erzbischöfliche Palast Es ist dies ein stattliches, unregelmäfsiges Gebäude, das gegen das Meer zu,
die Muralla beherrschend, eine lange, leicht bauchige, renovirte Front mit Bogen, von rustischen
Säulen getragen und durch rustische Pfeiler von einander geschieden, aufweist. Gegen das Plätzchen
zu bietet die Frontseite, rechts mit dem vortretenden Theil des Archives mit sehr schönem
gothischen Portal, desser breiter Spitzbogen von Krabben umgeben, in der Mitte mit einer Madonnenstatuette
und oben mit einem Kreuz versehen ist, ein nüchternes, ernstes Aeussere, dem aber die
goldgelbe Farbe, welche die Mares-Quadern angenommen haben, einen prächtigen Ton verleiht.
Der Palast hat oben an den Seiten kugelförmige Aufsätze; vier platte Pfeiler theilen die schmucklose
Fassade ab. Ein ganz einfaches Portal führt in die Vorhalle des Hofes, die von luftigen
Palacio de los Reyes.
Segmentbogen getragen wird, welche auf achteckigen Pfeilern ruhen; die Capitäle der zw ei äusser-
sten Pfeiler zeigen Engel, welche bischöfliche Wappen tragen. Links geht die bequeme Treppe
aus Santagny-Stein hinauf; über dem Bogen ist ein anderes Bischofswappen, und in dem geräumigen,
aber schlichten, unregelmäfsigen Hof befindet sich ebenfalls ein zopfiges Wappen und eine Sonnenuhr
mit der Jahreszahl 1734. Der der Eingangshalle gegenüberliegende Theil ist niedriger; er hat
eine jetzt vermauerte Halle, die von sechs runden Säulen mit pseudojonischen Knäufen getragen
w ird, und oberhalb derselben sieht man in der Mitte zwei alte Wappen des Bischofs Dn Francisco
Ferrer, welcher den bischöflichen Sitz im Jahre 1466 einnahm und 1476 starb, und rechts das
Wappen von Aragon mit der Jahreszahl 1473. Das Gebäude muss aber schon um das Jahr 1238,
in welchem definitiv der bischöfliche Sitz mit dem ersten Bischof von Mallorca, Dn Raimundo de
Torella, errichtet wurde, begonnen worden sein.
Geht man die Treppe hinauf, so gelangt man in einen hohen, geräumigen Vorsaal mit den
Portraits von 49 Bischöfen von Mallorca, Kniestücken in Lebensgrösse, alle sitzend dargestellt. Sie
beginnen mit 1229, dem Jahre der Eroberung der Insel. An beiden Enden befinden sich der heilige
Petrus und die heilige Jungfrau. Die Wohnräume des Bischofs sind geräumig und modern eingerichtet;
in einem der Säle hängen die Pläne zum Ausbau der Domkirche, 1854 von Juan Bautista
Peironnet entworfen und gezeichnet.
Das Rathhaus oder Casa de Cort, w ie es mallorquinisch genannt wird, auf dem gleichnamigen,
unregelmäfsigen Platz an der Kreuzung von vier Gassen gelegen, gehört zu den schönsten
Bauten der Stadt. Es stammt aus dem
Ende des 16. Jahrhunderts. Die beigefügte
Abbildung auf S. 381 zeigt
am besten die Details des schönen
Baues. Hervorragend ist der aus
Lenam vermey gefertigte, reich sculp-
tirte, stark vortretende Alero mit
11 weiblichen und männlichen, in
ein Blatt endigenden Figuren, welche
die Sparren vertreten. Wenn man
in das Gebäude eintritt, erblickt man
den grossen Eingangssaal mit schöner,
in 6 Felder eingetheilter, hölzerner,
cassettirter Decke, von 8 hölzernen
Engelsbüsten, die als Tragsteine
dienen, gestützt. In der Mitte hängt
eine gothische Ampel. Ueber dem
Eingang ist Palma’s Wappen, die
Sparren von Aragon und das Schloss
mit der Palme; gegenüber zwischen
beiden Eingängen befindet sich ein
anderes altes, vergoldetes Wappen
in einer rahmenartigen Einfassung.
Zur Rechten ist eine Renaissancethüre,
gleichfalls mit Palma’s Wappen geschmückt,
mit Engeln, die einen
Strick darumwinden, in Relief. Im
daranstossenden kleinen Gemache
fallen ein niedriger Bogen mit g e blätterten
Knäufen und eine zierliche
Thüre mit distelartigen Blätterverzierungen,
sowie einem Kielbogen Portal beim erzbischöflichen Palaste.
mit Krabbenverzierung auf. Die
Thürflügel tragen das Wappen der Stadt und schöne gothische, vergoldete Ornamente.
In zw e i Sälen des Entresuelo des Rathhauses ist das für die Geschichte Mallorca’s kostbare
Documente enthaltende Archiv aufbewahrt.
Das Archiv general historico de Mallorca, welches ehemals Archivo de la Universida y
Reino de Mallorca hiess, enthält 40 Codices, meistens in Kalbspergament, welche ohne die Duplicate
über 2000 königliche Verordnungen (Reales cedulas), vom Jahre 1228 bis 1717, enthalten. Der
älteste und schönste, in ganz Spanien ohnegleichen, ist der auf Anordnung der Geschworenen
von Romeo des Poal, einem Geistlichen aus Manresa, im Jahre 1334 begonnene Codex I. Er hat
einen sehr reichen Rand und prachtvolle Initialen. Romeo des Poal ist am Fusse der prächtigen
Miniatur, welche die Krönung des Königs und die Verleihung von Privilegien darstellt, portraitirt.