nicht die schöne gothische, mit bemalten Scheiben versehene Rose vorhanden, so würde man gar
nicht an ihren mittelalterlichen Ursprung denken. Zw e i Kapellenvorsprünge treten auf beiden
Seiten vor; sie haben neun Strebepfeiler, zwischen welchen man Dächer aufgeschlagen, ja in die
man sogar kleine Gebäude hineingebaut hat, und unterhalb derselben läuft ein von kleinen Tragsteinen
unterstütztes Gesims mit Wasserspeiern. Gegen die Mitte ist zur Linken ein schönes
gothisches Portal; zur Rechten steigt man auf Stufen zu dem reichen Portal empor, welches etwas
unter einem vorderen Spitzbogen hervortritt. An diesem sind die inneren Spitzbogen von sechs
accolirten Colonnetten gestützt, w elche epheugeblätterte Knäufe bilden. Im letzten, noch vermauerten
Bogen sind drei Reliefs und
in die Wand auf jeder Seite wappenschildartige
Verzierungen, mit gothischen Kiel-
bog^nzierrathen ringsum, eingemauert.
Die Kirche hat drei, durch Strebepfeiler
gestützte, grösstentheils umgebaute A p siden.
Das Innere ist ziemlich edel gestaltet;
es ist gothisch und dreischiffig,
auf jeder Seite von neun Pfeilern mit
geblättertem Knauf unterstützt; auf jenen
ruhen grosse verkehlte Bogen, welche
die Wölbung tragen, mit sich dazwischen
einfach kreuzenden Rippen. Die Seitenschiffe
sind von der Höhe der Knäufe
des Mittelschiffes, von dem sie durch je
sechs Spitzbogen getrennt werden, und
dehnen sich hinter dem Hochaltäre aus.
Jedem Bogen gegenüber sind sie mit
einer Seitenkapelle versehen, welche
lediglich aus einem einfach in der Wand
vertieften Spitzbogen besteht. Mithin
beträgt deren Zahl sechs, mehrere davon
sind theilweise modernisirt, alle aber
mit zopfigen, geschmacklosen Altären
versehen. Nur in der ersten Kapelle
rechts ist ein altes Retabel mit vier
Heiligen unter Kielbogen mit Kreuzblume
auf Goldgrund und Predella mit
Heiligen in Halbfiguren. In der dritten
Kapelle ist ein hübsches Bild des Alois
Gonzaga. Durch die oberhalb einer jeden
Kapelle stehenden, jetzt mit Ausnahme
einer kleinen viereckigen Oeffnung ver-
Kleine Thür im Patio de la Fuente.___________________mauertenc Spi, tzbogenf£e ns,t er wi. rd, d,as
Innere nur halb erleuchtet. Im fünften
Kapellenraum haben die zwei Seiteneingänge eine tiefe, runde, mit bemalten Scheiben v er sehene
Rose. Prächtig ist die Wirkung der herrlichen Rose der Vorderseite über der Empore,
auf welcher die zopfige Orgel steht. Nach vorn zu sind zw ei Seitenkapellen in dicken, schmucklosen
Anbauten enthalten, die Sn Cristo-Kapelle rechts und eine grössere links mit Kuppel und
Zwickelkappen. In der kleinen Kapelle am Fusse der Empore, w o links das Taufbecken steht, ist
ein herrliches, kleines, gothisches Grabmal.
Die Kirche von Montesion ist schon sehr alten Ursprungs. Nach den Chronisten Mallorcas
stand an ihrer Stelle seit 1314 eine jüdische Synagoge, die man kurz nach diesem Zeitpunkt
demolirte, um dafür eine der Nuestra Señora de Montesion gewidmete Kapelle und ein Collegium
zu erbauen. Dann wurde sie dem Jesuitenorden geschenkt und während der verschiedenen Begebenheiten,
die die Jesuiten vertrieben oder zurückriefen, von ihnen oder ändern in Besitz genommen,
stets aber dem Cultus .offen gelassen. Sie ist Hülfspfarrkirche von S‘a Eulalia, unter Obersorge
eines geistlichen Custos. Die Kirche von Montesion hat ein schlichtes Aeussere, aber ein nicht
unschönes, reich verziertes Platereskenportal. Im Innern ist es ein Tonnengewölbe mit fünf Gurten,
mit Zwickelkappen, dazwischen Alles reich dekorirt, über dem Eingang eine Empore. In der
Hochaltarkapelle ist ein marmornes Denkmal zu Ehren von Frey. Raimundo de V er l, Bailli von
Mallorca, vom Johanniter-Ritterorden, der einer der ersten Wohlthäter des Collegiums nach der
Etablirung der Jesuiten war. Auf beiden Seiten sind fünf Kapellen mit Spitzbogen und darüber mit
Dockengeländer versehene Tribünen.
Gleich links ist die reich
verzierte, marmor- und jaspisgeschmückte
Kapelle des Beato
Alfonso Rodríguez, am 15. Juli
1531 in .S e g o v ia geboren, der
Portier von Montesion war und
in Palma seine Liebe für Arme
und Kranke kundgab; er starb
daselbst am 31. October 1.617
und wurde vom Papst C le mens
XIII. selig gesprochen. Der
Altartisch ist _ mit eingelegten
Marmorarbeiten versehen. A u f
einem Jaspissockel von 1,20 m
Höhe, mit Basis von schwarzem,
weiss geadertem Marmor, ist die
7 .Urne aus, weissem Marmor mit
Goldrahmen und Glasscheiben,
welche die Reste des Seligen
einSChliesst. Die Kapelle hat
eine zopfige Kuppel mit acht
Gurten, die auf vier Bogen aus
gelbem Marmor ruhen, mit rusti-
schen, verkehlten Pfeilern an den
Ecken, g'rossen Rosetten und
Guirlanden in Relief mit Male-
reien und goldstrahlender ™la ub, e Kose von bla Eulalia,
in der Mitte; alle Wände sind
unten mit reichgefärbtem Marmor überzogen. Nach rückwärts zu liegt das als Kapelle verwendete
Zimmer des Beato mit vielen Reliquien.
Einige Schritte von hier, gleichfalls in der Calle de Montesion, liegt das Co legio de la
Crianza mit der dazugehörigen einfachen Kapelle, welches zur Erziehung von jungen Mädchen im
Jahre 1510 gestiftet wurde. Gegenwärtig steht es unter dem Schutze des Ayuntamiento.
Am Ende der Gasse von Sta Clara führt ein mit dem Bildnisse der heiligen Clara geschmücktes
und von einem Kreuze überragtes zopfiges Portal in ein breites Gehöft, w o sich uns rechter Hand
das Klostergebäude darbietet. A u f der Vorderseite ist eine durch Pfeilerchen unterbrochene
Balustrade, von der aus sich links der viereckige Thurm erhebt. Das Innere ist ziemlich nüchtern.
Das von vier Rundbogen getragene Tonnengewölbe weist flache Kappen und Fenster mit dünnen
Marmorplatten auf; Pfeiler trennen die Seitenkapellen. Ueber dem Eingang ist eine grosse Empore