der Literatur w ie in ihren Versammlungen wetteiferten, ist kaum ein wichtiges Product auf unsere
Zeit gekommen; Alles beschränkt sich auf kurze Gedichte oder blosse Fragmente von Gedichten.
Diese beweisen aber schon zur Genüge, w ie innig die haiearische mit der catalanischen Sprache
zusammenhing, und man kann mit Recht behaupten, dass die Königreiche Aragon, Catalonien und
Valencia mit Mallorca eigentlich eine Sprache besassen.
Noch mehr verminderten sich die Gründe zu einer Verschiedenheit der Sprache, als im
Jahre 1343 Don Pedro IV. de Aragon seinem Schwager, dem unglücklichen Don Jaime III. de
Mallorca, zugleich Reich und Leben raubte. Damit wurden die Balearen von Neuem eine Provinz
von Aragon. Während der ganzen Dynastie der Jaime’s, der Pedro’s und der Alfonso’s, welche
mit Don Martin, der ohne Nachkommen starb, erlosch, bis in die Zeit Ferdinands des Katholischen
lassen sich kaum merkliche Unterschiede in der Sprache der Schriftsteller Cataloniens und Mallorca’s
nachweisen, so dass die hervorragendsten mallorquinischen Schriftsteller des 14. und 15. Jahrhunderts
als catalanische Schriftsteller gelten können und zu den Klassikern dieser Literaturepoche gezählt
werden.
Von den Dichtern aus dem 14. Jahrhundert glauben w ir besonders hervorheben zu müssen
den Infante de Mallorca Jaime, Sohn des letzten legitimen Königs Jaime IIL, dessen Werke leider
ganz verloren gegangen sind, und sodann den Mercador Mallorqui, dessen wahrer Name
nicht bekannt ist, von dem sich aber einige W e rk e in dem Canconer des 14. Jahrhunderts erhalten
haben.
Andere bedeutende Schriftsteller derselben Epoche waren noch Francesch Pax, der moralische
Lehren verfasste, und Maymö (oder Maimon) Peris, ein reicher Mallorquiner. Ferner I.orongo
Rossellö aus einem adeligen Geschlecht und Mateo Salcet, der in seinem Buche alle geistlichen und
weltlichen Ereignisse jener Zeit zusammentrug.
Von den Dichtern des 15. Jahrhunderts müssen w ir vor Allem Jaime de Oleza et Zanglada,
geb. 1533, anführen; seine Gedichte behandeln zumeist religiöse Gegenstände. Drei dem mallorquinischen
A d e l angehörige Dichter waren Gaspar de Veri, Ramon V ivo t und Arnaldo Dezcös. Um
den Kranz der Quatrocienlisten zu beschliessen, nennen w ir noch Francesch Prats, einen Geistlichen,
welcher lange Zeit in der Einsiedelei von Miramar lebte und sich eifrig mit den Lehren
Lull s beschäftigte, sowie Juan Odon Menorca und Antonio Masot.
Die vö llig e Uebereinstimmung, welche die Sprache der Königreiche Mallorca und Aragön
sowohl in der Form, wie im Geschmacke und Geiste in jenem Jahrhunderte zeigte, lässt sich sogar
noch gegenwärtig in den Volksliedern nachweisen, denn diese zeigen denselben Rhythmus, denselben
Versbau, dieselbe Lautweise, und behandeln auch die gleichen Gegenstände. Der Wanderer
kann daher die Romanzen, welche der mallorquinische Landmänn unter den schattigen Hainen
seiner Thäler erschallen lässt, mit geringen Abweichungen auch auf den Bergen Cataloniens
singen hören.
Die Vermählung von Isabel de Castilla mit Don Fernando II. el Catolico war nicht blos
ein tödtlicher Schlag für die aragonische Nation, sondern auch für die Sprache und Literatur Cata-
lomens. So w ie der Hof der Neuvermählten in Castilla aufgeschlagen war, wurde die castillanische
Sprache, deren Bedeutung mit dem Glanze der Waffenthaten, Entdeckungen, Eroberungen ungemein
schnell wuchs, bald zur Hof-, Staats-, Schriftsteller- und Dichtersprache erhoben, und sie wurde
nun auch von den Catalanern und Mallorquinern für den mündlichen und schriftlichen Verkehr
angenommen, daher kam die Muttersprache beinahe gänzlich in Vergessenheit und verwandelte
sich in einen verdorbenen Dialekt, dessen elegante Formen zerstört und dessen Accent entartet
war.
Von Dichtern des 16. Jahrhundert seien erwähnt Juan Odon Gomis, ein Notar von Palma,
und Perei!6s de Pachs. Ein ausgezeichneter Dichter ist F r a n c e s c h A u l e s a (Francisco de
Oleza); seine zwei Hauptwerke sind: „Die Verachtung der W e lt“ und „Die neue Kunst zu dichten“ .
