führt in das ebenfalls im Rococostyl ausgeführte Innere der Kirche. Hier befinden sich an den
Seiten Kapellen, und der geschmacklose Hochaltar mit ringsum ausgebreiteten Glonenstrahlen steht
ganz isolirt in der Mitte. . H H , , „
Nicht w e it von S» Domingo liegt das alte einfache Casino-Gebäude, welches grössere
Räumlichkeiten, einen Tanzsaal, Lese- und Spielzimmer enthält. , ~ , H H |
Setzt man den W e g weiter fort, so kommt man an dem Post- und Telegraphengebaude
vorbei zur Casa Consistorial, neben der sich das öffentliche Gefängnis befindet. Eine kleine Treppe
führt zum ehemaligen bischöflichen
Palaste, einem kleinen unansehnlichen
Hause, in welchem gegenwärtig
der Dekan wohnt. Au f
dem Domplatze, dem höchsten
Punkte des Hügels, erhebt sich die
Domkirche, deren Glockenthurm
w e it über die Stadt und die nächste
Umgebung-ragt. S‘“ Maria la Mayor,
w ie die Kathedrale genannt wird,
wurde im 13. Jahrhundert nach der
Eroberung der Insel, die “Vpaii
Mauren besetzt w ar , erbaut. Früher
im Rang einer Kathedrale, welchen.
Namen sie noch führt, kann sie
jetzt nur den Charakter und Titel einerCollegiatskirchebeanspruchen.
Der fünfeckige, festungsartige g e baute
Chor erinnert noch an die
Zeit, w o die Stadt von feindlichen
Einfällen bedroht wurde. Ein einfaches
Portal im Renaissancestyl
führt in das. zopfige' Innere, das
ganz den Charakter ländlicher Ro-
cocobauten auf weist, und zeigt keine
Spur mehr von der alten Einrichtung.
Ganz besonders geschmacklos sind
. die Knäufe der glatten Säulen,
welche die .fünf Seitenkapellen
von einander trennen, die, zwischen
den verschiedenen Strebepfeilern
erbaut, die Stelle der Seitenschiffe
vertreten. Hinter dem Hochaltar,
zu dem Stufen hinaufführen, be-
Torre de l’Homeuage vom den Unterbauten des Baluarte finden sich noch drei Kapellen.
de Sa Bernardo. D e r Glockenthurm der steh
106 M e te r ü b e r d ie M e e re s flä ch e e r h
e b t , is t in fü n f S t o c k w e r k e a b g e th e i lt , d e r e n o b e r s te s , v o n T r a g s te in e n u n te r s tü tz t, e in e T e r r a s s e b ild e t ,
auf der sich eine vierkantige Pyramide mit abgestutzter Spitze erhebt. Eine schmale Wendeltreppe fuhrt
im Innern des Thurmes zu der Halle empor, die von Spitzbogenfenstern erhellt wird und in welcher unter
der Pyramide vier Glocken hängen. V on hier aus hat man eine prachtvolle Rundsicht über die Insel
und das Meer mit dem nebelhaft am Horizont gezeichneten Formentera, der kleinen Insel Botafoch
und über den stillen Hafen von Ibiza. Am Domplatze sind noch zu erwähnen: das ehemalige Rathhaus,
die Casa consistorial primitiva, mit Stadtwappen und der Jahreszahl 1503 und einer emgemaueiten
D ie Stadt Ibiza. 51
Skulpturarbeit aus dem Mittelalter, und das Pfarrhaus, die Curia, dessen Eingangsthür von einem
halb gothischen, halb maurischen steinernen Bogen, der ein Wappen trägt, überspannt wird. Vom
Domplatz in südlicher Richtung befindet sich der Aufgang zum Castillo. Im geräumigen Hofe des
Schlosses erblickt man die einfachen Gebäude, die theils der Mannschaft, theils dem Gouverneur
als Wohnung dienen. V on einer gegenüberliegenden Terrasse bietet sich eine wunderschöne
Aussicht auf das weite Meer und den
■ Llano de Villa. Nach Süden mündet
nicht w e it von der Baluarte de
Sn Jorge ein durch die starke Mauer
der Terrasse gebrochenes, jetzt aber
gesperrtes Ausfallthor aus, welches das
aragonische Wappen ziert..
Das Castillo zeigt sich von der
Südseite als ein kunstloses Gebäude
mit unregelmäfsigen Fenstern. Aus der
Mitte der gegen das Meer zugekehrten
Front desselben erhebt sich der etwas
vortretende Signalthurm, die Torre de
l ’Homenage. Derselbe ist aus Steinquadern
erbaut und gegen Osten mit
einem hufeisenförmigen Thurmanbau
versehen. A u f seiner Höhe, i io Meter
über der Meeresfläche, ist eine Fahnenstange
aufgesteckt. Mehrere gedeckte
Gänge führen durch die Festungswerke
nach niedrigen Thoren, die ehemals
bei Ausfällen von Nutzen waren. Von
der Domkirche westlich liegt der
ältere Stadttheil von Ibiza. Hier sind
die Häuser weitläufiger gebaut und
mit Ziegeldächern versehen und, wenn
auch klein, doch luftiger und geräumiger
als in der übrigen Stadt. In der Regel
haben sie eine A r t Eingangshalle
aufzuweisen, die ihr Licht blos durch
die grosse häufig mit Rundbogen ausgeführte
Thüre erhält. Von dieser Halle
aus geht eine hölzerne Treppe zum
zweiten Stockwerk hinauf. Hier befindet
sich in der Mitte des Hauses
ein grosses, hohes Gemach, meist mit
Aussicht auf das Meer, so dass man
hier in den warmen Mittagsstunden, Portal de las Tablas.
von der leichten Seebrise angeweht,
m wohlthuender Kühle verweilen kann. Die engen Gassen gehen streckenweise beträchtlich
bergab und bergauf. In buntem G ew ir r stösst man auf plan- und regellos angebrachte, halb
verwitterte, zuweilen maurische Rundbogen, die mit Fenstern in gothischem Renaissancestyl und
mit alten Wappenschildern wunderlich abwechseln und auf eine frühere, nun verblichene Blüthe-
zeit hinweisen. W a s die Linien noch eckiger und gebrochener, die Umrisse noch phantastischer
macht, ist der Umstand, dass auf diese Gässchen eine Anzahl hervortretender Balkone herabschauen.
Ein einziges Gebäude zeichnet sich in diesem Stadttheil, in der Calle Mayor, durch seine