Der M an d e lb a um (Amatlé) gehört zu den verbreitetsten Bäumen auf Mallorca und wird als
eine der Haupteinnahmequellen der Insel angesehen. Er gedeiht in der Ebene am besten und w e il
er Wurzeln an der Oberfläche hat, auch da, w o nur eine geringe Erdschicht auf dem Kalkmergelgrunde
liegt, kommt aber auch an den Abhängen und und in den Thälern des gebirgigen Theils
gut fort.
V o r 20 Jahren noch w ar der Mandelbaum weniger verbreitet, seither mehren sich die Anpflanzungen
ganz bedeutend und nehmen eine beinahe ebenso grosse Fläche ein, w ie die Oelbäume;
es dürfte keinen Distrikt geben, der nicht Mandelpflanzungen aufweist. Das Partido de Palma enthält
an Hektarenzahl der Mandelpflanzungen über die Hälfte der Gesammtheit der Insel.
Im Allgemeinen gedeihen die Mandelbäume vorzüglich in der Ebene und am südlichen
Abhang der Sierra, in nur geringer Menge dagegen an der nördlichen Seite derselben.
Die Vermehrung der Mandelbäume findet in Pflanzschulen (Planté) statt, und manche Besitzer
erzielen durch Anlegung einer solchen zum Zwecke des Verkaufs der jungen Bäumchen einen
lohnenden Gewinn, wobei sie noch den Vortheil haben, die besten Pflanzen für sich aussuchen zu
können. Nach zw e i Jahren, wenn das Bäumchen die genügende Stammesstärke erreicht hat, schneidet
man ihm die Zweige ab und pfropft es mit einer Knospe der gewünschten Mandelsorte; gewöhnlich
vergehen dann einige Jahre, bevor man eine eigentliche Ernte erzielt. V ö llig entwickelt sind
die Bäume erst nach i o — 15 Jahren. Der Mandelbaum kann höchstens 50— 60 Jahre ausgiebig
produciren, dann verfällt er und liefert nur wenig Früchte. Den Mandelbäumen kommt die Beackerung
der Felder und die übrige Feldarbeit zu gute, welche die Kultur des Getreides und der
Hülsenfrüchte, die auf denselben gleichzeitig mit den Mandelbäumen gebaut werden, mit sich
bringt. Ausserdem reinigt man sie bei Beginn des Winters, wenn alle Arbeiten der Ernte beendigt
sind, und hackt den Boden rings um den Fuss des Baumes um; dies geschieht während des
Sommers oder gegen das Ende des Frühjahrs einmal alle drei Jahre und zwar in der Weise, dass
bei einem Drittheil der Mandelbäume der Boden jedes Jahr nachgehackt und gereinigt wird. Von
Jahr zu Jahr nimmt aber die Zahl derjenigen Eigenthümer zu, welche das Umhacken des Bodens
im Umkreis der Bäume jährlich vornehmen.
Die Mandelbäume werden auf Mallorca durch keine Krankheit oder Feinde angegriffen,
ausgenommen die Raupe eines kleinen Schmetterlings (Pieris Crataegi), gewöhnlich P o y genannt,
w elche die keimenden und selbst die entwickelten Blätter abfrisst, wodurch manchmal auch die
Mandeln abfallen. Häufig haben sie durch die Spätfröste und Winde in der Blüthe zu leiden, so
dass manchmal der Landwirth, der im März oder Februar oder sogar noch früher seine Bäume mit
Blättern bedeckt sah und eine reiche Ernte zu erhalten hoffte, sie an einem Tage ganz zerstört sieht.
Und so vergehen Jahre mit keiner oder mit einer nur mittelmäfsigen Ernte, ausgenommen an den
sehr geschützten, den Frösten nur w enig ausgesetzten Plätzen.
Man kennt auf Mallorca eine grosse Anzahl, ungefähr 53 süsse Mandelarten, solche mit
weichen und solche mit harten Schalen. Die Sorten unterscheiden sich w enig von einander,
die feineren sind die weniger stark vertretenen Mollars, die auf dem Markte am häufigsten vorkommenden
sind die Pintadas.
Im Frühjahr gewähren die ausgedehnten Mandelbaumpflanzungen der Insel einen herrlichen
Anblick; die Ebenen scheinen mit Blüthen übergossen zu sein, die in weisser, leicht in’s Rosa
ziehenden Farbe prangen, und nichts wettéifert mit der Pracht dieses Anblicks.
Die Mandelernte findet im Sommer im Juli und August statt. Sie bildet für den Mallorquiner
der Ebene ein wahres Fest. Die Mandeln werden in der Regel mittelst Pfahlrohrruthen herabgeschlagen;
man sammelt sie dann vom Boden auf oder man legt ein Tuch unter den Baum; dann
sammelt man sie in Säcke und befördert sie auf Eselsrücken oder durch Männer zum Besitzhause.
Bei dieser Arbeit verwendet man auch Knaben und Weiber. Sind die Mandeln nach Hause gebracht,
so befasst man sich mit der Entfernung der grünen Schale (Cloveya verda), welche Arbeit
durch Frauen verrichtet wird, deren jede eine Sanaya Mandeln vo r sich hält. Diejenigen Mandeln,
welche sich nicht schälen lassen, sind meist unreif oder leer; man zerschlägt sie daher gleich, um,
falls einige davon brauchbare Kerne enthalten, dieselben aufzubewahren. Die Mandeln werden,
nachdem sie von der grünen Schale befreit wurden, der Sonne ausgesetzt, damit sie v ö llig
austrocknen.
