w elch e durch zw ö lf weissgetünchte, von einem kleinen Kreuze überragte viereckige Pfeiler dargestellt
werden, vorbeikommt.
Sn Miguel ist eine einzeln stehende Pfarrkirche, die den Gipfel des Hügels krönt, und neben
ihr stehen, theilweise ein kleines Plätzchen umschliessend, noch einige niedere, von fruchtbaren
Opuntiengärtchen umgebene Häuser. Sie hat, w ie w ir es vielfach auf der Insel finden, einen fast
festungsartigen Bau und wird von einem Glockengiebel überragt. Dem Sprengel von Sn Miguel
gehören etwa 1400 Seelen an. Den Eingang der Kirche bildet eine Art V o rh o f mit einer Halle,
in welchem ein tiefer Brunnen ein vortreffliches Trinkwasser liefert. Das Innere der Kirche ist
in Kreuzform erbaut. Die Wölbung wird von Spitzbogen unterstützt. In der geschlossenen
Kapelle des Hochaltars ist ein hübsches Altarbild mit der Darstellung des heiligen Erzengels
Michael zu sehen. A u f den Höhen von Sn Miguel erfreut man sich eines schönen Blickes über die
nahe Ebene, den Hafen und das ferne Meer.
Von Sn Miguel kann man einen recht angenehmen Abstecher nach der blos anderthalb
Stunden entfernten Pfarrei von Sn Mateo machen. Zu dem Ende begiebt man sich zuerst auf den
gepflasterten Serpentinen in die Ebene hinab und gelangt am Abhang der die Ebene im Westen begrenzenden
steinigen Hügel durch ein reich mit Feigen, Oelbäumen und Strandkiefern besetztes
Thal, das durch einzelne, an den Hängen gelegene Häuschen belebt wird, zur Kirche von Sn Mateo.
Die Pfarrei gehört zu den wenig bevölkerten Sprengeln; sie zählt nur 1008 Seelen. Die
einfache Kirche erhebt sich ganz isolirt am Fusse eines niederen, mit Gesträuch bewachsenen Hügels;
daneben steht das Pfarrhaus, und von ihm geht die Reihe weisser Pfeiler aus, welche die Kreuzwegstationen
überall bezeichnen.
Nahe bei der Pfarrkirche liegt der Friedhof, der so vernachlässigt ist, w ie alle übrigen der
Insel. Da derselbe sehr klein ist, so w ird er von Zeit zu Zeit umgeackert, und alle an die Oberfläche
kommenden Knochen und Schädel werden dann aufgelesen und in einer Knochenkammer
auf bewahrt. Die Phantasie kann sich kaum etwas Trostloseres und Verlasseneres denken, als
diesen Gottesacker. Statt des Vorgefühles von der seligen Ruhe und dem tiefen Frieden des Jenseits
erweckt er nur die düstere Vorstellung vom Fluche des Todes, von gänzlicher Vernichtung
und ewigem Verderben.
Die Umgebung von Sn Mateo ist sehr steinig; schon unmittelbar bei der Kirche ist der
Boden dicht mit abgerundeten Blöcken von gelblichgrauem Kalkstein übersäet. A u f den Feldern
kommen jedoch die Feigen- und Oelbäume vortrefflich fort.
Von Sn Mateo aus kann man den i 1/* Meilen entfernten, zweithöchsten Berg der Insel, den
Puig de Camp v e y , leicht ersteigen; derselbe erhebt sich 396 m über den Meeresspiegel und
gilt bei den Eingeborenen als der bedeutendste Berg von Ibiza. Der Puig de Camp v e y bildet das
erste Glied in der Bergkette des grossen Cabo de Ubarca; auf seiner Höhe, die sogar auf Saumthieren
zu ersteigen ist, liegen kleine Bauernhäuser, deren jedes einen eigenen Brunnen besitzt. Die sich
hier darbietende Aussicht ist sehr schön und w e it umfassend.
