auf die Entfernung der dürren oder balbdürren Aeste, was namentlich mit jenen Zweigen, welche
Früchte trugen und mit jenen, die durch das Wachsen der anderen Aeste im Innern der Krone
verblieben, der Fall ist. Der Boden der Orangengärten w ird gewöhnlich nur einmal im Herbste
beackert, dann aber sehr tief und sorgfältig. Man führt dies ein oder zwei Mal im Herbst mit der
Ca v eg aus, und grosse Aufmerksamkeit verwenden namentlich die Gärtner von Soller auf diese
Arbeit, um die Wurzeln nicht zu beschädigen. Einmal alle zwei Jahre oder noch häutiger, je nach
den Mitteln des Eigentümers oder den-örtlichen Verhältnissen, wird der Boden rings um den
Stamm herum während des Winters gehackt und gedüngt. Man bewässert die Orangenbäume
zur Sommerzeit alle acht oder fünfzehn Tage, je nach der Bodensorte und der Wassermenge, die
man zur Verfügung hat.
Gut kultivirte Orangenbäume liefern gewöhnlich zwei Jahre nach der Pflanzung Früchte,
sie blühen im Mai und ihre Früchte fangen um Mitte November an zu reifen. ' Um diese Zeit
beginnt auch die Orangenernte und die Ausfuhr aus der Insel. Am stärksten ist die Ernte im
December und Januai;. doch zieht sie sich bis zum Juli und August hin, so dass man häutig auf
einem und demselben Baume Blüthen, grüne und reife Orangen gewahrt. Die Orangen werden
mit der Hand abgepflückt, und zwar ersteigt man gewöhnlich den Stamm mit Hülfe einer Gartenleiter;
mitunter werden sie aber auch von den flinken Jungen erklettert. Starke Winde verursachen,
w ie begreiflich, wenn die Orangen reif sind, grössen Schaden, da dann viele auch unreif herab-
geworfen werden.
Zur Ausfuhr werden die Orangen nicht in ganz ausgereiftem Zustande gepflückt; zu G e schenken
wird manchmal ein Stück Ast abgerissen, an dem dann drei, ja sogar sechs oder- sieben
Früchte neben einander hängen und eine Art Bouquet (Ramell) bilden.
Der Orangenbaum wird durch mehrere Feinde geschädigt, w elch e seiner Entwickelung
grossen Eintrag thun und ihn, namentlich wenn er jung ist, zu Grunde richten können. Dazu
gehören einige Schneckenarten, mehrere Käfer, Ratten und Maulwurfsgrillen. Gefährlicher als diese
ist aber eine Blattlaus, w elch e sich in unglaublicher Menge vermehrt und die Blätter und zarten
Knospen durchsticht, wodurch diese abfaulen.. Mehrere schmarotzende Pflanzen und namentlich
auch die klimatischen Einflüsse üben eine schädliche Wirkung auf die Entwickelung des Orangenbaumes
aus.
Gegen alle diese Feinde konnte man jedoch kämpfen und ihre Angriffe waren nicht im
Stande, die schönen Pflanzungen zu zerstören oder ihre Vermehrung zu verhindern, so dass neue
Anpflanzungen die Kultur des Orangenbaumes in alle hierfür geeigneten Gegenden der Insel
trugen. Unglücklicherweise aber brach im Jahre 1865 eine epidemische Krankheit unter den
Orangenbäumen aus, welche die schönsten Pflanzungen zu Gründe richtete. Man schrieb dieselbe
einer grossen Kälte zu, welche im März eintrat, als die Orangenbäume in Folge einer vorausgegangenen
milden Witterung in voller Vegetation standen. Erst im folgenden Frühjahr wurden
die Folgen fühlbarer, die Bäume kränkelten und gingen ein, und in wenigen Jahren wären die
schönen Pflanzungen der Insel fast sämmtlicb zerstört. Anfangs versuchte man es mit neuen Anpflanzungen,
aber nach einigen Jahren gingen auch diese zu Grunde. Man wendete erfolglos viele
Mittel zur Bekämpfung des tückischen Feindes an. Dadurch wurden, w ie begreiflich, die meisten
Leute entmuthigt und verwendeten ihre kostbaren Orangengärten zu anderen Kulturen, Gemüse
und Obstbäumen. Seit einigen Jahren ist eine Abnahme der Krankheit eingetreten.
An der Südseite der Sierra erhalten sich die Bäume besser als auf der Nordseite.
Man kennt auf Mallorca acht Hauptsorten von Orangen, nämlich Taronjes de la China
(Chinesische), de Suc agre (mit saurem Saft), de Suc dols (mit süssem Saft), de la seca (saftlose,
sehr saure), de Sang (Blutorangen, welche der auf den Granatapfelbaum gepfropfte Orangenbaum
giebt), Naranges, dann kleine mit viel Säure, endlich eine A r t, die von Orangenbäumen stammt,
die das ganze Jahr blasse, eingerollte Blätter haben, w ie wenn sie vertrocknen wollten, w iewohl es
ihnen w ede r an Pflege noch an AVasser fehlt. Die Orangen de la China sind die verbreitetsten
und die, welche nach Frankreich ausgeführt werden. Sie weisen viele Varietäten auf, die sich in
Form, Geschmack, Geruch und Farbe unterscheiden. Es giebt deren von ovaler Form, w ie die
sogenannten Capuchinas, andere weniger oval, andere ganz sphärisch, andere plattgedrückt (Chatas)
und andere von Citronenform. Einige sind auf der Rinde der Länge nach gekerbt (Retjadas),
manche sind gross, andere klein, andere mittelmäfeig, andere weisen eine fast weisse Rinde auf,
einige haben den Geruch einer Citrone, manche haben dicke Schalen, andere sehr dünne, fast durchsichtige.