Der Mandelbaum zeichnet sich durch die Mannigfaltigkeit seiner Producte aus. Neben den
Mandeln werden noch die Asche der grünen Schalen, das Holz und die Blätter als Viehfutter,
namentlich für die Schafe verwendet.
Man rechnet als mittleres Product 18 Cuarteras oder e twa 1266 Liter per Hektar für die
Bäume von der ersten Klasse, n Cuarteras oder 773 Liter für die zweite und 7 Cuarteras oder
592 Liter für die dritte Klasse. Es giebt Mandelbäume, welche mehr, andere, welche w eniger eintragen.
Man verkauft die ungeschälten Mandeln um 40 Reales (etwas über 10 Frcs.) die Cuartera
(70,34 Liter) und die aus der harten Schale geschälten um 50 Reales. Die Asche der grünen
Schalen w ird zur Seifenfabrikation genommen, das Mandelöl, das von süssen Mandeln gewonnen
w ird O li de Mellas dolsas — , w ovon man namentlich in den spanischen Antillen zu Medicinal-
und ändern Zwecken sehr viel verbraucht, w ird in Palma in grossen Quantitäten bereitet und gilt
für besser, als das anderer Länder. Das Gummi wird manchmal von den Bauern gesammelt, wenn
es vom Stamm herabsickert, und dann verkauft. Das Holz ist röthlich und wird nur als Brennmaterial
verwendet.
Die jährliche Production an Mandeln beträgt auf der ganzen Insel im Mittel .4 155 124 Liter
und 697 Liter auf 1 Hektar. Palma übertrifft die anderen Partidos hinsichtlich des absoluten Erträgnisses
um Vieles, dann folgt Inca, das die relativ grösste Production aufzuweisen hat, und
Manacor, das absolut und relativ den beiden anderen Partidos w e it nachsteht. Dasselbe Verhältniss
besteht hinsichtlich des W e r th e s , da das Partido Palma mit einem Nettoerträge von 269 343 Frcs.,
mehr als s/t des Gesammterträgnisses der Insel (429,090 Frcs.), aufzuweisen hat. Der Mandelbaum
ist überhaupt derjenige Baum, welcher nach dem O e l- und Feigenbaum das grösste Nettoeinkommen
liefert, das sich per Hektar auf 273,5 Reales beziffert; um so mehr, da die Kulturauslagen der
Mandelbaumpflanzungen viel geringer sind, als jene der O e l- und Johannisbrodbäume.'
Von den auf Mallorca geernteten Mandeln werden nur geringe Mengen zum Essen verbraucht;
man geniesst sie gewöhnlich geröstet (torradas) oder sie werden zur Verfertigung von
Gebäck (Torrons), in grösseren Mengen auch zur Gewinnung von Mandelöl verwendet. Die Mehrzahl
der geernteten Mandeln wird jedoch nach verschiedenen Ländern ausgeführt, sowoh l solche
mit der harten Schale, als ohne dieselbe (Almendron, Basö). Während des Jahres 1871 hat man
allein über das Zollamt von Palma 63 245 k g Mandeln mit Schalen und 1 206 433 kg ohne Schalen
ausgeführt, durch die anderen Zollämter nur eine unbedeutende Menge. V on Mandelöl wurden
81036 k g mit einem Werth von 783 287 Reales nach Spanien und Amerika verfrachtet.
Die Kultur des J o h a n n isb ro d b a um e s (Garrove) ist zwar sehr wichtig auf Mallorca, aber
doch nicht in dem Maafse, w ie jene des Oelbaumes, indem die Johannisbrodbaumpflanzungen noch
nicht den dritten Theil der Ausdehnung der Oelbaumpflanzungen erreichen.
Sie bedecken auf der Insel nur 7610,46 Hektar Oberfläche, w o vo n das Partido von Palma
mehr als die Hälfte und Inca etwas mehr als ein Viertel umfasst; in Sla Margarita und Villafranca
fehlen sie gänzlich und in manchen Distrikten nimmt ihre Kultur nicht einmal' 1 Procent der
productiven Oberfläche ein.
Der Johannisbrodbaum wird hauptsächlich in mageren, dürren, schlechten Boden gepflanzt;
er liebt sonnige Lehnen. Im südwestlichen Theil der Insel sind manche Hügel v ö llig damit bedeckt;
im nördlichen und in der Ebene wechselt er dagegen häufig mit dem Oelbaum ab; auch
sieht man ihn nicht selten in den Niederwaldungen.
Es giebt männliche und weibliche Johannisbrodbäume. Letztere sind die fruchttragenden;
erstere, Garrovds borres genannt, tragen nur Pollen (Borra). Man sieht sie allgemein als noth-
wendig an. Ausserdem giebt es wilde Johannisbrodbäume (Bords), die w oh l Früchte geben, aber
nur kleine und von schlechter Sorte; man sieht sie namentlich in den Garrigas, w o sie häufig aus
Samen, die in den Excrementen der Zugthiere mitgetragen wurden, aufkeimen. Viele findet man
auch in den Marinas der Nordküste, w o sie, ungepflegt und windgefegt, häufig zu niedrigen, w e it
ausgebreiteten, knorrigen Gebüschen emporwachsen.