Medaille mit dem Bilde der heiligen Jungfrau oder von irgend einem Heiligen, den sie besonders
verehren. Der Werth dieser Ketten wechselt von 12— 40 Duros, erreicht aber nicht selten sogar
50 Duros. Im Hause dagegen tragen beide Geschlechter in gleicher Weise einen grossen Rosenkranz
aus verschieden gefärbten, meist blauen Glasperlen, in der Regel ein Geschenk des Einsiedlers
von Es Cubells, von dem später die Rede sein wird.
Die Wohnungen.
A u f der ganzen Insel giebt es ausser der Stadt nur noch drei Dörfer. Zwei derselben,
Sn Antonio und Sta Eulalia, führen zwar den Namen Villa (Flecken), sind aber dennoch nur winzige
Bauernhaus bei S14 Gertrudis.
Ortschaften; noch kleiner ist Sta Gertrudis, welchem nur das Prädikat Lugar (Dorf) zusteht. Ausser-
dem sind blos Pfarrkirchen vorhanden, welchen eine grössere oder geringere, der Ausdehnung des
Pfarrsprengels entsprechende Anzahl vereinzelt gelegener Bauernhäuser unterstehen.
Nach der im Jahre 1860 vorgenommenen Zählung finden sich im Ganzen auf Ibiza
4244 Häuser, w o von 245 unbewohnt sind. Davon kommen auf die Stadt Ibiza 971 bewohnte und
37 unbewohnte Häuser.
Diese Zahlen lassen sich um so leichter ermitteln, als alle Häuser Nummern tragen. Die
vielen unbewohnten Häuser gehören zumeist armen Bauern, die aus Mangel an Verdienst anderswo
ihren Unterhalt suchen.
Die einzelnstehenden Häuser bilden die eigentlichen Wohnungen der Ibizaner Landleute. Sie
iegen meistens auf dem Grundstücke, welches von der darin wohnenden Familie bebaut wird, oder
wenigstens nicht weit davon. Sie sind klein und niedrig und ein wahres Bild dürftiger, aber
Die Wohnungen. 19
traulicher Einsamkeit. Niedrige, ohne Mörtel nur aus einfach übereinander gelegten Steinen aufgeführte
Mauern laufen um das Gehöft, und eine kleine Thür mit hölzernem Gitter führt aus diespm
zu dem nahen Pfade. Saftige Opuntien bilden um das Gebäude ein undurchdringliches Dickicht;
Pfahlrohrpflanzungen, sanft rauschende Gebüsche und einige O e l- oder üppige Feigenbäume beschatten
die friedliche Stätte.
Meistens sind die Häuser weiss angestrichen, nur ausnahmsweise roh beworfen, und dann
nehmen sie binnen Kurzem eine dunkle, gelbgraue Farbe an. In der Regel sind sie einstöckig; nur
wenige haben über der Grundfläche noch ein zweites Stockwerk, das sich dann aber auf ein oder
zwei Zimmer beschränkt. Nach A r t süditalienischer und maurischer Häuser haben sie ein plattes
Dach, welches aus dem horizontalen Gebälke und einer darüber geworfenen Lehmschicht besteht.
Rings um die Plattform bilden die Seitenwände einen senkrecht vorspringenden abgerundeten
Rand, der auf der einen Seite durchbrochen ist, um dem Regenwasser Abfluss zu gestatten. Diese
flachen Dächer dienen namentlich zum Abtrocknen der Feigen und Hülsenfrüchte; um mehrere Personen
auf einmal zu tragen, sind sie aber meist zu schwach.
Die Fenster der Ibizaner Bauernhäuser sind klein und meistens ohne Scheiben, blos mit
Ein Bauernhaus bei den Salinen.
einem Laden oder gar nur durch ein hölzernes Gitterkreuz verschlossen. Sie sind bei So kleinen
Häusern und einer so grossen Thüre auch vollständig entbehrlich; selten sind deren.mehr als ein
oder zwei vorhanden. Besitzt das Haus ein zweites Stockwerk, so sind in dem oberen die Fenster
etwas grösser und haben, insbesondere in der Gegend der Salinen, zum Schutze gegen die Sonne
kleine, sehr piimitive Rouleaux, die aus schmalen, mit ihren Enden zwischen zwei Stricken befestigten
Brettchen bestehen.
Manche Bauernwohnungen haben vorn eine von ein paar Rundbogen getragene Halle, seltener
dagegen eine vorn ganz offene, von einem starken Balkenwerk überdeckte Vorhalle, welche dann
zumeist in der Mitte mit einem untermauerten Pfeiler versehen ist, der das ganze Dachwerk trägt.
Die meisten Häuser besitzen aber nur ein aus Strandkieferzweigen verfertigtes Vordach, welches
von Holzstangen unterstützt wird. Die brennenden Sonnenstrahlen dörren binnen Kurzem die Aeste
aus, und diese nehmen dann eine dunkelrothe Farbe an, die von dem blendend weissen Grunde
der Häuser grell absticht. Aehnliche Vordächer finden sich auch auf einer der beiden Seiten des
Gebäudes; sie dienen dazu, den Hausthieren eine schattige Zufluchtstätte zu gewähren. A u f der
anderen Seite tritt in Form einer grossen Halbkugel der Backofen hervor, und nicht selten stösst
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