Handel und Industrie.
Die Industrie steht auf Ibiza noch auf einer sehr niederen Stufe. Sie beschränkt sich fast
ausschliesslich auf das Mahlen des Getreides und der Rinde der Strandkiefern, auf die G e winnung
von Theer, und auf die Verfertigung verschiedener Flechtwerke.
Von Mühlen hat man dreierlei Arten, nämlich Wind-, Wasser- und Drehmühlen. Die
Windmühlen zeigen noch einen sehr einfachen Bau. Es sind runde, aus Mauerwerk aufgeführte,
w eiss angestrichene, thurmartige Bauten, welche ein spitzes, zuckerhutförmiges Dach tragen. Das
hölzerne Flügelgerüste ist mit vielen Tauen versehen, welche zum Spannen und Unterstützen der
leinenen Segel dienen.
Wassermühlen hat man wegen dem auf Ibiza herrschenden Wassermangel wenige, und die
meisten davon können im Sommer nicht arbeiten.
Die gebräuchlichste und beliebteste Art von Mühlen sind die von einem Maulthiere bewegten
Drehmühlen, die sich fast bei jedem Bauerngehöfte von einiger Bedeutung finden. Eine
solche Mühle, welche die Ibizaner Molino de sangre (Blutmühle) nennen, w e il sie von einer
lebenden Triebkraft bewegt wird, stösst immer unmittelbar an das Gehöft an und erhält ihr Licht
durch die Thüröffnung. Ein verticaler Mühlstein mit etwas quer gerinntem Rande, der mittelst eines
Balkens, vo r den ein Maulthier gespannt ist, in Bewegung gesetzt w ird , zermalmt das Getreide;
dieses liegt dabei auf einer horizontalen, kreisförmigen, steinernen Unterlage, w e lch e mit einem
überstehenden hölzernen Rande versehen ist. Sobald das Getreide hinlänglich zerkleinert ist,
w ird das Mehl weggenommen und neues Getreide aufgeschüttet. Bei diesem Verfahren geht natürlich
ein Theil des Mehles durch Verstäubung verloren. Die in solchen Mühlen beschäftigten
Maulthiere haben ein Kummet, an dem die Stränge befestigt sind, und grosse Deckel über die
Augen gebunden, gleich jenen, die für die Saumthiere, welche die Norias drehen, verwendet
werden, damit -sie weder schwindelig, noch von ihrer mühseligen Arbeit abgelenkt werden. Die
Bauern, die in der Regel nicht viel Getreide zu mahlen haben, benutzen dazu dieselben Maulthiere,
die sie zum Betriebe des Ackerbaues halten.
Mit den eben besprochenen Drehmühlen w ird auch die Rinde der Strandkiefern und der
Pinien zu Lohe zermahlen. Da auf Ibiza gar keine Lohgerber ansässig sind, so muss sämmtliche
Lohe nach verschiedenen Gegenden Spaniens ausgeführt werden.
Kohle wird auf Ibiza sehr v iel gebrannt, jedoch nur in geringer Menge verwendet, und
zw ar blos in der Stadt, da die Bauern sich fast immer des Holzes bedienen. Es werden alljährlich
i 500000 Kilogramm Kohlen gewonnen, die gewöhnlich zu 12 Francs für 40 Kilogramm verkauft
werden.
Die Gewinnung von Harz, Brea genannt, aus der Strandkiefer und die Erzeugung von Theer,
den man mit dem Namen Alquitran bezeichnet, ist auch nicht unbedeutend. Das Harz wird, nachdem
es aus den Strandkieferstämmen durch tiefe Einschnitte gewonnen ist, in einem Backofen bei
starkem Feuer geschmolzen und dann in kleine längliche Mulden gegossen, welche die Stelle einer
Die Verkehrsmittel. 41
Form vertreten; aus einem Theil wird der eigentliche Theer bereitet. Die Brea w ird ausgeführt,
der Alquitran aber ausschliesslich auf Ibiza verbraucht.
Das Flechten von Matten, Paliassen, Stricken, Spardenas etc. aus Spartgräs gehört zu den
häuslichen Beschäftigungen eines jeden Ibizaner Bauern. Um das Spartgras, das man zumeist von
der spanischen Südküste bezieht, zum Flechten gebrauchen zu können, wird es 40^-50 Tage lang in
Seewasser gelegt, dann an der Sonne getrocknet und endlich mit Stöcken geschlagen, damit es
weich und biegsam werde. Man verfährt hierbei ganz ähnlich w ie in ändern Ländern bei der Zubereitung
des Hanfes.
