die doppelbusige Bahia de Alcudia bildet. Am engsten ist der Kanal zwischen dem Cabo de Pera
auf Mallorca und dem Cabo Dartutx auf Menorca, die, w ie w ir schon anfangs erwähnten, nur
21 Meilen von einander entfernt sind. Betrachtet man die Isla del Aire als den östlichsten Punkt,
der Ausmündungsstelle des Kanals, so ist dieser gegen Osten hin bedeutend erweitert, denn, er hat
zwischen dem Cabo de Pera und dieser kleinen Insel eine Breite von 42 Meilen. Die Tiefe des
Kanals ist ebenfalls v iel geringer als die des zwischen Mallorca und Ibiza verlaufenden, denn sie
erreicht höchstens 94 Brazas. Diese tiefste Stelle findet sich in der Richtung von der Bahia de
Pollenza nach der 17 Meilen davon entfernten Cala Degollador bei Ciudadela; sie wurde bei
Legung des jene beiden Punkte verbindenden Telegraphen-Kabels ermittelt.
Die Mallorca unmittelbar umgebenden Gewässer zeigen eine sehr verschiedene Tiefe; im
Allgemeinen aber schwankt dieselbe zwischen 15— 20 Brazas. An den beiden äussersten Enden
der Sierra, sow oh l hinter der Dragonera, w ie hinter dem Cabo Formentor, setzt sich die Gebirgskette
sozusagen unter dem Meere fort, indem sie Untiefen bildet, welche den Fischern und
namentlich jenen, w elche sich mit der Aufsuchung von Korallen beschäftigen, gar w oh l bekannt
sind. Diese Untiefen steigen dann allmählich wieder über den Wasserspiegel empor und bilden so
die beiden Schwesterinseln.
Ebbe und Fluth sind an den Küsten der Insel so unbedeutend, dass davon eigentlich nicht
die Rede sein kann. Man beobachtet blos unregelmäfsige Veränderungen des Meeresniveaus, welche
zw ar zuweilen ziemlich beträchtlich sind, jedoch nie von der Einwirkung des Mondes, sondern blos
von den Winden herrühren, nach deren Richtung und Stärke sie wechseln. Sie werden deshalb
auch Falsas Mareas (falsche Fluthzeiten) genannt.
Periodische Strömungen trifft man in dem Meere um Mallorca nicht, sondern lediglich veränderliche
und örtliche, welche theils durch die Dauer und Stärke der Winde, theils durch andere
physikalische Verhältnisse bedingt werden; letztere sind aber so unbedeutend, dass sie unberücksichtigt
bleiben können.
Das Klima von Mallorca ist auf der ganzen Insel von ziemlich derselben Beschaffenheit. Es
ist im Allgemeinen mild, feucht, veränderlich, aber wenig zum Regen geneigt und nur selten
stürmisch, hält somit gewissermafsen eine glückliche Mitte zwischen dem sengenden Klima der
afrikanischen Küste und dem temperirten, nicht selten sogar kühlen des südlichen Spaniens und
Frankreich»
Das Frühjahr dauert dem Wetter nach nicht so lange, als die astronomische Jahreszeit. In der
Regel währt es nur eine sehr kurze Zeit und zeichnet sich durch die milde, jedoch ziemlich unbeständige
Witterung und namentlich durch die grosse Veränderlichkeit in der Windrichtung, sowie
durch die nicht anhaltend auf einander folgenden und nicht sehr ergiebigen Regengüsse aus, welche
zuweilen von Hagel begleitet sind. Der Sommer ist je nach den herrschenden Winden bald klar,
bald dunstig, gewöhnlich warm und feucht. Erst gegen das Ende des Tages mildert sich die Hitze
und die Nächte werden schon um Mitte August merklich kühl. Während des Sommers sind Regengüsse
sehr selten und nur von kurzer Dauer, aber fast immer von Donner, Blitz und meist auch
von Hagel begleitet, die zuweilen grossen Schaden in den Landstrichen, über welche sie ziehen,
anrichten. Der gebirgige Theil, w o sich die Wolken stets ansammeln, wird öfter als die Ebenen
von wiederholten Regengüssen erfrischt. Etwa um 10 Uhr früh kommt täglich bis Abends eine
angenehme Seebrise, Embat genannt, welche die Hitze mildert. In der Nacht w eht eine Landbrise,
Terral genannt. Im Sommer herrscht bei Windstille drückende Hitze, wenn dagegen West- und
Ostwinde wehen, ist kaum etwas von derselben zu spüren.
