Der folgende Estanque El Quint steht mit einem Kanal in Verbindung, der das Wasser in das
Meer leitet, wenn die Salinenbeete trocken gelegt werden. Der Estanque El Sulceron ist wegen
seines Schlammes sehr gefährlich zu benutzen und auch weniger ergiebig; seine Ufer sind sandig,
zumeist mit vielen Binsen, Siwinen und Strandkiefern bewachsen.
Vom nördlichen Ende des Sumpfes der Salinas kann man in kurzer Zeit zu der nahe beim
Cabo de Llentrisca gelegenen Einsiedelei von Es Cubells gelangen. Der W e g läuft anfangs in
der Ebene meist zwischen Feigenpflanzungen fort, an mehreren runden, aus Steinen erbauten Ver-
theidigungsthürmen vorüber, durch das Thal Es Cubells, das von schön geformten höheren Hügeln
eingefasst ist, deren Abhänge Strandkiefern mit ihren Kronen bedecken, die im Thale mit den
dunkleren ernsteren Gebüschen der Siwinen abwechseln.
Ueber kleine Hügel und Thäler mit üppigen Brombeergebüschen, Hecken von Pfahlrohr,
riesigen alten Oelbäumen, Johannisbrod- und Mandelbäumen geht der oft steinige W e g bis zur
Thalmündung, an dessen äusserstem Rande die der hl. Jungfrau gewidmete Kirche von Es Cubells
Thal gegen Es Cubells.
liegt. Die schmucklose Kirche, welche im Innern drei Rundbogenkapellen und eine Hochaltarskapelle
aufweist, wurde auf Veranlassung eines catalonischen Geistlichen errichtet, der in eine,m
in der Nähe gelegenen kleinen Häuschen ein Einsiedlerleben führt und bei den Bauern im grössten
Ansehen steht.
Die Kirche steht ganz isolirt und einsam da, dafür ist aber ihre Lage prachtvoll. Man hat
von hier eine wirklich bezaubernde Aussicht über das weite, lichtausstrahlende Meer bis zu der in
nebelhafter Ferne aufsteigenden Insel Formentera, den zahlreichen Vorbergen, deren steile schroffe
Seiten in den blauen Fluthen unterzutauchen scheinen.
Von der Kirche schlängelt sich ein schmaler Pfad zur Einsiedelei hinab. Das Häuschen des
Einsiedlers liegt fast ganz zwischen Pomeranzenbäumen und zahlreichen Weinreben versteckt,
die eine kleine Veranda dicht umziehen. Von hier aus erblickt man zwischen den grünenden
Zweigen der mit Früchten reichbeladenen Bäume den tiefblauen Meeresspiegel und die dunkle
starre Gestalt des Puig d’en Serra mit dem nahen Cabo de Llentrisca. Fürwahr, es möchte nicht
leicht sein, einen Ort in der W e lt zu finden, der zu einer andächtigen Betrachtung der Grösse
Gottes geeigneter w äre als dieser.
Von Zeit zu Zeit pilgern Bauern und Bäuerinnen nach Es Cubells; alle bringen dem Einsiedler
Spenden von Lebensmitteln, und empfangen dafür Rath und Trost in ihren, Lebensnöthen
und kehren fröhlich wieder heim.
V on Es Cubells kann man in Kürze den 430 m hohen Puig d’en Serra, die bedeutendste
Höhe von Ibiza, erreichen. Er schliesst sich nach Süden dem mächtigen. Vorsprurige des Cabo de
Llentrisca und nach Norden der Gruppe der Atalayaza, von der w ir npch sprechen werden, an
und beherrscht im Osten das ganze Thal gegen Es Cubells zu.
Von Es Cubells w ird man am besten wieder auf demselben W e g e über die Salinen, oder
auf dem noch kürzeren vpn Sn José nach Ibiza zurückkehren.
VI. Nach Sn José und S11 Antonio.
Der W e g von Ibiza nach Sn José, der etwa 2% Stunden beträgt und die Ebene durchschneidet,
fällt anfangs mit dem nach den Salinen zusammen und trennt sich erst in der Nähe des Friedhofes.
Der steinige Boden ist mit Feigen, Mandeln, Johannisbrod und alten riesigen Oelbäumen, von
Ansicht bei Es Cubells.
denen der gewaltigste 20 Ellen im Umfang hat und viele Jahrhunderte alt ist, bewachsen.
Einige Abwechslung in der Landschaft rufen auch die vereinzelten kleinen weissen Bauernhäuser
hervor, welche durchweg mit- einem von Stangen unterstützten Vordache aus Strandkiefern versehen
sind und halb versteckt zwischen den üppigen Opuntienzweigen liegen. Dürr und steinig
ist hier überall der Boden und der W eg .
Hat man die Salinen im Rücken, so biegt der Pfad gegen Norden in ein unbebautes, mit
Johannisbrodbäumen, Siwinen und Wachholder (Juniperus oxycedrus) bewachsenes Thal ein, auf
dessen Hügeln Strandkiefern stehen. Selten stösst man auf eine menschliche Wohnung. Die schon
öfters erwähnten Thürme fehlen auch hier nicht und verleihen der Landschaft die echte Ibizaner
Physiognomie.
S« José, der Hauptort des gleichnamigen Municipaldistriktes und der Sitz des Alcalde, ist,
wie die meisten Ortschaften, kein eigentliches Dorf, sondern blos eine Pfarre mit wenigen benachbarten
und mehreren, in weiterer Entfernung zerstreut liegenden Bauernhäusern. Der Pfar^sprengel
umfasst 3730 Seelen.
Die auf der Anhöhe des Thaies, inmitten der kleinen Häusergruppe liegende Kirche ist
em schmuckloses, langes Gebäude, mit einer Bogenhalle und einem Glockengiebel. Das Innere
zeigt ein einfaches Tonnengewölbe mit Seitenkapellen und zopfigen Altären. An die Kirche stösst
das Pfarrhaus an mit einer vorderen Halle, in deren Schatten die Lastthiere angebunden werden.
Von der Kirche geht die Reihe der Stationen des Calvars aus, den Calvarienberg stellen drei nahe