und zw ar derart, dass er in manchen Fällen schliesslich der Eigenthümer des Besitzes wird,
w o vo n er ursprünglich der Pächter war. Es ist überhaupt eine erfreuliche Thatsache, dass der
Besitz des Bauernstandes und überhaupt die Theilung des Grundeigenthums auf Mallorca seit der
Aufhebung der Majorate sehr zugenommen hat. Namentlich hat das Emphyteutisiren (Establi-
ments) reiche Früchte getragen. Wenn der Besitzer irgend eines ausgedehnten Predio gezwungen
wurde, sich desselben zu entledigen, sei es infolge seiner schlechten finanziellen Lage, sei es, um
seinen Brüdern Legitimas zu geben, so verkauft er es parcellenweise, statt es im Ganzen zu ver-
äussern, in der Form der Venta ä censo für eine Summe in baarem Gelde, welche Entrada heisst,
unter der Bedingung, ausserdem einen jährlichen Census zu erhalten, der auf demselben Boden
hypothecirt ist und für einen bestimmten Fuero von 3— 5% entlastet werden kann. Gewöhnlich
wird bei den Establiments-Verträgen zur Sicherstellung des Verkäufers die Bedingung aufgenommen,
dass der Käufer das Gut zu amelioriren habe. Wenn aber trotz alledem das Gut nicht genug
einträgt, um den Census auf bringen zu können, so steht dem Käufer das Recht zu, das Gut dem
alten Besitzer zurückzugeben, mallorquinisch Retiment. Durch das Gesetz ist er verpflichtet, es
ihm zurückzustellen, wenn er drei Jahre hintereinander den Census nicht zahlt. Den Vertrag, von
dem jetzt die Rede w a r , pflegen jene Besitzer des dominium utile eines Gutes zu schliessen, deren
Allodialbesitz einem Ändern gehört. Wenn jedoch beide Dominien derselben Person gehören,
w e lch e mittelst eines Census blos das dominium utile überträgt, tritt der Fall der wahren Emphy-
teusis ein, woher der Censal emfiteutico oder alodial heisst. Sowohl der Censal w ie die Entrada
werden gewöhnlich nach Cuarteradas bestimmt und variiren je nach der Bodensorte, der Lage des
Predio und dem finanziellen Zustand der Bauern, sowie nach der Bodenmenge, die verkauft wird,
und der Zahl der Personen, die ein Interesse haben können, es an sich zu ziehen. Da die Entrada
regelmäfsig im Verhältniss zum Werth des Predio sehr gering ist, brauchen die Bauern nicht viel
herauszugeben und betheiligen sich gern, namentlich wenn man ihnen Fristen gewährt. Einige
kaufen auf diese Weise v iele Cuarteradas und bringen es endlich zu einem kleinen Predio; einige
suchen sich wenigstens eine Cuarterada zu eigen zu machen, ja das Bestreben nach Grundbesitz ist
bei den Bauern so gross, dass sich manche mit einer halben Cuarterada und noch weniger begnügen.
Dies hat nicht blos zur Bebauung vieler Grundstücke beigetragen, welche früher fast unbenutzt
standen, so dass der Boden mancher Posesion binnen weniger Jahre sein Product verdreifacht hat,
sondern auch zur Vermehrung der Landbevölkerung, denn viele der Establiment-Käufer von
Grundstücken haben darauf Häuschen zur Wohnung mit ihrer Familie gebaut. Regelmäfsig erzielt
der Eigenthümer mit einem derartigen Verkauf einen viel grösseren Werth, als wenn er das Predio
an einen Einzelnen verkaufen würde. Nicht alle Besitzungen eignen sich zu einem solchen Verkauf,
am zweckmäfsigsten sind die in der Nähe von Ortschaften gelegenen. Die beste Zeit dazu sind die
Jahre guter Ernten, wenn die Bauern Geld haben.
Bisweilen werden Güter auch a censo gegeben, w o der Uebernehmer nur den Census zahlt,
ohne die Leistung eines Entrada.
Der Tagelohn ist auf Mallorca im Allgemeinen nicht hoch, er variirt nach dem Geschlechte,
den Oertlichkeiten, der Jahreszeit und der Art der Arbeit. A ls mittleren Feldbau-Tagelohn für
Männer kann man 4— 5 Reales (etwa 1,05— 1,31 Frcs.) axut (ohne Kost), oder 5 Sous mallorquinisch
(etwa 0,87 Frcs.) mit Kost annehmen. Die Arbeiten der Weinlese, das Quetschen des
Hanfes und das Ackern der Marjalsgründe bedingen eine Vermehrung des Tagelohnes. Gew öh nlich
beschränkt sich die Kost auf den Companatge, worunter man für die kurzen Wintertage eine,
während der langen Sommertage zwei Mahlzeiten, nämlich Frühstück und Mittagessen, versteht. Zu
Mittag bekommen die Arbeiter gewöhnlich eine Escudella Bohnen oder ein anderes Gemüse, zum
Frühstück Sopas; Brod müssen sie jedoch mitbringen. Oliven erhalten sie, aber Wein nur bei
gewissen schwierigeren Arbeiten.