Der Herbst ist auf Mallorca gewöhnlich die schönste Jahreszeit, w e il das Wetter dann mild
und wenig veränderlich ist. Regengüsse sind selten und mäfsig, gegen das Ende derselben werden
sie häufiger und nehmen meistens einen stürmischen Charakter an.
Der Winter fängt auf Mallorca meist im December an, wenn nicht in Folge Schneefalls
in den Pyrenäen eine starke Kälte schon im November sich einstellt, die jedoch nach wenigen
Tagen vorüber ist. In der zweiten Hälfte des November wird die Temperatur rauher, und von jetzt
ab nimmt die Kälte stetig zu. Im Ganzen ist jedoch der Win ter Mallorca’s sehr mild, ja häufig
kann er fast als ein beständiger Frühling bezeichnet werden; selbst an den lauesten Tagen sind
aber die wolkenlosen Nächte merklich kalt. Die Regengüsse folgen im Winter schneller aufeinander
und sind reichlicher, als zu ändern Jahreszeiten. Schwankungen in der Temperatur und
Veränderungen in der Windrichtung sind gleichfalls stärker und häufiger; manchmal wüthen auch
Stürme, welche vom ungestümen Nordwestwinde herbeigeführt zu werden pflegen.
Die mittlere Luftwärme auf Mallorca liegt annähernd zwischen 18” und 190. Die Temperatur
sinkt nur selten bis zu dem Nullpunkt und in ganz vereinzelten Fällen unter denselben.
Diese werden fast nur auf den höchsten Punkten der Sierra beobachtet; daher ist die Kälte im
Winter an den Gebirgsabhängen empfindlicher als in der Ebene, der Sommer dafür aber für die
Bergbewohner auch um so kühler.
Was den Luftdruck betrifft, so liegt die jährliche Mitte zwischen 762 und 764 mm. Der
Capdepera von der Torre Cega aus.
höchste, im Winter beobachtete Barometerstand beträgt kaum 778 mm und der- tiefste, der im
Frühjahr und Winter vorkommt, überschreitet nicht 742 mm.
Die relative Feuchtigkeit auf Palma überschreitet selten 85° oder 90° und sinkt nicht unter 6o°.
Nebel treten sehr selten auf und meistens nur in den gebirgigen Theilen; sehr häufig und
ausgiebig ist dagegen der Thau, er fällt in den ruhigen Nächten jeder Jahreszeit und ihm v e r danken
die Pflanzen ihre Frische und ihr Gedeihen. Re if wird nur selten beobachtet, und wenn
er in sehr kalten Wintern eintritt, erleiden die Anpflanzungen grossen Schaden. Der Schnee ist
in der Ebene Mallorca s ein seltener Gast, in Palma hat man in 50 Jahren nur zweimal einen bedeutenden
Schneefall erlebt. Im Gebirge ist der Schnee eine gewöhnliche Erscheinung; man sieht
die Spitzen der Sierra und die Abhänge der Berge alljährlich damit bedeckt. Stets verschwindet
ei aber Ende März oder Anfang April. Hagelwetter, die grossen Schaden anrichten, kommen fast
jährlich an einzelnen Orten der Insel vor. Die Regenfälle sind in Palma und den übrigen Gegenden
der Insel nicht häufig und w en ig ausgiebig. Die mittlere Regenmenge beträgt 398,02 mm im
Jahr und 79,71 mm auf den Regentag.