e Vorliebe und seltene Anlage hat sie dazu vom ersten Beginn bis auf den heutigen
Tag befähigt Namentlich verdienen die lyrischen, von Liebe oder Andacht eingegebenen Ergüsse
die grosste Aufmerksamkeit, aber auch manche satirische und selbst didaktische und epische Dichtungen
nehmen eine hervorragende Stelle ein.
„ Dle m£>llorquimsche Sprache, welche auf der ganzen Insel noch die Sprache der Liebe der
Familie und des Volkes ist, und die von mehr als fünf Sechsteln der Bevölkerung dieser Insel
ausschliesslich gesprochen w ird, bildet einen Zweig der catalanischen, welcher von der Insel, auf
der er sich entwickelte, seinen Namen erhielt. Sie kam im Jahre 1229 mit Jaime de Aragon, welcher
die seit länger als fünf Jahrhunderten von den Mauren beherrschte Insel Mallorca eroberte, in diese
Gegenden, indem die Sieger die Ländereien und Besitzungen der Besiegten unter sich theilten und
mit ihren Gesetzen, dem ausschliesslichen Kultus ihres Glaubens und ihren Sitten auch ihre Sprache
einführten. Dieselbe hatte vor der Eroberung Mallorca’s kaum nennenswerthe literarische Werke
aufzuweisen, um so rascher und reicher entfaltete sie sich aber in Folge der günstigen politischen
Entwickelung des Landes und der glänzenden Waffenthaten des jungen Jaime, der sein Land in
ein blühendes und mächtiges Königreich umgestáltete, und ward gar bald zu einer der gebildeteren
Sprachen Europa’s. Schon in seinem unmittelbaren Wirkungskreise w a r Jaime I. bestrebt, die
Nationalsprache zu fördern und die catalanische Sprache einzuführen, was er um so leichter durchführen
konnte, als er selbst Schriftsteller w a r und uns ein philosophisches W e rk und eine geschichtliche
Beschreibung seiner Thaten hinterlassen hat.
Unter der Regierung Don Jaime’s gelangte die catalanische Sprache, welche sich mehr und
mehr söv/ohl der Dichtkunst w ie àuch der Prosa bemächtigte, zu einer bedeutenden Blüthe. S o lange
Mallorca mit der Krone von Aragon unter Jaime vereinigt war, findet man keinen Unterschied
zwischen der Sprache der Catalanen und der Aragonier und jener der Mallorquiner, einige Worte
arabischen Ursprungs ausgenommen, welche bei den Letzteren im Gebrauche blieben.
Aber von dem Augenblicke an, als sich_kraft des Testamentes des R e y conquistador aus
seinen Staaten zwei Königreiche in der Weise bildeten, dass der erstgeborne Sohn, Don Pedro,
Aragon und Valencia nebst dem Fürstenthum Cataluña, der jüngere, Don Jaime, dagegen das Königreich
Mallorca nebst der Grafschaft Roussillon und den Herrschaften Montpellier; Gofeleur und
Colibre erhielt, machten sich einige Unterschiede in der Sprache der beiden Monarchien bemerkbar.
Die Eigentümlichkeiten der •' mallorquinischen Sprache bildeten sich nach und nach aus der fortwährenden
Berührung der Bewohner Mallorca’s mit denen von Roussillon hervor, die zwar
catalanisch sprachen, aber doch fortwährend den Einwirkungen der französischen Sprache ausgesetzt
waren. Die sprachlichen Abweichungen lassen sich nicht blos in der Syntax und in. einzelnen
Worten, sondern auch im Accent und im Laute der Vocale erkennen;,; welche bei der mallorqui-
nisehen Sprache weicher wurden, wenn auch, nach Rossellö’s Ansicht, unter Beeinträchtigung
ihrer Kraft.
R am o n L u l l , geb. 123.5, gest. 1315, oder Raymundus Lulius, w ie er sich lateinisch schrieb,
einer sehr vornehmen adeligen catalanischen Familie entsprossen, erhob sich w ie ein Stern erster
Grösse über die anderen hervorragenden Geister der Balearen; er w e ist in seinen, eine staunen-
erregende Productivität bekundenden Schriften nach der Sitte, seiner Zeitgenossen noch vielfach
Anklänge an- den provençalisehen Sprachgebrauch auf. In seinen prosaischen Schriften bedient
sich Lull dagegen der reinen catalanischen Sprache, w ie dies aus folgendem Bruchstück einer
geistreichen Parabel ersichtlich ist:
„En una terra s’adevench que Força é Maestria se contrastavan devant un rey. Força deya
que ella ha via senyoria per natura sobre Maestria, é Maestria deya lo contrari. Lo re y volch saber
quai d amduas dévia haver senyoria la una sobre l ’altre é feulas amduas combatre; é la Maestria
vençé é sobrá Força.“
„In einem Lande stritten sich einmal Kraft und Gewandtheit vor einem Könige. Die Kraft
sagte, dass sie ihrer Natur nach die Herrschaft über die Gewandtheit zu beanspruchen habe, und
die Gewandtheit behauptete das Gegentheil. Der König w o llte erfahren, wem von Beiden die
Herrschaft über die andere gebühre, und liess Beide mit einander kämpfen; da siegte die Gewandtheit
und unterwarf die Kraft.“
Ein zweiter bedeutender mallorquinischer Schriftsteller des 13. Jahrhunderts w a r R o m e o
B u r g u e r a , ein Dominikanermönch, der im Jahre 1280 in diesen Orden trat. W ir besitzen von
ihm eine catalanische Uebersetzung der Bibel in Prosa und in Reimen.
Von den vielen Schriftstellern, die Mallorca ausserdem im 13. Jahrhundert noch hervorbrachte
und die sich als Catalaner betrachteten und mit denen des nahen Continents sowoh l in
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