Aus den Blättern vom Palmito (Chamaerops humilis), die aus Mallorca bezogen werden,
verfertigt man Hüte, Paliassen und andere Flechtarbeiten. Die Fasern der Agave, w elche ibizaniscb
Pita heisst, verwendet man zu Spardenas, und die Pfahlrohrstäbe, die man in schmale Streifchen
schneidet, dienen nebst der Korbweide (zwei Produkte, die von der Insel selbst stammen) zur A n fertigung
von Körben.
Der Handel beschränkt sich auf Ibiza lediglich auf Ein- und Ausfuhr, da von einer Durchfuhr
begreiflicherweise nicht die Rede sein kann.
Eingeführt werden Reis, Moniatos, Mehl, Wein, letzterer meistens von schlechter Qualität
aus Mallorca; Branntwein, eingesalzener Cabeljau, Schinken, Zucker, Cacao und Kaffee und andere
Nahrungsmittel, sowie auch Petroleum; ferner Maulthiere, Zwergbaumblätter, Spartgras und alle
Arten von Manufacturen. Der W e rth der eingeführten Gegenstände beträgt, wenn w ir For-
mentera mit in Betracht ziehen, im Durchschnitt 160000 Duros.
Ausgeführt w ird vo r Allem fast der ganze Ertrag an Mandeln; ferner Johonnisbrod,
getrocknete Feigen und andere Landesprodukte, mit einem jährlichen Ertrag von ungefähr
140000 Duros.
Die Verkehrsmittel.
Für Communicationsmittel ist auf Ibiza nicht v iel gesorgt. Eigentlich besteht nur eine Fahrstrasse,
welche quer durch die Insel von Ibiza nach Sn Antonio führt. Im Uebrigen giebt es nur
Reitwege oder einfache Pfade durch die Felder, die nach allen Richtungen in grösser Anzahl die
Insel durchziehen.
In Folge dieser Verhältnisse kann auf Ibiza von Fuhrwerken nicht viel die' Rede sein.
Wagen hat man ausser einigen Tartanen, die höchstens zu ganz kurzen Fahrten auf dem holprigen
Stadtpflaster oder auf der Strasse nach Sa Antonio benutzt werden, keine. V on Lastfuhrwerken
hat man zweiräderige Karren, w ie sie auf den ändern Balearen im Gebrauch sind, zum Transport
der Schiffsgüter und der Salze aus den Salinen, und die Bauern haben für den Feldgebrauch altmodische,:
ebenfalls zweiräderige Karren. Die Ersteren bezieht man aus Mallorca, die Letzteren
werden auf Ibiza verfertigt.
Zum Reiten und Tragen von Lasten werden Maulthiere und Esel benutzt; man bedient sich
ihrer selbst für das unbedeutendste Gepäck, da die Ibizaner nichts auf den Schultern, noch auf
dem Kopfe tragen. Die Maulthiere sind dazu besonders tauglich, da sie einerseits sehr sicher gehen
und andererseits viel aushalten können. Nach Landessitte werden sie blos vorn mit Pantoffeleisen
beschlagen, hinten hält man es für nicht nothwendig. Das ganze Geschirr eines Ibizaner
Maulthieres ist sehr einfach. Die Halfter besteht aus einem geknoteten Strick mit einem nach
innen gezähnten Eisenstück über der Nase, welches zur Führung dient. Häufig ist dieses Eisenstück
gar nicht vorhanden, und man leitet dann das Thier entweder durch das Anziehen des Strickes
auf der Seite, w o er frei hängt, oder durch Andrücken desselben an den Hals, um das Thier nach
der entgegengesetzten Richtung zu lenken. Der gepolsterte und mit einem Fell übezogene Holzsattel
ist tonnenförmig gestaltet. Beim Aufsetzen desselben leg t man eine grosse Anzahl kleiner
beweglicher Strohpolsterchen darunter, damit er das Thier nicht verletzt. Erst dann wird der Holzsattel
durch Stricke, die als Gurte dienen, und welche mitteist hölzerner Ringe an einander befestigt
Balearen I. g