Von ihm möge folgendes Gedicht Platz finden:
,,Lo pensament, Die lo dolent, „Der Gedanke, welcher schlecht ist,
Obra lo pas A Satanás, Bahnt den Weg dem Satan,
Para entrar I öcupar, Um einzudringen und zu besetzen
La fortaleza De la grandeza, Die Burg der Grösse
Del cor huma Per co, germá, Des menschlichen Herzens; deshalb, Bruder,
Tanca la porta Que nó s’en porta Sperre die Thüre zu, dass man nicht nehme
Lo rieh trésor, Que es en to cor.“ Den reichen Schatz, welcher in Deinem Herzen w ohnt.“
Noch wäre zu erwähnen: Miguel Ferrando Carcell, ein Weber, der ein moralisch-satirisches
Gedicht herausgab, Jorge Miguel Alber und Gaspar Calaf, welche das Lob von Ramon Lull besangen;
ferner des Mönches Benito Español und des Pedro Gomis, die verschiedene, dem Glauben
gewidmete Lieder verfassten.
Aus dem 17. Jahrhundert sind Miguel Fernando Carcell, der eine didaktisch - religiöse
Dichtung, und Rafael Bover, der uns lyrische Liebesgrüsse hinterliess, hervorzuheben; ferner
Jaime Pujol, Pedro Antonio Bernat, Antonio de Veri, die mallorquinische Poesien herausgaben.
Die Dichter und Schriftsteller des 18. Jahrhunderts, dieser Periode des Verfalles der mallorquinischen
Sprache, sind unbedeutend, am meisten that sich noch Juan de Salas hervor, der lyrische
Gedichte und ein Drama verfasste.
Martin Pont, ein Mönch, hinterliess lyrisch-religiöse und Alberto Burguny satirische Gedichte.
Ueber diese ragen aber entschieden Sebastian Gelabert, w e lch er sich durch eine ausserordentliche
Leichtigkeit im Improvisiren mallorquinischer Verse auszeichnete und Güillelmo Roca y Seguí hervor;
Letzterer schrieb viele lyrische, satirische und dramatische Gedichte, sowie Fabeln.
Die Blüthe der mallorquinischen Sprache w a r geschwunden und man konnte nur noch
unter den Bauern, und selbst hier nur noch spärliche Reste der einst so blühenden heimischen
Literatur finden, denn das castillanische Element war überall eingedrungen.
Da zeigte sich in der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts unter den Schriftstellern Mallorca’s
wieder ein neuer Aufschwung, und es traten verschiedene Dichter auf, w e lch e ihre Lieder in den
heimathlichen Lauten anstimmten.
V o r Allem verdient Güillelmo Roca, der Sohn jenes Güillelmo Roca y Seguí, dessen w ir
unter den Schriftstellern des vorigen Jahrhunderts gedachten, genannt zu werden; er w a r Anw a lt
und hinterliess Uns ziemlich beachtenswerthe satirische Gedichte. Tomas Aguiló y Cortes behandelte
in seinen Liedern vorzüglich religiöse Gegenstände, er schrieb aber auch Fabeln und eine dramatische
Composition in mallorquinischen Versen. José Togores, Vater des jetzigen Conde de Ayamans,
Baron de Lloseta, verfasste lyrische Gedichte und ein Edelmann, Don José Dameto, würde wegen
seiner schönen castillanischen Gedichte bekannt.
Lyrische Gedichte stammen auch von Pedro Felio Perelló, während der Mönch Pedro
Tomas Maya und der Anwalt Jaime Antonio Prohens in ihren Dichtungen satirische und Letzterer
sogar burleske Gegenstände behandelten.
Alle diese Dichter schreiben das Mallorquinische so, wie- es heutzutage gesprochen wird,
selbst mit jenen Eigenthümlichkeiten, w elche durch die Corruption der Jahrhunderte entstanden
sind. Ebenso verfahren auch mehrere der jetzt lebenden Dichter, denn sie meinen, dass, wenn auch
die mallorquinische Sprache eine Tochter der catalanischen sei, so sei sie doch eine emancipirte
Tochter derselben und von grösserer Anmuth; sie würde daher nichts gewinnen, wenn man sie
auf eine frühere Stufe der Entwickelung zurückführen wollte. Unter den Dichtern dieser Schule
ragt am meisten Tomá s A g u i ló y F o r te z a hervor, den man mit vollem Rechte zu den bedeutendsten
mallorquinischen Dichtern der neuesten Zeit zählt. W ir bringen von ihm folgendes Gedicht:
Recolsada á sa firiestre Angelehnt an das Fenster,
Que dóna enfront des ca mí Das auf die Strasse geht,
Tota sola guaita y plôra Ganz allein schaut und weint
Sa Contessa de Vallric. Die Gräfin von Vallric.