Von Sn Miguel erreicht man in 1V2 Stunden auf schlechtem, felsigen Weg e Sn Juan. Der
W e g führt über eine kleine Hochebene, welche Feigen-, Oel- und Johannisbrodbäume trägt, dann
durch ein fruchtbares Thal und über einen mit schönen immergrünen Eichen bewachsenen Hügel.
Durch das Thal von La Bricha, dessen Hintergrund schön geformte Gebirge bilden, schlängelt sich
der W e g durch ein enges, gegen Osten sanft ansteigendes Thal, dessen niedere Lehnen prachtvolle
alte Oelbäume bedecken, und bald erblickt man, an die nordwärts sich erhebenden Hügel angelehnt,
die Pfarrkirche von Sn Juan Bautista, des Hauptorts des gleichnamigen Distriktes und Sitzes
eines Alcalde.
Sn Juan hat nur wenige bewohnte, vereinzelt stehende Häuser; aber der Landsprengel ist
sehr bevölkert und zählt 1434 Seelen. Die Kirche, welche auf einem erhöhten, mit Mauern
unterstützten Platze steht, ist ein einfacher Bau mit Vorhalle und Glockengiebel und schmucklosem
Innern.
Die Umgebung von Sn Juan w ird von kleinen kuppenförmigen Hügeln gebildet, welche
aus dichtem thonigen Kalk bestehen, und gehört zu den am meisten mit Wasser versorgten auf
der ganzen Insel. V on den hier vorhandenen Quellen verdienen besonders zw e i Erwähnung, der
Azud del Seileräs und die des Canal de Benizzäs, die beide über ihre Umgebung Leben und Fruchtbarkeit
verbreiten. Der dort gewonnene Honig gilt als der beste auf Ibiza; auch an mineralischen
Schätzen fehlt es nicht, indem man ein Lager von Bleiglanz entdeckt hat.
Von Sn Juan führt ein W e g in fast gerader Richtung an dem 1^2 Stunden entfernten
Sn Lorenzo vorbei nach Ibiza durch das Thal La Bricha. Dieses ist eines der ansehnlichsten der
Insel und schliesst sich dem von S<a Eulalia an, von welchem es nur durch eine Reihe
niederer Hügel geschieden ist, während es seiner ganzen Länge nach vom Rio de Sta Eulalia und
seinen verschiedenen Quellflüssen durchzogen wird.
W o die waldigen Hügel der Westseite sich zu verflachen anfangen, erblickt man auf
denselben Sn Lorenzo. Drei alte runde Thürme nahe dieser Pfarrei krönen die Höhen, und hinter
denselben erhebt sich auf einem waldigen Hügel ein vierter Thurm. Die wenigen blendend weissen
Häuschen, welche in der Nachbarschaft des Pfarrhauses liegen und w e it in die Ferne leuchten, sind
Puertas de las Feixas.
regellos über die Hügel vertheilt, während sich am Fusse desselben die Kirche mit ihrem Glockengiebel
einsam und friedlich über die stille Umgebung erhebt.
Die Pfarrei S” Lorenzo ist wenig bevölkert; sie gehört zum Distrikt von S" Juan Bautista
und zählt 1138 Seelen.
Von hier gelangt man in drei Stunden nach Ibiza auf vielfach steinigen W e g en , an der
Fuenta de la Higuera, einer von Felsen umschlossenen kleinen Quelle, vorbei. In der Ferne zeigt
sich die hochgelagerte Pfarrei von S * Eulalia, deren blendend weisse Häuser sich scharf von dem
tiefen Blau des nahen im Hintergrund gelegenen Meeres abheben.
Durch ein westwärts von S» Eulalia gelegenes Thal, dessen Hänge spärlich mit Strandkiefern
bewachsen, unten aber terrassenartig bearbeitet sind, mündet der W e g in den Llano de Villa
welcher anfangs weniger fruchtbar als in den anderen Teilen ist; aber wenn man w e iter in die Ebene’
kommt, wechseln wahrhaft riesige Stämme der Oelbäume mit schönen Weinbergen und Getreidefeldern
ab. Die einzeln stehenden Palmen, sowie die den W e g einfassenden Agavenhecken
erinnern unwillkürlich an den tieferen Süden.