Diese letzteren sind die besten, und namentlich sind diejenigen, bei denen die untere
Seite der Schale äusserst dünn ist (Cul de Novia), sehr geschätzt. Manche haben die Schale voll
Runzeln, durch Schmarotzer in der Form schwarzen Staubes (Mascara) beschmutzt. Es giebt
Orangen mit festem, wenig saftigem Fleisch, andere minder hart mit mehr Saft, andere mit äusserst
zartem Fleisch und viel Saft, solche endlich, die so saftig sind, dass sie fast zusammenschmelzen.
Bei manchen Orangenbäumen fallen die Früchte fast nie ab, bei anderen wieder sehr leicht, andere
halten in dieser Beziehung die Mitte. Die grössere oder geringere Süssigkeit und Feinheit der
Orangen hängt von der Samensorte, sowie von der Bodenart, Lage, Kultur, Düngung, vom Klima,
kalten oder warmen Luftströmungen etc. ab. Die geschätztesten Orangen Mallorca’s sind die in
Soller und Fornalutx producirten. Die M an d a r in en werden, erst in neuerer Zeit mehr angepflanzt
und gedeihen prächtig.
Unter den Citronenbäumen (Llimoneras) giebt es auch viele Varietäten. Die Frucht variirt
bei diesen ebenfalls in Form, Geschmack und Farbe, je nach der Natur und Lage des Bodens,
Kulturart und Düngung. Die Kultur des Citronenbaums ist ganz ähnlich jener des Orangenbaumes,
nur hat sie bei Weitem nicht deren Wichtigkeit.
Die Production der Orangen- und Citronenbäume differirt sehr, im Allgemeinen kann man
für Mallorca im Mittel dieselbe auf 200 Cargas per Hektar (24420 Kilogramm) feststellen, etwa
100000 Orangen oder 250 Orangen für jeden Baum, in Jahren guter Ernte und in Pflanzungen erster
Klasse kann ein Baum indessen über 1000 Orangen liefern. Diese Angaben gelten jedoch für die
Zeit vo r dem Ausbruch der verheerenden Krankheit, durch die die Production im Allgemeinen
ausserordentlich abgenommen hat.
Der mittlere Preis der Orangen beträgt 20 Reales, etwa 5 Fr cs. per Carga oder 122,1 Kilogramm,
zuweilen steigt derselbe auf das Doppelte. Gegenwärtig wird der jährliche Ertrag aller
Orangenbäume von Mallorca nach Abzug der wirklich sehr beträchtlichen Unkosten für die Kultur
auf eine reine Rente von 503147 Reales oder 132407 Frcs. veranschlagt.
Es ist ausser Zweifel, dass es in Soller, Fornalutx und auch an anderen Punkten Gärten
gab, die vor dem Ausbruche der Krankheit das Doppelte oder das Dreifache des heutigen Ertrags,
ja vielleicht noch darüber, producirten.
Man berechnet, dass gewöhnlich vier Fünftel der Orangen, die Mallorca jährlich producirt,
nach Frankreich ausgeführt werden; eine geringe Menge w ird nach dem spanischen Festlande ex-
portirt und das Uebrige auf der Insel selbst verbraucht. Man geniesst sie auf Mallorca in der Mehrzahl
frisch, andere dienen zur Bereitung von erfrischenden Getränken und Gefrorenem, andere
werden zu Confitüren verwendet.
Der Citronen bedient man sich zur Herstellung von Limonade, Gazeusen, die in Palma
vielfach fabricirt werden, und zu Confitüren. Aus der gegohrenen Orange macht man eine Art
Wem, der von angenehmem Geschmack ist. Die Orangen- und Citronenschalen werden zur Bereitung
von gewöhnlichen Likörs (Ressolis), bei denen die Basis der Branntwein bildet, verwendet.
Aus der Orangenblüthe macht man Orangenblüthenwasser (A y g o de Flö de Taronje), in Spanien
Agua de azahar genannt.
Fast die ganze Orangen-Ausfuhr — 2 477 004 Kilogramm Orangen und 16844 Kilogramm
Citronen — geht über den Hafen von Soller, und ein kleiner Theil über Palma.
Die eigentlichen O b s tb ä um e (Abres fruitals) wachsen sowoh l in den trockenen (secano)
Gründen, w ie in den bewässerten (regadio); meist aber in den Gemüsegärten (Horts), die regel-
mäfsig bei keinem grösseren Landgute fehlen. In den trockenen Gründen kommen Obstbäume in
den Weinbergen vor, w o sie eine Reihe rings um dieselben und Reihen durch dieselben bilden.
Die für diese Kultur geeignetsten Partidos sind Palma und Inca, w elch e fast Alles, was an
Obstbäumen auf Mallorca vorhanden ist, aufzuweisen haben. Der wichtigste Distrikt ist Binisalem,