Stätten der Stadt Gebrauch, dass man Möbel von feineren Holzsorten herstellt, und die reicheren
Bauern kommen in die Stadt, um die besseren Möbelstücke zu Hochzeiten zu kaufen. A u f dem
Lande bearbeitet man das einheimische Holz für Zimmerwerk und gewöhnliche Möbel. Tischlereien
giebt es in Palma und Umgebung 127; die wichtigsten beschäftigen etwa 15— 20 Arbeiter
und darüber; die in den Ortschaften bestehenden sind kleine Werkstätten. Einige der Tischlereien
Palma s haben einen gemischten Charakter und können theilweise als Ebenistereien angesehen
werden. Mehrere Werkstätten in Palma können als Fabriken betrachtet werden, da sie sehr
leistungsfähig sind. Eine grössere Anzahl Arbeiter findet hier Beschäftigung.
Drechsler giebt es mehrere, die namentlich für Möbelstücke Theile ausarbeiten; Stuhlarbeiterwerkstätten
liefern Stühle gröberer Sorte; Stöcke aus Palmwedeln, oben mit einem Stück
Elfenbein oder gedreht, werden vielfach angefertigt. In einigen Ortschaften macht man hölzerne Löffel
und Gabeln aus Buchsbaum und anderem Holz. In
Palma giebt es eine Dampfsäge, die einzige dieser
Art auf der Insel, mit zwei Dampfmaschinen von
ungefähr 8 Pferdekräften; man benutzt dieselbe zum
Sägen von Mahagoni, Jacaranda, Nussbaum und
allerhand von der Tischlerei benutzte Hölzer und
zum Sägen des gewöhnlichen Holzes, um daraus
Bretter und Balken anzufertigen.
Unter allen auf Mallorca bestehenden Fabriken
sind die wichtigsten und zahlreichsten zugleich diejenigen,
welche die grösste Anzahl Arbeiter beschäftigen,
nämlich. die Spinnereien und Webereien (Fabricas
de Hilados y Tejidos), welche sich mit dem
Spinnen und Bereiten der verschiedenen Stoffe aus
Hanf, Lein, Baumwolle, W o lle und Seide befassen.
Unter den 39 Fabriken dieser Art in Palma sind 20
grössere, w elch e grösstentheils Dampfmaschinenbetrieb
haben, die ändern benutzen nur einfache W eb stühle
(Telesos) und Drehhaspeln (Torns). Soller
ist nach Palma der wichtigste Ort für Baumwoll-
und Leinenfabrikation; ausserdem giebt es noch
zw e i von geringerer Ausdehnung im Distrikt von
Establiments, zw ei in Artá, eine in Sta Maria und
eine Spinnerei in Felanitx. Diese Fabriken beschäftigen
durchschnittlich zusammen 1800 Arbeiter beiderlei
Geschechts. In allen Ortschaften giebt es W eber, die
. einen Stuhl im Hause haben und sich neben der Feldarbeit
mit der Weberei beschäftigen. Rechnet man diese zu den Arbeitern, die in den Fabriken beschäftigt
sind, so kann man die Zahl aller zusammen auf 3000 und die Zahl der Webstühle auf 2000 annehmen.
Die charakteristischen und wichtigsten Stoffe sind jene, welche man Llista mallorquína nennt und aus
Baumwolle oder Leinen oder beiden gemischt fabricirt, und die zur Verfertigung von Hemden und
Kleidungsstücken verwendet werden. Auch allerhand Bett- und Tafelwäsche, namentlich schöne
Servietten und Handtücher mit Fransen, werden gut und sehr dauerhaft verfertigt. Nach der Llista
kommen die wollenen Bettdecken, deren Fabrikation in neuerer Zeit grosse Fortschritte gemacht
hat. Ungefahr die Hälfte der ersteren und 80 Procent der letzteren werden ausgeführt. Die Pro-
ducte der Spinnereien werden nur im Lande selbst verbraucht. Schön gezeichnete, rothe und
blaue Bettdecken von Servera und Llummayor und die Flaggenstoffe, die man in Palma anfertigt,
gehören zu den hervorragendsten Industriezweigen der Insel.
Hübsche Teppiche werden in Palma gemacht, ebenso Reps und verschiedene Wollen - und
Seidenstoffe u. s. w . Eine Fabrik liefert baumwollene Segeltücher für Schiffe. Die Seidenstofffabrikation,
früher von grösser Wichtigkeit, hat ganz aufgehört; man verfertigt nur noch seidene Bänder,
welche e x voto bei Madonnenbildern aufgehängt werden.
