Grössere fliessende Gewässer sind nicht vorhanden, w oh l aber zahlreiche Torrenten, welche
bei starken Regengüssen so gewaltig anschwellen, dass sie sich für einige Zeit in breite Flüsse verwandeln,
und durch Ueberschwemmungen ansehnlichen Schaden anrichten. Ausser den Regengüssen,
von deren Häufigkeit der grössere oder geringere Wasserreichthum der Torrenten abhängig
ist, tragen auch die plötzlich in den Gebirgen zusammenschmelzenden Schneemassen nicht wenig
zum Anschwellen der Wasserläufe bei. Sowie die Regengüsse aufhören oder der Schnee völlig
geschmolzen ist, fangen auch die Tofrenten zu versiegen an. Nur die grösseren Giessbäche behalten
selbst in der trockensten Jahreszeit hie und da in tiefer gelegenen Felsenaushöhlungen ihres
Bettes Wasser zurück, und diese nennt man auf Mallorca Gorchs. Das Flachland weist die
grösseren Torrenten auf, sie ergiessen sich sämmtlich in die beiden Bahias. Die bedeutendsten
sind die in die Bahia de Palma unmittelbar bei der Stadt ausmündende La Riera, ferner die Torrentes
del Pont gros und de Son Vert, und ferner die sich in die Bahia de Alcudia ergiessenden To rrentes
Valle de Aumellutx.
de Sn Miguel de Muro und de Borja. Diese Torrenten haben einen sehr ungleich langen
Lauf; am längsten ist der des Torrente de Muro. Ausser den Giessbächen giebt es in der Ebene
noch eine Menge kleinerer Wasserläufe, w elch e sich im Innern des Landes nur, nach Regengüssen
bemerklich machen.
V ie l zahlreicher sind die Torrenten in der Sierra, und wenn auch ihre Grösse eine geringe
ist, so zeichnen sie sich doch hier durch einen viel grösseren Wasserreichthum aus. Am bedeutendsten
sind die in der Sohle der Hauptthäler verlaufenden, w ie die Torrenten der Thäler de Sla Ponsa,
de Andraitx, de Soller, de . Lluch und de Pollenza. Die Giessbäche der zw ei zuletzt genannten
Thäler, der Torrente d’en Pareis und der sich in die Albufereta ergiessende Rech sind, abgesehen
von einigen ganz unbedeutenden Wasserfäden, die einzigen beständigen Gewässer der Insel.
Das Gebiet der Sierra ist überhaupt sehr wasserreich, w ie schon die vielen Quellen, die
namentlich in den Thälern von Soller und Deyä hervorsprudeln, bekunden. Zu den ansehnlichsten
Quellen der Insel gehören die zwei bei Esporlas entspringenden, welche den Namen Font de la
Vila und Font d’en Baster führen; die; eine derselben versorgt die Stadt, die andere die Umgegend
(1 Horta) von Palma mit Wasser. Weitere bedeutende Quellen sind noch die bei Soller hervorkommende
Font de l ’OUa, die Font de Artigues im Distrikt von Alarö, die von Ternellas und
Pollenza und endlich die von Son S“ Juan in Muro.
A n Seen mangelt es auf Mallorca gänzlich, dagegen giebt es viele Brackwassersümpfe,
Salobrars genannt, in den Niederungen der Küste und vom Meere durch Dünen, die W in d und
Wellen aufwarfen, geschieden. Fast immer trocknen sie im Sommer aus, nur an einzelnen Stellen,
w o kleine Quellen sich finden, bleibt dann nopfteine Feuchtigkeit zurück und bildet den Mittelpunkt
der ,zur Regenzeit entstehenden Laguna. Fast alle d ie s f (Sümpfe haben Salzgehalt und
scheinen in einem unsichtbaren Zusammenhänge mit dem Meere zu stehen.
Bei Betrachtung der an Mallorca grenzenden Meeresgewässer müssen w ir der höchst merkwürdigen
Senkung des Meeresspiegels zwischen der ganzen Gruppe der Balearen und der nahen
Festlandsküste Erwähnung thun, welche. 8 m im Pfeil (Sagita) beträgt. Sie ergiebt sich ganz deutlich
aus dem Unterschiede der Breite des zwischen der Montana de Monjui bei Barcelona und der
Mola de Formentera liegenden Meridianbogens im Vergleiche zu anderen Meridianbogen.
Von den zwischen Mallorca und den zunächst gelegenen Inseln sich befindenden Meeres-
Das Cabo Formentor vom Canal de Menorca aus.
Kanälen ist der zwischen Mallorca und Ibiza befindliche sowohl seiner Breite w ie seiner Länge nach
der ansehnlichste. Er verläuft von Nordwesten nach Südsüdosten und wird in ersterer Richtung
von der Insel Dragonera und der Pünfa d’en Serra auf Ibiza, in letzterer dagegen von der Insel
Cabrera und' der Punta de la Mola auf Formentera eingefasst. Die Breite dieses Kanals ist sehr
ungleich, am schmälsten ist er gegen seine nordwestliche Ausmündung zu, w o die Entfernung
(zwischen dem Cabo de la Mola bei Andraitx auf Mallorca und dem Cabo de Punta grosa auf Ibiza)
nur 44 Meilen beträgt. Seine grösste Breite erreicht der Kanal in seiner Mitte, w o er sich einerseits
m die Bahia de Palma, andererseits gegen den Pass der Frejos zwischen Ibiza und Formentera zu
ausbaucht; er misst hier zwischen Palma und der Punta del Borronar auf Formentera 75 Meilen.
Nach seiner südöstlichen Ausmündung hin verengt er sich wieder dergestalt, dass seine Breite
zwischen der Punta de Anciola auf Cabrera und der Miola auf Formentera nur noch 68 Meilen
ausmacht. Die grösste Tiefe des Kanals liegt in der Richtung zwischen der Cala de S'» Ponsa auf
Mallorca, und der Cala de Punta grosa auf Ibiza; die Messungen ergaben sich bis zu 270 Brazas.
Der zweite Kanal trennt Mallorca von Menorcapir wird im Nordwesten, von dem Cabo
Formentor auf Mallorca und dem Cabo Menorca auf der gleichnamigen Insel, im Südosten von
dem Cabo de Pera auf Mallorca und der Isla del Aire eingefasst, nähert sich in seiner Richtung
mehr der Linie W e s t -O s t , als der erstgenannte Kanal und ist viel schmäler als dieser; an
seiner nordwestlichen Ausmündung, zwischen den angegebenen Spitzen, beträgt seine Breite nur
28 Meilen, in der Mitte ist er zwar etwas ausgebuchtet, jedoch blos nach Südsüd westen zu, w o er
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