Eigenthümlich ist die Sitte, dieselbe Beca während der ganzen Studienzeit zu tragen, so dass
sie in den letzten Jahren ganz verblasst aussieht. A ls Kopfbedeckung tragen diese Schüler-Cor-
porationen eine schwarze Mütze, Bonete, die einem Barett ähnlich ist. Viele Geistliche wohnen bei ihren
Familien, den Angestellten
der Pfarreien
dagegen sind
eigene Pfarrhäuser,
meist mit daran-
stossenden Gärten,
zur Verfügung g e stellt.
Die Ordensgeistlichen
früherer
Zeit(man zähltenoch
1836 auf Mallorca
deren 765) sind seit
Aufhebung der
Klöster fast ausge-
gestorben, die Zahl
der Nonnen ist aber
gegenwärtig noch
bedeutend und betrug
265 im Jahre
1871.
Der Adel spielt
auf Mallorca eine
wichtige Rolle, die
er zumeist seinem
reichen Besitzstände
verdankt. In ihrer
Lebensweisesinddie
mallorquinischen
Adeligen aber einfach
und schlicht,
freundlich und zuvorkommend
im
Umgang; sie stehen
in grösser Achtung.
Ehemals zählte man
eine viel grössere
Anzahl von adeligen
Familien, viele derselben
sind ausgestorben;
gegenwärtig
sind nur noch
60 hochadelige Fa-
Mallorquinischer Bischof. milien auf Mallorca
durch 250 bis 300
Köpfe vertreten, die Glieder der zweiten Linien, welche die Brüder der Familien-Chefs in älterer
oder neuerer Zeit stifteten, mitgerechnet. Die hervorragendsten dieser Familien sind die Caro,
Cotoner, Dameto, Despuig, Dezcallar, España, Fortuny, Fuster, Gual, Oleza, Rossiñol, Sureda, Tacon,
Togores, Truyols, Veri, Villalonga, Zaforteza.
Der Chef des Hauses der Familie Caro führt den Titel Caro y Alvarez de Toledo, Baron
de Mogente y Fuente la Higuera, Marguez de la Romana y Visconde de Benaesa. Glieder dieser
distinguirten Familie haben sich schon zur Zeit der Eroberung hervorgethaii. Die Familie Cotoner
ist italienischen Ursprungs und fängt auf Mallorca an im 17. Jahrhundert eine Rolle zu spielen.
Der Chef derselben heisst Cotoner y Chacón, Manrique de Lara, Marguez d’Ariany. Die Familie
Dameto, welche die Titel Visc.onde de Rocaberti, Conde de Peralada, Marguez de Bellpuig y de
Änglesola und Baron de Requesens führt, w ird bereits im 14. Jahrh. genannt. Einzelne Glieder
derselben nahmen schon damals hohe Stellungen ein. Die Vorfahren der Familie Despuig y
Despuig, Conde de Montoro y de Montenegro treten schon im 13. Jahrhundert auf Mallorca als
vornehme Personen auf. Die Ahnen der Familie Dezcallar, deren Oberhaupt jetzt den Titel
Dezcallar y Suredo, Marguez del Palmer und Visconde de San Joaquín führt, nannten sich Señors
de la Bolsa de oro (Herren aus dem goldenen Beutel), der ihnen 1442 verliehen wurde. Der
Vertreter der Familie España, welche ursprünglich aus Frankreich stammt, nennt sich Conde de
España y Rossinol. Die aus einem aragonischen adeligen Geschlecht abstammende Familie Fortuny
y Sureda trat im 15. Jahrhundert auf. Die Familie Fuster, die ebenfalls schon im 15. Jahrhundert
bekannt war, besteht in zw ei Linien, Fuster y Dezcallar und Puigdorfila antes Fuster. Der Ursprung
der Familie Gual reicht bis ins 13. Jahrhundert zurück, sie hat sich in zw ei Zweige geschieden,
Gual y Salas und Gual de Torella. Eben so alt sind die Geschlechter de Oleza und Rossinol
y Zaforteza. Die Familie Sureda y Boxadors tritt gleich nach der Eroberung als eine der vornehmsten
Mallorca’s auf. Die spanische Familie Tacon hat sich erst seit 1847 auf Mallorca niedergelassen.
Ihr Haupt heisst Dugue de la Union de Cuba. Der Chef der Familie Togores, dessen
Ahnen schon an der Eroberung der Insel Theil nahmen, nennt sich Ballester de Togores, Baron
de Lloseta y Conde d’Ayamans. Die schon im 13. Jahrhundert bekannte Familie Truyols theilte sich
in zw ei Zweige, und zwar erst in neuerer Zeit. Die Familie Veri y Salas sieht man erst seit dem
15. Jahrhundert in hervorragenderer W eise auftreten, ebenso das Geschlecht Villalonga, welches
sich in mehrere Zweige getheilt hat. Die sehr angesehene Familie Zaforteza, deren Chef sich Burgués
Zaforteza y Cotoner nennt, beginnt schon im 14. Jahrhundert als dem Adel angehörig zu erscheinen.
Sie führt zuerst den Namen Burgués, w e il sie auf die im 17. Jahrhundert ausgestorbene Familie
Burgués Erbrechte erhielt.
A ls durch ihr Alter und durch ihren A d e l, sowie durch die Verbindung mit den v o r erwähnten
oder nicht minder glänzenden Familien ausgezeichnete Häuser kann man noch folgende
citiren: Alemany, Berard en Boix de Berard, Brondo, Ferrer de San Jordi, Conrado, Maroto, Montaner,
Montis, Moragues, Morell, Morey, O Neylle, Orlandis, Palou de Comasema, Rotten, San Simon.
Zu diesen vorerwähnten Familien könnten noch viele andere, die sich durch Alter, W o h lhabenheit
und Rang auszeichnen, hinzugefügt werden. Alle haben ihren eigentlichen Wohnsitz
in Palma, viele derselben ziehen aber eine kurze Zeit des Jahres auf ihre Landbesitzungen.
Neben dem höheren Ad e l besteht noch eine andere Adelsklasse, die auf das Privilegium von Ciudadanos
militares, als Belohnung ihrer Dienste, begründet ist; dieser halbbürgerliche Ad e l findet
sich in Palma und in manchen Ortschaften?
Mit einem hochadeligen Namen vereinigen eine grosse Anzahl von mallorquinischen G e schlechtern
ein bedeutendes Vermögen und grossen Grundbesitz in Erbgütern.