Die Arbeiten der Frauen beschränken sich für gewöhnlich auf das Zudecken des Föomigus,
Sammeln der Oliven und des Johannisbrodes, Pflücken der Feigen, Säen des Getreides und der
Gemüse. Sie verdienen dann 13— 15 Decimos de Real ohne Kost. Bei manchen Beschäftigungen,
wie Einsammeln der Fisolen, Erdehacken, Getreideschneiden u. s. w . ist bisweilen der Tagelohn
ein höherer. Die Missatges oder Feldbauknechte der Predios verdienen 3V2—4V2 Lliuras (etwa
12,28—15,79 Frcs.) monatlich, bekommen aber ausserdem Wohnung und Verköstigung.
W a s speciell die Oelbereitung anbelangt, so erhalten von den drei Männern, die bei der einmaligen
Oelpressung (Truyada) nöthig sind, der Mestre dö s’oli 5 Doblers und die beiden Manobras
4 Doblers; da sie nun binnen 24 Stunden 12 Truyadas machen, so verdienen sie für diese Zeit
60 Doblers oder 10 Sous der Mestre und 8 Sous jeder Manobra; ausserdem bekommen sie täglich
dreimal zu essen. Die zum Stampfen und Keltern der Trauben verwendeten Männer bekommen
8— 9 Sous und die Kost, w elche in mit Fett gebackenen spanischen Pfefferfrüchten und Abends
einem Fleischragout besteht. Endlich sei bemerkt, dass der Tagelohn für Arbeiten mit dem Parey
und dem Pflug gewöhnlich 16— 24 Reales je nach der Oertlichkeit beträgt.
Der Grundbesitz ist ziemlich stark vertheilt und zwar vorzüglich seit neuerer Zeit in Folge
der Aufhebung der Fideikommisse und der Amortisation der Klostergüter, sow ie auch der Verthei-
lung in Establecimiento. In Folge dieses Umstandes ist auch die Ausdehnung der Grundbesitzungen
eine geringe. Die Zahl der eigentlichen Besitzungen (Predios) ist schwer zu ermitteln, weil dieser
Name nicht einer bestimmten Bodenausdehnung zugeschrieben wird. Gewöhnlich giebt man den
Namen Predio oder Posesiö allen Besitzungen, welche gross genug sind, um den Gebrauch wenigstens
eines Parey zu benöthigen, und wenn sie ein Haus enthalten, welches zur Wohnung des Herrn
Mallorquinischer Pflug.
oder wenigstens des Arrendador dient. Man kann annehmen, dass die Zahl der Predios in allen
Distrikten ungefähr 970 und der über 100 Hektar zählenden Besitzungen 412 beträgt.
Der Werth des Grundbesitzes ist nach seiner Lage, Qualität des Bodens und der Kulturart,
sowie nach den augenblicklichen Geldverhältnissen der Bauern ein sehr verschiedener. Nach mehrfacher
Schätzung mag ein Hektar von Regadio-Grund (das ist Gartenland) mit Bäumen, Weinbergen etc.
in der Umgegend von Palma etwa 50000 Reales werth sein, ein Hektar von Secano-Grund (das
ist Getreidefeld) mit Bäumen erster Klasse in Binisalem 40000 Reales und zweiter Klasse
20000 Reales; ein Hektar von Secano-Grund erster Klasse in Inca 38000 Reales und ein solcher
dritter Klasse 800— 1000 Reales.
Die landwirthschaftlichen Geräthe und die Pflege des Bodens.
Die Arb e itsg e räte der einfachen Bauern haben grösstentheils noch die seit uralten Zeiten
gebräuchliche Form beibehalten; Verbesserungen finden nur langsam Verbreitung.
Der Pflug, mit dem in der Ebene die meiste Arbeit gethan wird, stammt noch aus Urzeiten,
hat keine Räder, erfordert viele Mühe und Zeit bei der Handhabung und zieht seichte Furchen,
was zur Folge hat, dass die Beackerung des Bodens eine nur oberflächliche ist. Dennoch ziehen
ihn die Bauern theils aus Gewohnheit, theils wegen seiner grossen Einfachheit, leichteren Reparaturfähigkeit
und Billigkeit den neueren Geräthen vor. Zum Ziehen schmaler Wasserkanäle in den