In den Taufabriken (Fabricas de Cordeleria), deren es 30 in der Umgegend von Palma und zwei
in Manacor giebt, verfertigt man Stricke von Hanf und Spartgras und Taue aus Abaca (Musa textilis,
Manila), den man von den Philippinen, und aus Jute, die man aus Indien und Amerika bezieht. Die
grösste Fabrik in Palma liefert täglich 6000—8000 kg fertige Taue, w elch e theilweise im Lande
selbst verbraucht, theils in grossen Mengen exportirt werden. Die Mehrzahl der Tauwerkstätten
hat nicht den Charakter von eigentlichen Fabriken; man arbeitet blos mit einem oder
mehreren Rädern, die mit der Hand getrieben werden, und liefert den Bauern Hanf-, Carritx- und
Spartstricke.
Die verschiedenen Flechtindustrien spielen eine bedeutende Rolle; die Flechterei wird
als Hausbeschäftigung in den Ortschaften, namentlich von den Weibern, in freien Stunden betrieben.
In Capdepera, Andraitx, auch Pollenza und Alcudia beschäftigt sich fast Jeder damit. Zu Flechtarbeiten
Werden die W ede l der Fächerpalme (Garbayö), welche in ungeheuren Mengen an der
Ost- und Westküste wächst, verwendet. Die Blätter werden im Sommer gesammelt, an der
Sonne getrocknet und in kleinen Haufen zum Gebrauche aufbewahrt. Die Landbewohner flechten
Stuhlsitze mit verschiedenartiger Zeichnung, Hüte, welche die Bauern der Ebene bei der Arbeit zu
tragen pflegen, Bayasas, die doppelten Körbe, welche die aufgesattelten Saumthiere zu tragen pflegen,
Cucales, Augendeckel für die Maulthiere, in Pollenza übliche Buckelkörbe und noch verschiedene
Sorten von Körben für den Hausgebrauch. Zuweilen werden ganze Schiffsladungen davon nach
Barcelona1 versendet.
Feinere geflochtene Sachen werden namentlich von den Sträflingen des Presidio von Palma
verfertigt. In Pollenza besteht eine andere Hausindustrie, nämlich die Bereitung des Cri vegetal,
womit man Matrazen-Polster etc. füllt.
Das Spartgras wird vielfach zum Flechten dauerhafter und zugleich biegsamer Gegenstände
verwendet. V o r Allem sind die Sarrias zu erwähnen, die man quer über die Maulthiere legt,
So dass zu beiden Seiten die Korbenden herabhängen. Man unterscheidet Sarrias. femeteras zum
Transport von Erde, Dünger etc., dann Sarrias de dur Covos zum Fortschaffen des Obstes,
Arganells,. deren Taschen die grossen Thonkrüge (Jerras somerales). aufnehmen, in welchen man
Wasser auf Saumthieren transportirt, und die Sarrietas, die mit Feldfrüchten angefüllt, an der
Deichsel .eines Bauernwagens befestigt werden. Ausserdem werden Körbe mannigfacher Art
Maulkörbe (Morrals) für Arbeitsthiere, Siebe (Garbell) und Matten für Fussböden etc. daraus
gefertigt.
Als Flechtmaterial verwendet man auch Bova (die Blätter der Typha angustifolia); die
meisten Körbe für den landwirthschaftlichen und Hausbedarf werden aber aus Pfahlrohr, das man
in dünne Streifen spaltet, geflochten. Dabei ist der obere Kranz, die Griffe und der Boden aus
Trieben (Verduchs) vom Oelbaum- und Mastixstrauch. Diese C o vo s sind äusserst dauerhaft und
dienen zum Transport von Lebensmitteln aller A rt; kleinere sind die Covonets, in denen die
Bäuerinnen ihre Nähereien und dergleichen Gegenstände aufbewahren. Sehr zahlreich sind auch
die Paneras oder Paners, die mit einem bogenförmigen Henkel versehen sind und den Mägden zur
Besoigung von Nahrungsmitteln auf dem Markte und anderer Gegenstände dienen. Manche sind ganz
offen, andere auch mit einem Deckel versehen. Körbe und anderes Flechtwerk werden aber nicht
blos aus Pfahlrohr, sondern auch, w ie bei uns, aus Weiden (Viinanera) verfertigt, wozu man die
gröberen Ruthen der Insel verwendet, die feineren aus Catalonien bezieht.
Ein klares Bild der H a n d e ls b ew e g u n g Mallorca’s im allgemeinen gewähren die Tabellen
der verschiedenen Zollämter der Insel. Es ergiebt sich, dass die Einfuhr aus dem Auslande von
Europa, Afrika und Amerika, die spanischen Colonien mitgerechnet, im Mittel 29 501 484 Reales
(7763548 Frcs.) jährlich beträgt und die Ausfuhr nach denselben Gegenden 33406111 Reales
(8791080 Frcs.). Im Vergleich zu früher hat der Handel in den letzten zehn Jahren sehr zugenommen.
Zur Entwickelung desselben und der Industrie hat die in Palma etablirt gewesene
Handelsgesellschaft, der Banco Balear, viel beigetragen. Sie beschäftigte sich mit Escomptirung von